Der Pachtvertrag des „Jeck“ wurde nicht verlängert. Am 18. November wird dort zum letzten Mal gefeiert.
Nach sieben JahrenDiese Altstadt-Kneipe schließt ihre Türen
An den Wänden hängen Preislisten, Tische und Stühle sind verschwunden – die Tanzfläche im „Jeck“ ist bereit für den Ansturm am 11.11. Es ist die letzte Sessionseröffnung in der Kellerkneipe in der Altstadt sein. Am 18. November öffnen Crazy Lauermann („Das ist tatsächlich mein Vorname“) und ihre Mutter Inge Fischer ein letztes Mal ihre Tür für Fans kölscher Musik. Dann ist Schluss. Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert, eine Anschlusslösung gibt es nicht.
Sieben Jahre lang wurden im „Jeck“ in der Großen Neugasse am Wochenende ausschließlich kölsche Tön gespielt. Das gebe es sonst nirgendwo, meinen die Betreiberinnen. Anfangs hatte Lauermann, die auch schon unter dem Namen Crazy Kokolores als Karnevalssängerin aufgetreten ist, noch ihre Zweifel: „Ich habe mich gefragt: Kann man acht Stunden am Stück nur kölsche Musik spielen, ohne sich zu wiederholen?“ Ihr Fazit: „Das geht.“ Einziges Problem sei, dass immer dieselben Lieder gewünscht werden. Neben den jeweiligen Sessionshits seien etwa „Kölsche Jung“ von Brings und die FC-Hymne von den Höhnern Dauerrenner.
Im „Jeck“ läuft nur kölsche Musik
Nicht nur Kölnerinnen und Kölner zählten zu den Gästen des „Jeck“, auch Besucher aus Belgien, der Schweiz, Mexiko oder Pakistan hätten sich in die Kneipe verirrt. Und am Ende hätten sich stets alle schunkelnd in den Armen gelegen. „Kölsche Musik ist zum Mitsingen und Mittanzen. Das verbindet“, sagt Lauermann. Ob man die Texte versteht oder nicht.
Das Konzept hat auch schon so manchen kölschen Musiker in die Kneipe gezogen: Eine Tafel an der Wand bietet kaum noch einen freien Fleck, so viele Unterschriften sind darauf. Miljö, Klüngelköpp, Kempes Feinest und Björn Heuser – sie alle haben sich im „Jeck“ verewigt. Und weil nicht nur Künstler, sondern auch die Mitglieder einiger Traditionskorps sich in der Kellerkneipe offenbar wohlfühlen, haben Lauermann und Fischer für sie eine zweite Tafel zum Unterschreiben angebracht.
Dem Kneipennamen „Jeck“ wollte Lauermann über die Jahre genauso treu bleiben wie ihrem eigenen Vornamen Crazy. Langweilig sollte es bei ihr nie werden. Als DJane ist sie regelmäßig mit Mikrofon auf die Theke geklettert. Die Gäste hätten wahlweise mit dem Zücken ihrer Handys oder einem zum „O“ geformten Mund reagiert. Auf dem Tresen hat Lauermann dann performt, gerne hat sie dafür vorher auch ihre „Spielzeugkiste“ geplündert. Darin fanden sich Überbleibsel von Karnevalspartys, zum Beispiel ein Leo-Print-BH oder lustige Brillen. Zum Höhner-Hit der vergangenen Session, „Prinzessin“, hat sie sich dann ein kleines Krokodil aus der Kiste geschnappt.
Nun ist damit aber Schluss. Enttäuschte Stammgäste fragten unter dem Facebook-Post des „Jeck“ zur Schließung, wo sie denn nun hingehen sollen. Denn Lauermann und Fischer haben zwar nach Alternativen gesucht, „aber nichts Passendes gefunden“. In die Kellerräume in der Großen Neugasse solle auch keine neue Gastronomie einziehen, laut den „Jeck“-Betreiberinnen will der Vermieter die Räume selbst nutzen.
Fehlende neue Räume sind aber nicht der einzige Grund für das „Jeck“-Ende: Lauermann und Fischer zögerten auch, nochmal neu zu investieren – und das in diesen wirtschaftlich ohnehin unsicheren Zeiten. „Ich finde den Kölsch-Preis für mich persönlich jetzt schon zu hoch, aber es geht nicht anders“, sagt Lauermann. Derzeit kostet ein Kölsch (0,2l) 2,40 Euro. Sie fürchtet: „Irgendwann zahlst du 3,20 Euro für eine Stange.“
Lauermann will die neu gewonnene Zeit dafür nutzen, wieder mehr eigene Musik zu machen. Sie kann sich außerdem vorstellen, eigene Stadtführungen anzubieten und sich stärker in einer Karnevalsgesellschaft zu engagieren. Auch ihre Mutter sucht sich nun einen anderen Zeitvertreib. Stillsitzen geht nicht.