Korrespondierend zum Außenraum wollten die Eheleute Wulfkühler in ihr Südstadtdomizil viel Licht und Grün hinein lassen und schlossen eine Baulücke.
So wohnt KölnEhepaar Wulfkühler verwandelt Müllhalde in grünes und lichtdurchflutetes Domizil
Mitten in der Südstadt wohnen Gisela und Jürgen Wulfkühler in einem Haus, das von außen und innen begrünt ist. Das wundert nicht, der Ehemann, studierter Landschaftsarchitekt, hat sich im Laufe seiner Karriere vertiefungsmäßig in Dachbegrünung und Städtebau spezialisiert. Viele Außenräume und Gärten, Gehege des Kölner Zoos, hat der heute 73-Jährige entworfen – und sein eigenes Haus am Trude-Herr-Platz.
Das Fünfparteien-Haus, das im Untergeschoss auf zwei Etagen auch ein Architekturbüro beherbergt, wurde auf 287 Quadratmeter Grund errichtet und hat viele Besonderheiten. Das Gebäude nutzt den Außenraum, bietet viel Licht und ermöglicht Wohnen auf Halbebenen (Splitlevel), was Platz und Raum schafft.
Landschaftsarchitekt nutzt Baulücke im Stollwerck
1986 sind die zwei mit ihren damals noch jungen Kindern ins Stollwerck gezogen. „Wir wollten auf jeden Fall in diesem Viertel bleiben“, erzählt die heute 68-jährige Rentnerin, die sich täglich um ihre Enkelin kümmert. Wulfkühler war auf der Suche nach einer Baulücke, für die er sich schon immer interessierte und von denen es auch heute noch einige gibt.
Versteckt hinter Brettern, gegenüber der damaligen Bustankstelle, die es im Park am Stollwerck gab, entdeckten sie so ein Kleinod. Das hatte allerdings zunächst nicht den Charme eines Zuhauses. Es war ein völlig verbrettertes Grundstück, das als Müllhalde genutzt wurde. „Hier lag wirklich nur Schrott herum“, erinnert sie sich. Mit der Fragestellung, ob der Grund zu erwerben sei, wenn er doch so lange brach liegt, wandte sich das Ehepaar an die Stadt.
Und bekamen 2001 den Zuschlag, weil den damaligen, zuständigen Stadtplaner, neben dem Konzept auch überzeugte, dass eine Familie mit zwei kleinen Kindern einziehen wollte. „Man hat mir die Power zugetraut, aus der Baulücke etwas zu machen.“ Wulfkühlers Konzept sah vor, „den Park ins Gebäude zu ziehen“.
Inspiriert war seine Ausführung durch den Düsseldorfer Architekten Pablo Molestina, den er auch zunächst ins Boot holte. „Das Einfache, die logische Sprache, sein Spiel mit Material, vor allem Beton und Glas, haben mir gefallen.“ „Keine Tapeten, keine Gardinen, keine Teppiche. Das kommt bei meinem Mann nicht infrage“, sagt sie. Ein Zufalls-Bonmot ist der Boden. Nach Süden liegt ein geschliffener Estrich, der sich mit der tief stehenden Sonne im Winter erwärmt und Heizung spart.
So wohnen die Eheleute Wulfkühler in der Kölner Südstadt
Die Splitlevel ziehen sich über fünf Ebenen und bieten Wohnen auf rund 135 Quadratmetern. Achteinhalb Meter Luftraum sind bis oben offen, abgeschlossen, hauptsächlich von einem Glasdach. Bei den Wulfkühlers sind die beiden Bäder und Schlafzimmer die einzigen geschlossenen Räume.
Kompromisse müssen im offenen Wohnen gefunden werden. „Zweckmäßig stand nicht immer an erster Stelle“, sagt die ehemalige Angestellte des Jugendamts. Ihr Lieblingsraum ist das Wohnzimmer und die Dachterrasse. „Ich brauche das Raumgefühl, eine Sofaecke mit einer Wand im Rücken.“ Er sitzt gerne im Dachgarten, Büro oder auch im Hof.
Sämtliche Wohnungen werden über die Außentreppe, vom Hof aus, erreicht. Jede Wohnung, die Tochter wohnt auf zwei unteren Etagen, verfügt über mindestens einen Balkon. „Wir treffen uns regelmäßig im Außenbereich.“ Der Hof ist ein Begegnungsraum für alle. Gerne hätte Wulfkühler auch noch Treppen an der Fassade angebracht. „Das hat die Bauaufsicht nicht genehmigt.“
So wohnt Köln: Sehr viel Licht und Grün im Südstadtdomizil
Das Grüne im Inneren, überall stehen Pflanzen, die auch in die fünf Aquarien hineinwuchern, die in der Bauplanung bereits vorgesehen waren, setzt sich im Außenbereich fort. Auf der Dachterrasse und den Balkonen hat Wulfkühler hunderte von Pflanzen eingepflanzt.
Die Balkone sind Pflanzelemente, Steckelemente, die er mit dem Architekten entworfen hat. Gefüllt mit Lava aus der Eifel wachsen hier Oliven, Wein und Küchenkräuter (Wulfkühler kocht gerne), dazwischen findet sich immer wieder etwas Blühendes. Der Liguster wächst durch die Gitter und erobert seinen eigenen Raum, Heckenpflanzen wachsen aus den Elementen heraus.
Ganz oben kann man auf die Domspitze schauen, man sieht den Rhein und die Poller Wiesen. Der Blick bleibt an der Symbiose aus Licht und Grün hängen, dem Gefühl, dass die Ebenen sich ineinander verweben.