Ein Stolperstein in der Brüderstraße erinnert nun an Lisbet Auerbach. Die Internistin verließ 1934 Nazi-Deutschland.
Gedenken an jüdische ÄrztinStolperstein in Köln erinnert an Leben und Leistung von Lisbet Auerbach
Ihre Weitsicht und das Voraussehen der immer schlimmer werdenden Verfolgung im NS-Staat hat der Internistin Lisbet („Liese“) Auerbach, sowie ihren Eltern, wahrscheinlich das Leben gerettet. Im Jahr 1934, als Diskriminierung und Ausgrenzung von Juden bereits weite Teile des gesellschaftlichen Lebens erfasst hatten – darunter Schul-, Hochschulwesen und Medizin mit diversen Aufnahme-, Zulassungs- und Berufsverboten –, entschloss sie sich zur Emigration nach Großbritannien, einige Wochen später von dort aus in die USA.
Ihre Eltern verließen Deutschland 1939, als dies noch gerade so möglich war. Ein Jahr später kamen sie ebenfalls über die Zwischenstation Großbritannien in New York an. Dort starb ihr Vater Benjamin Auerbach, der Leitender Arzt des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache in Köln war und ihren beruflichen Weg entscheidend prägen sollte, noch im selben Jahr. Die Ärztin baute sich in Manhattan eine neue Existenz als Ärztin auf, bis sie 1976 im Alter von 75 Jahren verstarb.
Arztpraxis befand sich auf heutigem Schauspiel-Gelände
Zu Ehren der Medizinerin ist ein Stolperstein auf dem Bürgersteig der Brüderstraße verlegt worden. Er liegt vor dem Standort des einstigen Hauses Brüderstraße 2, wo sie ab 1931 ihre eigene Praxis hatte. Dort befindet sich heute ein Abschnitt des Schauspielhauses sowie die Freifläche zwischen den Kulturstätten am Offenbachplatz.
Bei seinem Köln-Besuch verlegte der Künstler Gunter Demnig diesen sowie 42 weitere Stolpersteine an insgesamt 20 Orten. „Wir haben leider nicht herausfinden könnte, wo Frau Auerbachs Wohnsitz war“, erläutert Ibrahim Basalamah vom NS-Dokumentationszentrum. „Doch dass sie im einstigen Haus an dieser Stelle praktizierte, ist gesichert.“
Als Gäste verfolgten unter anderem Maximilian Guido Broglie, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), und Medizinhistoriker Ralf Forsbach von der Universität Köln die Verlege-Zeremonie. Bereits vor drei Jahren hatte der Internisten-Verband, der seine Geschichte aktiv aufarbeitet, vor seinem Hauptsitz in Wiesbaden die ersten zwei Stolpersteine für frühere Mitglieder verlegen lassen.
„Unsere Forschungsergebnisse dürfen nicht alleine stehen, deshalb sind uns die Verlegungen so wichtig“, betonte Broglie. Wie DGIM-Pressesprecher Andreas Mehdorn ergänzte, hätten Resultate der Aufarbeitung der Vereinsgeschichte bereits dazu geführt, dass Verbands-Ehrenmitgliedschaften wegen Verstrickung in NS-Unrecht entzogen wurden. „Es war also nicht nur eine historische Aufarbeitung, sondern sie hatte konkrete Konsequenzen“, sagt er.