Zwei Giebelhäuschen am Fischmarkt müssen bis auf die ersten beiden Etagen abgebaut werden. Wann sie wieder aufgebaut sein werden, ist unklar.
Restaurantbetreiber sprechen von „Katastrophe“Giebelhäuschen am Kölner Fischmarkt müssen abgebaut werden
Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt. Zwei der Giebelhäuschen am Fischmarkt, die zu den beliebtesten Fotomotiven Kölns gehören, müssen bis auf die zwei unteren Etagen komplett abgebaut werden, weil das Fachwerk marode ist. Das Dach ist bereits abgetragen, Balken und Gemäuer in den Giebeln mit dem grünen und orangefarbenen Gemäuer sind weitgehend verschwunden. Der Großteil der Substanz war nicht mehr zu retten.
Stadtkonservator Thomas Werner sagt: „Das Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege hat dem Eigentümer die denkmalrechtliche Erlaubnis für den Rückbau erteilt.“ Als zwingende Auflage wurde festgelegt, „dass dieser unter Begleitung eines Fachgutachters und einem fachlich qualifizierten Zimmereibetrieb durchgeführt werden muss“. Etagenweise wird nun bis zum ersten Obergeschoss zurückgebaut. Die unteren beiden Etagen bleiben stehen, denn sie sind massiv gemauert und deshalb nicht in Gefahr.
Diejenigen historischen Holzbalken, die schadensfrei sind, werden gesichert, nummeriert und eingelagert, damit sie später beim Wiederaufbau eventuell benutzt werden können. Wann die denkmalgeschützten Häuschen wieder aufgebaut sein werden, ist noch unklar. Thomas Werner: „Der Rückbau wird Erkenntnisse liefern, in welchem Material der Wiederaufbau möglich sein wird. Erst wenn diese vorliegen, kann eine konkrete Planung zum Wiederaufbau mit dem Amt abgestimmt und denkmalrechtlich genehmigt werden.“ Fest steht aber: Die Häuschen im Schatten von Groß St. Martin müssen genauso aussehen wie vorher.
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Giebelhäuschen in Kölner Altstadt sind von großer Bedeutung
Entdeckt worden waren die Probleme im Sommer bei Sanierungsarbeiten im Hotel „Kleines Stapelhäuschen“, das in den oberen Stockwerken der Gebäude Zimmer hat. Dabei war die dicke Putzschicht von den Fassaden entfernt worden und erstmals das bisher unbekannte Gebälk sichtbar geworden. Und die schlimmen Schäden. Sie sind nach Erkenntnissen der Experten durch Fehler bei Umbauten in den 1930er-Jahre und beim Wiederaufbau entstanden. Durch eine falsche Wärmedämmung wurden die Fachwerkbalken von Pilzen und Insekten befallen, so das Denkmalamt. Wegen Einsturzgefahr wurde ein großes Gerüst vor die Fassaden gesetzt.
Trotz dieser schlechten Nachricht: Als „kleine Sensation“ bezeichneten die Denkmalschützer die Entdeckung, dass die Häuser am Fischmarkt 1 bis 3 im Wesentlichen aus der historischen Fachwerkstruktur bestehen und weit vor der grundlegenden Sanierung der Kölner Altstadt in den 1930er-Jahren entstanden sein müssen, also keinesfalls reine Fantasie-Gebäude sind, die an die alte Zeit erinnern sollen. Möglicherweise stammen die Hölzer aus dem 16. oder 18. Jahrhundert. In jedem Fall sei das Baualter der Häuschen für den Bestand der im Krieg weitestgehend zerstörten Altstadt von „herausragender Bedeutung“.
Der Gebäudekomplex des „Kleinen Stapelhäuschens“ gehört dem Hamburger Immobilienunternehmen Centralis. Die Firma hatte ursprünglich mit einer recht kurzen Bauzeit und Kosten von drei Millionen Euro gerechnet. Doch diese Pläne sind nun durchkreuzt. Dramatisch ist die Lage für die Kölner Gastronomen Thomas Wippenbeck und Nadja Maher, die in den Häuschen 2021 das Restaurant Feinfein eröffnet hatten. Mit viel Liebe und historischen Details wurden die Räume gestaltet. Da sie sich in den beiden unteren, gemauerten Etagen befinden, bleibt hier alles intakt, nichts muss ausgelagert werden.
Restaurant Feinfein im Giebelhäuschen ist seit April geschlossen
Aber: Wegen der Bauarbeiten ist das Restaurant bereits seit April geschlossen, immer wieder wurde die Hoffnung auf eine baldige Wiedereröffnung enttäuscht. „Für uns ist das eine Katastrophe, wir haben seit April keine Einnahmen“, sagt Thomas Wippenbeck. „Wir haben sehr viel investiert und Liebe hineingesteckt. Und das Restaurant lief auch sehr gut.“ Das Gastronomenpaar hatte sich zum Ziel gesetzt, die Kölner mit dem gehobenen Angebot wieder in die Altstadt zu locken. „Das hat funktioniert.“
Allein der Abbau der oberen Etagen wird noch einige Wochen dauern. Dann wird über dem Feinfein eine neue Betondecke eingezogen. „Für uns heißt es jetzt einfach: warten.“