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Ein Klassiker kehrt zurückDas Weinhaus Brungs ist wieder geöffnet

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann und eine Frau stehen nebeneinander in einem gediegenen Gastraum mit dunkler Holzvertäfelung und einem Fußboden im Schachbrett-Muster.

Betriebsleiter Jalal El Makkaoui und Mitarbeiterin Stefania Bonaffino im Brungs

Das Weinhaus Brungs war nach einem Betreiber- und Besitzerwechsel mehrere Monate geschlossen. Was Gäste jetzt dort erwartet.

Die Türen und Fenster stehen sperrangelweit auf. Ein frischer Wind weht über die blanken Holztische im Inneren. Das Weinhaus Brungs ist wieder geöffnet – und noch ganz das alte: Die gelb getünchten Wände und das uralte Holzmobiliar verbreiten den bekannten rustikalen Charme. Auf der Speisekarte stehen wie in den vergangenen Zeiten auch: Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen, Leber auf venezianische und auf Berliner Art zubereitet, Wiener Schnitzel und frischer Zander. Es stehen 45 verschiedene Weine zur Auswahl.

Und genauso hat Patrick Höppener, neuer Betreiber des Lokals, es sich gewünscht, als er vor über drei Jahren den Pachtvertrag unterschrieb. Die Eigentümer hatten gerade dem ehemaligen Pächter Walech Mehmani gekündigt und wollten das Haus verkaufen, dann machte die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch. Ein langes juristisches Tauziehen folgte. Mehmani hielt seine Kündigung für unwirksam und pochte auf sein Besitzrecht bis Ende 2022. Die Stadt kündigte daraufhin Höppener.

Juristische Auseinandersetzung landete beim Oberlandesgericht

Der zog vor Gericht und gewann zunächst vor dem Land- dann vor dem Oberlandesgericht. Mehmani verließ das Lokal im Februar dieses Jahres. Doch die Übergabe an Höppener seitens der Stadt verzögerte sich. Sechseinhalb Monate war das Weinhaus geschlossen. Die Stammkunden starteten eine Petition, damit es weiter geöffnet bleibt. Jetzt ist es endlich so weit: Immer wieder schaut ein alter Kunde herein und kann es kaum fassen: „Wie schön, dass es das Weinhaus Brungs wieder gibt.“

Hinter einer großen Terrasse mit Tischen, Stühlen und aufgespannten Sonnenschirmen stehen ein rotes und ein grünes Haus im klassischen Altstadt-Stil.

Das Weinhaus Brungs am Marsplatz 3-5 empfängt wieder Gäste.

Höppener selbst war früher Stammgast im Weinlokal, als der ehemalige Pächter Karl-Heinz Nosal es noch betrieb und verliebte sich in die Immobilie: „Es hat so ein besonderes Flair. Das hat mich einfach angezogen“, schildert Höppener. Deswegen möchte er auf jeden Fall alles so lassen wie es ist, mit seiner Patina und den Zeugnissen der Geschichte, die es erzählt.

Das Weinhaus befindet sich eigentlich in zwei Häusern, die der ehemalige Ratsherr Gillis Eifler im 15. Jahrhundert am Marsplatz 3 und 5 errichtete, an der Stelle des alten römischen Stadttors, das mittlerweile abgebrochen war. Mit ihren gegliederten Putzfassaden und den Kreuzstockfenstern sind sie typische Kölner Kaufmannshäuser der Zeit. Etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts kaufte die Familie Brungs beide Häuser. Um mehr Platz zu schaffen, legte sie die Gebäude zusammen.

Mauerwerk im Keller zeugt von der alten römischen Stadtmauer

Sie wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und danach wieder hergestellt. Im alten Gewölbekeller ist noch Mauerwerk zu finden, das von der römischen Stadtmauer stammt. Dort stehen auch noch die Steinstatuen eines Kaisers und Papstes aus dem Mittelalter, die einst vor dem Rathaus zu Hause waren und im Krieg im Keller Asyl fanden. Im Spitzbogen zwischen den Häusern ist die Fratze des „Worbels“, eines bekannten Stadtnarrs aus dem Mittelalter eingemeißelt. Das Mobiliar stammt aus dem Kunst- und Antiquitätenhandel, teilweise auch aus anderen im Krieg zerstörten Häusern. Das besondere Schmuckstück ist aber die hölzerne Wendeltreppe aus dem 18. Jahrhundert.

Die Stammgäste verbinden viele Erinnerungen mit dem Weinhaus. Heribert Schlimm, einer von ihnen, hat manches Fest dort verlebt: „Ich habe vor sieben Jahren meinen 80. Geburtstag hier gefeiert und als ich meine bucklige Verwandtschaft gezählt habe, die ich einladen wollte, kam ich auf 80 Gäste, in den Gewölbekeller passen aber nur 40. Also habe ich zweimal hintereinander gefeiert“, erzählt er. Nachdem sein Stammlokal wieder geöffnet ist, können nun weitere Feste folgen.

Am Herd steht auch wieder ein altbekannter Koch: Martin Schmolz, der bereits im Brungs kochte, als Nosal es noch betrieb. Auch Betriebsleiter Jalal El Makkaoui und die langjährige Theken-Mitarbeiterin Stefania Bonaffino sorgen dafür, dass der Laden auf altbewährte Weise wieder läuft. Und so wird Schlimm mit einem Kölsch begrüßt, sobald er den Laden betreten hat. Weitere Runden werden folgen.


Die Hauptgerichte kosten zwischen 20,90 Euro und 31,90 Euro. Die offenen Weine (0,2l) sind für 6,90 bis 8,90 Euro zu haben. Weinhaus Brungs, Marsplatz 3-5, Tel.: 0221/74015539. Öffnungszeiten: Mi und Do, 17-24 Uhr, Fr, Sa und So 12-24 Uhr.