Es müssen nicht immer die großen Projekte sein: Studierende geben mit Entwürfen einer neuen Innenstadt Impulse für die Kölner Stadtplanung.
„Via Culinaris“Studierende planen für Architektur-Wettbewerb neue Meile in der Innenstadt
Grüner, konsumfreier und offener stellen sich Architektur-Studierende der Technischen Hochschule die Kölner Innenstadt vor. Der Haus- und Grundbesitzerverein hatte den Wettbewerb „Innenstadt weiterbauen“ ausgelobt. Studierende der TH-Professorin Yasemin Utku entwarfen das Viertel zwischen Hohe Straße und Unter Goldschmied, durch die die „Via Culturalis“ verläuft, neu.
Der Geschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins Thomas Tewes sagte: „Hier wurde deutlich, dass man die Innenstadt auch kleinteilig weiterentwickeln kann.“ Die Planer in Köln versuchten gerne große Projekte umzusetzen, aber die brauche es nicht immer. Die Ergebnisse sollen Denkimpulse der Entscheidungsträger in Köln sein.
Das Planungsgebiet
Die Architektin und Raumplanerin Yasemin Utku sagte, die Gegend präge die Innenstadt architektonisch und stadtplanerisch auf negative Weise. Die Professorin nannte die zentrale Achse aus Große Sandkaul, die gen Dom in die Marspfortengasse übergeht, einen „harten Fall der Rückseitenproblematik“. Hierüber werde die Einkaufsstraße Hohe Straße beliefert und sie ist die Rückseite der großen Bauten entlang der Via Culturalis auf der anderen Seite. „Da wundert man sich, wie massiv der Unterschied zur Großen Sandkaul ist“, sagte sie.
Da setzten die Ideen der Studierenden an, die die Aufenthaltsqualität des Zwischenorts verbessern wollen. Die Entwürfe der 22 Teams oder Einzelpersonen hatten gemein, dass deutlich mehr Grün als in der Realität zusehen war und die angehenden Architekten und Architektinnen viel öffentlichen Raum ohne weitere Konsumangebote wie in der Einkaufsmeile Hohe Straße nebenan schaffen wollten. Das Preisgeld von mehr als 2000 Euro teilte der Haus- und Grundbesitzerverein auf vier Plätze auf.
Der Siegerentwurf kettet kleine Plätze aneinander
Die Jury überzeugte der Siegerentwurf „Via Culinaris“ von Jana Passetschnik und Frederick Cornelius. „Wir wollten uns mit der Via Culinaris zwischen die vorhandenen Achsen setzten und von ihnen profitieren“, sagte Cornelius. „Der Stadtplan gibt eigentlich noch eine weitere Meile zum Dom her.“
Angelehnt an die benachbarte „Via Culturalis“ bauten die beiden Master-Studierenden im vierten Semester genau diese Meile planerisch aus, als Kulinarik-Hotspot. Ihre Zwischenachse dachten sie als verkehrsberuhigten Aufenthaltsort zwischen den lauteren etablierten Straßen. Auch die Quergassen banden sie als wichtige Verbindungen in den Plan ein.
Die Marspfortengasse bzw. „Via Culinaris“ öffneten sie an mehreren Orten durch neugestaltete Plätze. Das lobte Professorin Utku als Grundlage für eine neue Kölner Innenstadt besonders. Den Quatermarkt zum Beispiel entwarfen sie als Markt mit offenem und überdachtem Bereich für kleine Stände. Dazu zeichneten sie Bänke im Schatten von Bäumen. Am Quatermarkt befindet sich der Ausgang des Gürzenich-Parkhauses und Vorplatz des Standesamts, also ein viel frequentierter Ort, der seiner Funktion aktuell kaum gerecht wird.
Offene Gasse statt dunkler Durchgang für die Kölner Innenstadt
Die Jury lobte den Ansatz der beiden Sieger, besonders dieses Umfeld radikal neu zudenken. „Es braucht hier einen Platz statt der Wiener Steffi“, hieß es in der Begründung. Die Diskothek liegt in dem Glashaus, das mittlerweile in die Jahre gekommen ist. Es steht zwischen der Kirchenruine St. Alban (Teil der „Via Culturalis“) und der Hohe Straße. Ein ungemütlicher Durchgang im Gebäude verbindet tatsächlich bereits besagte Achsen. Einladend, besonders im Dunkeln, ist er jedoch keinesfalls. Der neue Platz der Studierende schafft im Entwurf eine offenere Verbindung.
Weiter nördlich gestalteten sie das Jupp-Schmitz-Plätzchen mit mehr Sitzmöglichkeiten und Bäumen ansprechender. Am Ende der „Via Culinaris“ Richtung Dom schlugen die Studierenden den einzigen Abbruch vorhandener Bausubstanz vor, den ihr Plan beinhaltet. Wie viele der jungen Architekten im Wettbewerb planten Jana Passetschnik und Frederick Cornelius mehr Platz für Außengastronomie ein. Die Bürgersteige der Innenstadt sind hart umkämpft unter Wirten, Fußgängern und Radfahrern. Am Rand des Laurenz-Carrés stellte Passetschnik ein ganz neues Plätzchen mit Biergarten vor: „Köbes Grün“ nannte sie es.