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Neustart mit „Le Petit Pure White“Bekannter Gastronom eröffnet Lokal im Kölner Vringsveedel

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist Cristiano Rienzner in seinem neuen Lokal.

Cristiano Rienzner an seiner neuen Wirkungsstätte.

Die Öffnungszeiten ab dem späten Nachmittag sind ein Zugeständnis an Gäste, die Cristiano Rienzner bisher nicht hatte.

Der Begriff „Food-Kiosk“ ist vielleicht ein wenig irreführend, was Cristiano Rienzners neue Wirkungsstätte im Severinsviertel betrifft. Die mit roten Taschenkrebsen bedruckten Sitzpolster und die Stoffservietten auf den Tischen sind das eindeutigere Indiz dafür, dass hier, im Schatten der Bottmühle, keine neue Fast-Food-Adresse entstanden ist, sondern eher das Gegenteil: „Ein Platz für Freunde und Kumpels, die unkonventionell gut essen wollen.“

Die neue Lokalität trägt optisch wie auch kulinarisch die Handschrift des gebürtigen Venezianers, der vor zehn Jahren mit seinem „Pure White“ im Belgischen Viertel startete. Dem folgte ein glückloses gastronomisches Intermezzo in Rodenkirchen („Wir wurden da nicht angenommen“), woraufhin Rienzner Köln den Rücken kehrte und kurzfristig zwei Pop-Ups in Bern und in seiner Heimatstadt machte. Eigentlich war er fast schon so weit, in Venedig zu bleiben. Doch dann ließ er sich von zwei Stammgästen zurücklocken, um hier mit einem neuen Konzept erneut an den Start zu gehen.

Aus Sicht des 53-Jährigen hat sich das klasssische Restaurant in der bisherigen Form überlebt. Man müsse dem Umstand Rechnung tragen, dass die Leute nicht mehr so viel ausgehen und auch nicht mehr so viel Geld haben. „Trotzdem muss Gastronomie ja weitergehen“, betont Rienzner, der in seiner Food-Kiosk genannten Lokalität etliche Accessoires aus seinen bisherigen vier Kölner Läden zusammengeführt und einen „richtig guten Spirit“ kreiert hat.

Le Petit Pure White in Köln: 80 Positionen auf der Karte

Das „Le Petit Pure White“ ist so geplant, dass Rienzner es im Zweifelsfall auch alleine wuppen kann. „Ich möchte keine Kopfschmerzen mehr haben“, sagt der Gastronom mit Blick auf den allgemeinen Personalmangel. Mit rund 80 Positionen auf der Karte (ab 3,50 Euro/0,1 l) könnte man die neue Lokalität auch als Weinbar bezeichnen; allerdings einer, in der sowohl Leute mit kleinem Geldbeutel als auch die Liebhaber von Seafood-Köstlichkeiten sowie höchsten Fleisch-Ansprüchen glücklich werden können.

Zum selbst gebackenen Brot wird Austernbutter, leichte Aioli oder 36 Monate gereifter Parmigiano Reggiano gereicht oder alternativ pikanter Weißkohlsalat (9 Euro). Man kann sich für 49 Euro aber auch ein gegrilltes Jack 'O Shea Filet (vom Hofliferanten des Britischen Königshauses) schmecken lassen oder als „Catch of the day“ einen gegrillten Steinbutt mit Gemüse für 33 Euro.

Die Öffnungszeiten ab dem späten Nachmittag sind ein Zugeständnis an Gäste, die Rienzner bisher nicht hatte. Aufgrund der geografischen Nähe zum Seniorenheim im Veedel kommt freitags und samstags nun ein Teil der Bewohner und bestellt das Rentnergedeck für neun Euro, das aus einem Stück selbstgemachtem Kuchen besteht (etwa Birnenkuchen), einer Tasse Kaffee und – ganz wichtig – einem Gläschen ebenfalls hausgemachtem Himbeerlikör. Quasi als Kontrast dazu soll demnächst samstags im Laden, der sich wunderbar als kleine Eventlocation eignet, die Partyreihe „Sabato Pazzo“ starten.

„Die Leute sollen herkommen und sich wohlfühlen“, sagt der 53-jährige, der ganz glücklich zu sein scheint, die Ära des aufwändigen Kochens hinter sich gelassen zu haben und der nun bei der Speisezubereitung weitgehend in Sichtkontakt zu seinen Gästen steht.

Le Petit Pure White, Severinswall 39, Dienstag bis Donnerstag 17 bis 22 Uhr, freitags und samstags bis 23 Uhr geöffnet. Sonntag und Montag Ruhetag