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Nach holprigem StartBjörn Heuser feiert Jubiläums-Konzert im Brauhaus

Lesezeit 3 Minuten
Björn Heuser bei seinem 700. Freitagskonzert im Gaffel am Dom.

Björn Heuser bei seinem 700. Freitagskonzert im Gaffel am Dom.

Jeden Freitag spielt der Kölner Musiker im Brauhaus Gaffel am Dom auf seiner Gitarre und singt vor, mehrere Hundert singen mit ihm.

Björn Heuser kommt kaum durch die Menge, jeder will ihm gratulieren, die Hand schütteln, ihn umarmen. Die 700 ist geschafft. So viele Freitagskonzerte hat der kölsche Musiker nun bereits im Brauhaus Gaffel am Dom gespielt. 700 Freitagskonzerte, lacht Heuser kurz nach Mitternacht, das bedeute auch, 700 Mal am Samstagmorgen angeschlagen aufzustehen. Ein bisschen verblüfft wirkt der Musiker, als er sich im dicht gedrängten Brauhaus umschaut. Dass sich einmal lange Schlangen vor dem Eingang für die Mitsing-Konzerte bilden würden, hätte er anfangs kaum ahnen können.

Björn Heuser füllt mit „Kölle singt“ Lanxess-Arena

Der 42-Jährige kann sich noch gut an seine ersten Brauhaus-Konzerte 2008 erinnern, da sah es mit der Begeisterung des Publikums nämlich noch anders aus als an diesem Freitagabend: „Bei den ersten Abenden haben die Leute noch gedacht: Was will der Typ mit der komischen Mütze hier?“ Die Gäste wären teils aufgestanden und gegangen, weil sie sich beim Essen gestört gefühlt hätten. Doch Heuser gab nicht auf: „Weil ich es liebe, wäre es schade gewesen, einfach aufzuhören.“ Und der lange Atem sollte sich auszahlen, immer weniger Leute verließen beim Mitsing-Konzert das Brauhaus, immer mehr kamen gezielt, um mit Björn Heuser zu singen. Heute füllt der „Mitsing-König“ nicht nur regelmäßig das Brauhaus, sondern bei „Kölle singt“ auch die Lanxess-Arena.

Bei insgesamt 700 Brauhaus-Konzerten gibt es einige Momente, an die sich Heuser gerne zurückerinnere. So hätten sich viele Menschen dabei kennengelernt, die heute verheiratet seien und Kinder hätten – zur Geburt habe er schon öfter Karten von seinen Konzertgästen bekommen. Eines dieser „Heuser-Babys“ sei mittlerweile zwölf Jahre alt. Und das 111. Konzert wurde für Heuser selbst zum Liebesglück: Da lernte er seine Ehefrau Iris kennen, die damals in der ersten Reihe stand. Ganz besonders auch der gemeinsame Auftritt mit den Bläck Fööss, die nach einem Firmenevent im Keller des Brauhauses in das Konzert stolperten – und spontan für zwei Lieder mitmachten.

Vor der Bühne drängen sich am Freitagabend viele Menschen.

Vor der Bühne drängen sich am Freitagabend viele Menschen.

Der „Mitsing-König“ versuche, nicht jeden Freitag die gleichen Lieder anzustimmen – und doch sind einige gesetzt. „Die Leute sind fast schon beleidigt, wenn ich die nicht spiele“, sagt er. Dazu zählen etwa „En unserem Veedel“ von den Bläck Fööss oder „Mer stonn zo dir, FC Kölle“ von den Höhnern. Aber auch eigene und neuere Lieder etwa von Cat Ballou, Kasalla oder Miljö singt Heuser gerne, bei den ersten Mitsing-Konzerten gab es diese Bands noch gar nicht, beziehungsweise sie waren noch nicht bekannt.

Nicht nur die Musik hat einen frischen Wind erlebt, auch Heusers Publikum hat sich verändert: Wo anfangs hauptsächlich 50., 60. oder 70. Geburtstage während seiner Konzerte im Brauhaus gefeiert wurden, seien es heute auch 18. Geburtstage. Kürzlich habe ein 90-Jähriger seinen Geburtstag im Brauhaus zelebriert – mit Kindern, Enkeln und Urenkeln. „Diese Konzerte verbinden Generationen, das ist wirklich herzerwärmend.“

Auch an diesem Freitagabend sind Jung und Alt gekommen, um gemeinsam mit Heuser zu singen. Bei manchem Lied der Bläck Fööss, BAP oder der Höhner muss der Musiker kaum mehr tun als seine Gitarre zu spielen – bei „Ich ben 'ne Räuber“, „Drink doch ene met“ oder „Verdamp lang her“ ist der Brauhaus-Chor textsicher. Und auch instrumental gibt es Unterstützung: Anlässlich des Jubiläums hat Heuser Hobbymusiker dazu aufgerufen, wie in irischen Pubs ihre Instrumente mitzubringen und bei ausgewählten Stücken mitzuspielen. Zu „Wolkeplatz“ und „Jedäuf met 4711“ stimmen zumindest ein paar Gäste mit Ukulele und Flitsch ein, irgendwo in der Menge schallt ein Tambourin dazu und eine Gruppe hält ihre Luftgitarren in die Höhe.

„Ich glaube, das war ein gelungener Abend“, sagt Heuser zufrieden nach gut anderthalb Stunden Singen und Schunkeln und einem letzten gemeinsamen „Denn he hällt m'r zesamme, ejaal wat och passet, in uns'rem Veedel“.