Die KVB-Großbaustelle zwischen Hahnenstraße und Rudolfplatz sorgt für Verkehrseinschränkungen. Alte Menschen und Pendler trifft es besonders.
Zwischen Hahnenstraße und RudolfplatzKVB-Großbaustelle in Köln sorgt für Unmut bei Pendlern
Wahrscheinlich wird alles nach Plan verlaufen, und sterben wird der Patient im übertragenen Sinne ganz sicher nicht. Doch es ist eine Operation am offenen Herzen, die unter Federführung der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) derzeit zwischen Neumarkt und Rudolfplatz stattfindet. Auf der Hahnenstraße, eine der Hauptverkehrsadern der Stadt, werden seit Samstag alte Gleise und Weichen ausgetauscht. Eine große Belastung für manche Kölner, auch wenn der Eingriff gut vorbereitet und durchgeführt zu sein scheint.
„Beschissen“, sagt Johanna Tillmann auf die Frage, wie es denn mit dem Ersatzbus geklappt hat, dem sie gerade am Neumarkt dank fremder Hilfe entsteigen konnte: „Vor allem, wenn der Bus so ruppig fährt.“ Normalerweise wäre die 85-Jährige mit der Stadtbahnlinie 1 ohne größere Umstände zu ihrem Termin am Heumarkt gekommen. Wegen der Baustelle fährt die 1 derzeit jedoch nur bis zum Rudolfplatz, wo Ersatzbusse den Weitertransport bis zum Neumarkt übernehmen (ebenso in der Gegenrichtung).
Auch die Linien 7 und 9 sind unterbrochen und werden durch Busse ersetzt. Für Johanna Tillmann mit ihrem Rollator eine beschwerliche Angelegenheit. Nach der kurzen Bustour muss die alte Dame nun über den ganzen Platz laufen, um ihre Fahrt mit der Straßenbahn fortzusetzen.
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Die Lehrerin einer dritten Klasse der Grundschule Bachemer Straße hat alle Hände voll zu tun, ihre 19 Jungen und Mädchen auf dem engen Buskap beisammen zu halten und gleichzeitig den besten Anschluss in Richtung Museum Ludwig herauszufinden. Die Ausflügler sind umtost von Autos, Bussen, Fußgängern und Radfahrern. Vor allem das Umsteigen sei stressig, sagt die Lehrerin: „Und bei dieser Menschenmenge den Überblick zu behalten.“
Hahnenstraße ist das zweite KVB-Großprojekt in 2023
Nach der Gleissanierung auf der Kreuzung Aachener Straße/Gürtel ist die Hahnenstraße das zweite Großprojekt für die KVB in diesem Jahr. Und das „an der prominentesten Stelle, wo die KVB in Köln bauen kann“, sagt Sprecher Stephan Anemüller. Wobei die Aachener Straße durchaus aufwändiger gewesen sei. Umleitungen für den Autoverkehr gebe es aktuell nämlich so gut wie keine und auch der Bedarf an Ersatzbussen sei geringer. Sein Fazit bisher: „Es funktioniert und der Verkehr fließt.“
Wobei es Autofahrer auch am Neumarkt und auf der Hahnenstraße mit Einschränkungen zu tun haben. In beiden Fahrtrichtungen fällt größtenteils eine Fahrspur weg. „Gestern ging es noch“, sagt ein Mann am Steuer eines BMW. Jetzt steht er in Fahrtrichtung Deutz in einem Stau, während neben ihm Bauarbeiter marode Gleise und Asphalt mit großen Geräten wegschaffen. Der Pendler nimmt es gelassen: Morgen nehme er eben den Umweg über den Barbarossaplatz.
Nervig, aber nicht zu ändern. Das scheint die Grundeinstellung der KVB-Kunden zur rund 6,4 Millionen Euro teuren Sanierung zu sein, die planmäßig am 17. Oktober abgeschlossen sein soll. „Die Gleise müssen auch mal neu gemacht werden“, sagt Christian Braunert. Gerade ist er mit der Stadtbahnlinie 7 am Rudolfplatz angekommen, wo zwei KVB-Service-Mitarbeiter Ratsuchenden den Weg zur Ersatzhaltestelle weisen. Lange warten muss hier zum Glück niemand auf den Bus. „Alles prima“, sagt Christian Braunert, der jeden Tag das Nadelöhr namens Neumarkt passieren muss, um zur Arbeit in Kalk zu kommen. Nur abends herrsche am Neumarkt „irres Chaos“: „Die Busse werden nicht rausgelassen von den Pkw-Fahrern.“
Guter Dinge ist auch Kristina Krauß, wenngleich sich ihre Stimmung mit einer Prise Fatalismus mischt. Eigentlich habe sie die große KVB-Baustelle mit der S-Bahn umgehen wollen. Doch die Bahn fiel aus. Dann sei auch noch ihre Verbindung Richtung Baden-Württemberg vom Bahnhof Deutz zum Hauptbahnhof verlegt worden. Alles kurzfristig. Natürlich gebe es Schlimmeres, sagt die 50-Jährige. Doch wer sich nicht mit dem Smartphone auf dem neuesten Stand halten könne, ältere Menschen zum Beispiel, habe „keine Chance“.