Die Verwaltung hat einen Interessenten zur Rettung des leerstehenden und in Teilen maroden Gebäudes gefunden. Fix ist noch nichts. Es geht dabei aber auch um eine berühmte Kölsch-Sorte.
Rettung für die Bastei?Geschäftsmann mit berühmten Kölner Namen will marodes Gebäude retten
Für die seit Jahren leerstehende und in Teilen marode Bastei hat sich tatsächlich ein Interessent gefunden, der das denkmalgeschützte Gebäude sanieren will. Das teilte die Stadt am Donnerstagabend mit. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ handelt es sich dabei um einen berühmten Kölsch-Namen in Köln: Heribert Landskron-Reissdorf (68). Er ist der Geschäftsführer der Iskam Grundstücksgesellschaft mit Sitz an der Aachener Straße.
Der Name geistert seit Monaten durchs Rathaus als Interessent für die städtische Bastei, doch mehrere Anfragen dieser Zeitung ließ Landskron-Reissdorf inhaltlich unbeantwortet. Auch am Donnerstag war er nicht zu erreichen. Er hat Erfahrung mit alten Bauten: Er will auch das Schlosshotel Lerbach in Bergisch Gladbach sanieren und erweitern. Zu seinen Projekten gehört beispielsweise auch das Belgische Haus in der Kölner Innenstadt. Dort stellt aktuell interimistisch das Römisch-Germanische Museum aus.
20 Millionen Euro plus Risikozuschläge
Dass die Verwaltung mit einem Interessenten verhandelte, ist nicht neu, sie teilte das schon im Mai mit. Damals sprach sie von „vielversprechenden Gesprächen“, nannte aber keinen Namen.
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Am Donnerstag sprach die Verwaltung von einer „möglichen Lösung“. Die Verwaltung ging und geht von Sanierungskosten von 20 Millionen Euro aus, und zwar ohne „unkalkulierbare Risikozuschläge“. Die Kosten seien nicht prognostizierbar.
Der Brandschutz macht Probleme, die Bastei nahe des Ebertplatz ist auch nicht barrierefrei. Vor sechs Monaten hieß es: „Wesentliche Teile der Gesamtsanierungskosten können zum jetzigen Zeitpunkt in Unkenntnis des genauen späteren Nutzungskonzeptes nicht vollständig erfasst und dokumentiert werden.“ Demnach fehlen unter anderem Details der Küchen- und Gastronomieplanung sowie Baugrundgutachten.
Bau von Architekt Riphahn
1924 hatte Architekt Wilhelm Riphahn die Reste eines früheren preußischen Festungsturms genutzt und baute darauf das vom Expressionismus inspirierte Gebäude. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bastei zerstört, 1958 stand sie wieder, und das Restaurant von Hans Herbert Blatzheim öffnete. Ab den späten 1990er-Jahren durften sich nur noch geschlossene Gesellschaften dort treffen, der Brandschutz und die Rettungswege machten Probleme. Seit 2022 muss die Stadt sie abstützen lassen.
Am Dienstag diskutiert der zuständige Betriebsausschuss Veranstaltungszentrum über den Vorschlag der Verwaltung. Die Idee sieht so aus: Stimmen die Politikerinnen und Politiker dem Plan der Verwaltung zu, erhält Iskam die Bastei für das Jahr 2025 per sogenannter Anhandgabe. In dem Jahr verhandelt die Stadt also mit keinem anderen Interessenten.
Abstimmung mit Denkmalschutz
Die Stadt teilte mit: „In dieser Zeit können durch den späteren Bauherrn detaillierte Pläne erarbeitet und abgestimmt, die vertraglichen Bedingungen geklärt und ein Betriebskonzept vorgelegt werden, aus dem hervorgeht, wie eine öffentliche und gastronomische Nutzung möglich ist. Die Sanierung und Rekonstruktion wird in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz erfolgen.“
Findet Iskam eine Lösung, die für das Unternehmen und die Stadt machbar sind, soll der Stadtrat Ende 2025 über einen langfristigen Erbbauvertrag entscheiden. Erst danach würde der Umbau beginnen. Bis die Bastei möglicherweise wieder für die Öffentlichkeit nutzbar ist, dauert es noch einige Jahre.
Wie viel Platz für Besucher ist möglich?
Eine der zentralen Fragen wird sein, wie viele Besucher dort später Platz finden und Geld für Essen und Trinken ausgeben, um die Investitionskosten für die Sanierung wieder hereinzuholen. Vor ihrer Schließung vor einigen Jahren war die Bastei eine Eventlocation auf rund 300 Quadratmetern für bis zu knapp 200 Menschen.
Frühere Interessenten wollten deshalb unter anderem den Balkon vergrößern. Diese Idee hatten die Gastronomen Rudolf von Borries und Michael Stern 2016 in einem Konzept präsentiert, es gab auch schon einen Architekten-Entwurf von Klaus Müller. Doch der für Denkmalschutz zuständige Stadtkonservator Thomas Werner lehnte die Vergrößerung des Balkons ab, die die Gastronomen eingeplant hatten, um mit mehr Gästen mehr Umsatz zu machen. Auch eine neue Außenterrasse sollte es geben.
Am Donnerstagabend sagte von Borries, der auch die Wolkenburg betreibt: „Ich finde es weiterhin schade, dass wir es nicht machen. Unser Angebot an die Stadt vor Jahren war fix und fertig. Ich weiß bis heute nicht genau, woran es gescheitert ist.“ Zur Tatsache, dass Landskron-Reissdorf es nun macht, sagte von Borries: „Herzlich gerne.“
Der Denkmalschutz war immer ein Thema, wenn es um die Rettung der Bastei ging. Vor zwei Jahren hatte Werner im Interview auf die Frage geantwortet, was ein Abbruch samt Rekonstruktion für den Denkmalschutz bedeutet: „Die Denkmalpflege macht solche Rekonstruktionen eigentlich nicht. Für uns ist die Frauenkirche in Dresden beispielsweise kein Denkmal mehr, sondern ein Neubau. Es handelt sich dann um Stadtbild- und nicht Denkmalpflege.“
Und weiter: „Diese Frage wird sich auch bei der Bastei stellen: Ist es legitim, dort eine Rekonstruktion zu machen? Und wenn, wie weit baut man das Gebäude zurück? Der preußische Stumpf muss auf jeden Fall erhalten bleiben, und somit ist das Denkmal nicht komplett untergegangen, sondern nur die Riphahn’sche Zeit. Es wird zu diskutieren sein, was dort möglich ist. Das hängt auch davon ab, wer dort mal eine Gastronomie betreibt.“
Das heißt: Eine Option ist es, die Bastei abzubrechen und nach altem Vorbild aufzubauen. Für eine kurzfristige Stellungnahme war Werner am Donnerstagabend nicht mehr zu erreichen.