Beunruhigende AnsichtVerein fürchtet, dass Kölner Giebelhäuschen ihr Gesicht verlieren

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Das Bild zeigt links den alten Zustand der Häuschen, rechts die vom Verein Stadtbild Deutschland befürchtete neue Fassadengestaltung.

Das Bild zeigt links den alten Zustand der Häuschen, rechts die vom Verein Stadtbild Deutschland befürchtete neue Fassadengestaltung.

Die Giebelhäuschen in der Altstadt gehören zu den beliebtesten Fotomotiven in Köln. 

Die Giebelhäuschen am Fischmarkt sorgen weiter für Diskussionen. Der Ortsverband Köln des Vereins Stadtbild Deutschland hat in einer Online-Petition schon 4000 Unterschriften dafür gesammelt, dass die Fassaden der beiden Häuschen originalgetreu nach ihrem letzten Zustand wiederaufgebaut werden. Es sollten zumindest die ursprünglichen Fenstergrößen mit Sprossen, die Fensteraufteilung und die Anordnung wiederhergestellt werden, ebenso die exakte Giebelform. Die Vorgaben des Stadtkonservators seien dagegen „zu unspezifisch“.

In einer Fotomontage hat der Verein seine Befürchtungen visualisiert: Demnach könnte die Fassade gänzlich anders aussehen als zuvor und durch die modernen Fenster nicht mehr mit den Nachbarhäusern harmonieren. Immerhin gehören die Giebelhäuschen in der Altstadt zu den beliebtesten Fotomotiven in Köln. Das Vorgehen des Stadtkonservators sei eher eine „persönliche Interpretation“ seiner Aufgabe und „mitnichten die gängige Praxis in Deutschland“.

Verein verweist auf die Rekonstruktion der romanischen Kirchen in Köln

Stadtkonservator Thomas Werner hatte lediglich vorgeschrieben, dass die Gebäudeabmessungen und die Trauf- und Firsthöhen der Dächer eingehalten werden müssen. Für die Fensterformate ist eine „hochrechteckige Form“ vorgegeben. Die neuen Obergeschosse sind in Putz auszuführen und für die Dächer ist die typische Schiefer-Eindeckung der Kölner Altstadt vorgegeben. „Mit diesen Forderungen werden sich die neuen Geschosse harmonisch in die Altstadt-Silhouette einfügen und ihren Charakter und den des Wiederaufbaus bewahren, wie er in den Nachbargebäuden sichtbar ist“, so Werner. Eine Rekonstruktion entspreche dagegen nicht denkmalfachlicher Arbeitsweise. 

Das sieht der Verein anders und verweist etwa auf die Rekonstruktion der Frauenkirche in Dresden, die Wiederherstellung barocker Fassaden in Potsdam und den Wiederaufbau der romanischen Kirchen in Köln. Auf jeden Fall sollten die Entwürfe öffentlich gemacht werden. Der Hamburger Investor Centralis, der das Hotel Kleines Stapelhäuschen gekauft hat, zu dem die oberen Geschosse der beiden Giebelhäuschen gehören, hat sich bisher nicht öffentlich zu der künftigen Gestaltung geäußert.

Die oberen Stockwerke der Giebelhäuschen mussten Ende 2023 abgebaut werden, nachdem sich bei Sanierungsarbeiten herausgestellt hatte, dass die unter einer dicken Putzschicht bis dahin unentdeckte Fachwerkkonstruktion nicht mehr standfest war. Lediglich die gemauerten beiden unteren Etagen blieben stehen. Hier befindet sich das Restaurant „Feinfein“, das schon im April 2023 wegen der Hotel-Sanierungsarbeiten schließen musste. Zurzeit ist die Baustelle von einer Plane mit der Anmutung der Fassaden überdeckt.

Die Balken, von denen einige aus dem 16. Jahrhundert stammen, wurden gesammelt und untersucht. Die Analyse hatte nach Angaben der Experten aber ergeben, dass die Original-Balken nicht mehr verwendet werden können. Die benachbarten Häuschen haben keine Fachwerkstruktur.

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