Das Restaurant „Feinfein“ ist nach dem Abbau der maroden Giebelhäuschen in der Altstadt nun komplett eingepackt. Was die Inhaber planen.
Kölner AltstadtHinter dieser Verpackung wartet ein Kleinod auf die Wiedereröffnung
„Jetzt sieht es ein bisschen aus wie ein riesiges Geschenk.“ Gastronom Thomas Wippenbeck versucht, die Lage noch mit Ironie zu sehen. Dabei ist die Situation für ihn als Geschäftsmann eine Katastrophe. Wippenbeck ist Inhaber des Restaurants „Feinfein“, das sich in den zwei Giebelhäuschen am Fischmarkt befindet, deren obere Etagen wegen maroden Fachwerks abgebaut werden mussten. Stehen geblieben ist nur das stabil aus Steinen gemauerte Erdgeschoss mit der kompletten Restauranteinrichtung. Damit die nicht von Regenwasser und anderen Widrigkeiten beschädigt wird, wurde das Restgeschoss dicht mit Planen eingepackt. Fast wie ein Geschenk.
Gehobenes Ambiente für die Kölner Altstadt
Freuen können sich Wippenbeck und seine Frau Nadja Maher nicht darüber. Zwar sind sie froh, dass die Einrichtung so gut abgesichert ist, aber die Zeiten sind bitter für sie. Erst 2021 hatten sie das ehemalige Restaurant „Kleines Stapelhäuschen“ übernommen und 300.000 Euro in die historische Schankstube mit den Holzvertäfelungen, der Holzwendeltreppe und dem prächtigen Sälchen gesteckt. Wippenbeck und Maher wollten mit schönem Ambiente und innovtiver Küche neue Klasse in die Altstadt bringen. „Das ist uns auch gelungen, die Kölner Stadtgesellschaft hat die Altstadt wiederentdeckt“, sagt Wippenbeck. Viele Hochzeitsgesellschaften kamen und auch Messegäste.
Doch im April mussten sie das Kleinod schließen, weil das Hotel „Kleines Stapelhäuschen“, das in den Giebelhäuschen einige Zimmer hat, saniert wurde. „Zunächst war von vier bis fünf Wochen die Rede“, sagt Nadja Maher. Dann wurden es Juni, August. Bis schließlich Anfang November die Hiobsbotschaft kam, dass die Häuschen ausgebaut werden müssen, weil das Fachwerk nicht mehr standsicher war. Seitdem können sie ihr Restaurant nicht mehr betreten, lediglich das Geschirr haben sie herausgeholt.
„Aber wir kommen wieder, das ist uns ganz wichtig zu sagen“, so Thomas Wippenbeck. Das Paar hofft, dass es das Restaurant im Herbst 2024 wieder eröffnen kann. „Dann können wir das Weihnachtsgeschäft noch mitnehmen.“ Geplant sei vom Hamburger Immobilieneigentümer Centralis in Absprache mit der Stadt, dass an den Außenmauern Stahlträger eingezogen werden, auf denen über dem Restaurant eine neue Betondecke gegossen wird, auf der dann die wiederum die oberen Stockwerke wieder aufgebaut werden.
Während der Bauzeit wird Material rund um das Gebäude lagern und ein Restaurantbetrieb nicht möglich sein. „Aber wenn der Rohbau erstmal fertig ist und tagsüber nur noch der Innenausbau läuft, könnten wir abends unten öffnen. Zwei Tage Generalreinigung und wir können loslegen.“
Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist allerdings noch ungewiss. Das Denkmalamt hatte beim Abbau die teilweise aus dem 16. Jahrhundert stammenden Holzbalken intakte Exemplare gesichert und eingelagert, um sie eventuell in den Wiederaufbau zu verwenden. Zuletzt hieß es: „Dieser fachgerechte Rückbau wird Erkenntnisse liefern, in welchem Material der Wiederaufbau möglich sein wird. Erst wenn diese vorliegen, kann eine konkrete Planung zum Wiederaufbau mit dem Amt abgestimmt und denkmalrechtlich genehmigt werden.“
Restaurant „Frau Maher“ in der Südstadt ist der Rettungsanker
Also hängen die Inhaber in der Luft. Eine Versicherung für solche Fälle haben sie nicht. Bomben, Hochwasser, Feuer – alles ist abgedeckt, aber keine maroden Giebelhäuschen. Thomas Wippenbeck ist seit Jahrzehnten in der Gastronomie, vor 32 Jahren gründete er das „Wippenbeck“ am Ubierring in der Südstadt, das nun seit einigen Jahren „Frau Maher“ heißt.
Er hatte Filialen in Sülz, Rodenkirchen und in Lindenthal. Solche Schwierigkeiten mit einem Gebäude gab es noch nie. „Wir sind froh, dass das ‚Frau Maher‘ so gut läuft. Die Gäste halten uns die Treue und fragen immer wieder nach dem ‚Feinfein‘.“ Nadja Maher sagt: „Hier zeigt sich, wie schnell Selbstständige ohne eigenes Verschulden plötzlich vor dem Nichts stehen können. Unser Restaurant in der Südstadt ist unser Rettungsanker.“
An die Zukunft der Altstadt glaubt das Paar immer noch. Gemeinsam mit den anderen gehobenen Restaurants wie dem „Maibeck“ und dem „Pvls“ habe man einen Imagewechsel angeschoben, weg von der Feiermeile. Und auch das sanierte Hotel „Kleines Stapelhäuschen“, das Boutique-Style und digitalen Service bieten wird, werde dazu beitragen. „Das wird uns Kunden bringen.“ Wenn denn einmal alles fertig und das Geschenk ausgepackt ist.