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Köln früher und heuteWie die Touristen-Info in der Altstadt den Fremdenverkehr geprägt hat

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Zu sehen ist das Gebäude von Köln-Tourismus in der Altstadt. Davor stehen viele Menschen.

Das Gebäude von Köln-Tourismus in der Altstadt gegenüber des Kölner Doms.

Das Gebäude von Köln-Tourismus gegenüber des Doms ist frisch saniert. Es hat eine bewegte Geschichte, in der auch Konrad Adenauer vorkommt.

Die Kölner Altstadt war zu 90 Prozent verwüstet, als der Zweite Weltkrieg 1945 endete. Auch Hotellerie und Gastronomie lagen am Boden, berappelten sich jedoch erstaunlich schnell. 1949 hatte das Kölner Bettenangebot schon wieder 35 Prozent des Vorkriegsniveaus erreicht. Museen öffneten wieder und zogen immer größere Besucherströme an. Der „Kulturhunger“ nach den Kriegsjahren war groß.

Auch das Umfeld rund um den Dom hatte im Krieg schwer gelitten und musste zu großen Teilen wiederaufgebaut werden. Aber natürlich nicht irgendwie, sondern angemessen repräsentativ: „Die Domumgebung ist für Köln natürlich die Ober-Visitenkarte“, sagt der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings. Ob das Blau-Gold-Haus neben dem Dom-Hotel, das heutige Domforum oder das Funkhaus am Wallrafplatz – sie alle sind wohlgeratene Kinder der 1950er-Jahre.

Kölner Touristen-Info mit bestem Blick auf den Dom

Auch das Gebäude, das 1955 fertig wurde, sei diesem hohen Anspruch gerecht geworden, sagt Ulrich Krings. Es war die neue Heimat des Verkehrsamts, die an der Adresse Unter Fettenhennen 19 (heute Kardinal-Höffner-Platz 1) in Betrieb genommen wurde. Unverbaubarer Blick auf das Westportal des Doms als Kölner Touristenziel Nummer eins inklusive.

Neben einem weiteren Wohn- und Geschäftshaus hatte an dieser Stelle vor dem Krieg das Hotel St. Paul gestanden. St. Paul hieß auch die Pfarrkirche, die bis in die 1820er-Jahre am Chor von St. Andreas und damit gleich um die Ecke gestanden hatte. Sowohl das Hotel als auch das Nachbargebäude waren repräsentative Gründerzeit-Schönheiten, die schon ab 1924 das „Fremdenverkehrswesen“ beherbergt hatten. Doch die Bombardements des Zweiten Weltkriegs überlebten sie nicht.

Zu sehen ist ein Schwarz-Weiß-Foto, auf dem das Hotel St. Paul in Köln um 1880 abgebildet ist.

Blick auf das Hotel St. Paul. Entstanden ist das Bild um 1880.

Den Neubau für das Verkehrsamt, das der Beigeordnete Konrad Adenauer im Jahr 1913 gegründet hatte, um den Tourismus anzukurbeln, ließ sich die Stadt 1,08 Millionen D-Mark kosten. Bei den Bauarbeiten wurde römisches Mauerwerk gefunden, das viele Jahre im Keller des Vorgängerkomplexes versteckt lag. Im Erdgeschoss wurde die Touristen-Information zur ersten Anlaufstelle für Köln-Besucher auf der Suche nach einer Bleibe.

„Oft haben die Gäste noch für denselben Tag Zimmer vermittelt bekommen“, sagt Claudia Neumann, Sprecherin der Köln-Tourismus GmbH, die aus dem städtischen Verkehrsamt hervorgegangen ist. Heute wird meistens vorab online reserviert. Die Touristen-Information wird vor allem in Anspruch genommen, wenn es um Sightseeing-Tipps geht.

Zwei Menschen bedienen Touristen an einer Touristen-Info.

Der Eingangsbereich von Köln Tourismus im sanierten Gebäude.

Verantwortlich für den viergeschossigen Neubau war Architekt Hans Joachim Lohmeyer, der gekonnt den Geschmack der Zeit bediente. Innen führte eine geschwungene Treppe mit goldfarbenen Handläufen vom Erdgeschoss zu einer Empore mit Ausblick auf den Dom. Auch die Mosaike auf den Stützpfeilern und das Wandbild von Wolfhard Röhrich lagen im Trend. „Das war der Fingerabdruck der Modernität“, sagt Ulrich Krings. Erst kürzlich wurde das feine Interieur einer Sanierung und Modernisierung unterzogen.

Den Schaufenstern der Touristeninformation verordnete Lohmeyer Profile aus eloxiertem Messing und damit einen Hauch von Luxus. Goldfarben präsentierten sich auch die drei Kronen aus dem Kölner Stadtwappen auf dem geschlossenen Erker, der markant aus der Fassade ragt. Von hier aus ließ sich der Karnevalszug oder andere wichtige Veranstaltungen bequem im Trockenen verfolgen.

Bei schönem Wetter bietet sich die große Dachterrasse an. Aufbauten seien hier übrigens nicht möglich, sagt Sprecherin Claudia Neumann. Denn die Touristen-Info bestehe im Inneren aus zwei Gebäudeteilen, was Erweiterungen aus statischen Gründen nicht zulasse. Möglicherweise seien nach dem Krieg Reste der Vorgängerbauten weiterverwendet worden.