Innenstadt – Die Buchhandlung Ludwig am hinteren Ausgang des Kölner Hauptbahnhofs muss ihre Räume verlassen. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, hat der Vermieter, die Deutsche Bahn, den Mietvertrag gekündigt. „Es stimmt, dass die Unternehmensgruppe Dr. Eckert, zu der die Bahnhofsbuchhandlungen Ludwig gehören, für das Geschäft am Kölner Hauptbahnhof eine fristgerechte Kündigung bekommen hat“, sagte Hansgert Eschweiler, Sprecher der Gruppe.
Der Vertrag laufe aber noch mehr als ein Jahr, so Eschweiler. Für Januar 2017 seien Gespräche zwischen der Bahn und der Unternehmensgruppe vereinbart, um die Folgen der Kündigung zu besprechen. „Wir gehen davon aus, dass die Bahn ebenso wie wir die Buchhandlung grundsätzlich erhalten will“, so Eschweiler.
Bundespolizei braucht mehr Platz
Hintergrund für die Kündigung ist dem Vernehmen nach, dass die Bundespolizei das Areal mit rund 700 Quadratmetern beziehen soll. Derzeit sitzt sie in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls in der Passage B auf zwei Ebenen. Dort ist aber deutlich zu wenig Platz. „Die Verhältnisse sind derzeit sehr beengt“, sagte Bundespolizei-Sprecherin Martina Dressler.
Bei einer Festnahme und gleichzeitiger Aufnahme einer Anzeige wäre es unter den jetzigen Bedingungen nicht möglich, die Personen in einer Art Schleuse aneinander vorbeizuführen. Deshalb stelle man beispielsweise Silvester vor dem Bahnhof Container auf, um Raum zu gewinnen. Dass man aber nun in die Ludwig-Räume ziehen werde, wollte Dressler nicht bestätigen. Verschiedene Umzugsmöglichkeiten im Bahnhof würden momentan geprüft. Die Deutsche Bahn wollte sich gestern nicht zu den Vorgängen äußern.
Standort mit langer Tradition
Die Buchhandlung Ludwig hat in Köln eine lange Tradition, denn am Hauptbahnhof hatte die heutige Handelskette ihren Ursprung. Am 27. Juni 1946 begann der gebürtige Berliner Gerhard Ludwig mit fliegenden Händlern mit dem Verkauf der von der Militärregierung zugelassenen Zeitungen.
Ein Jahr später wurde im Hauptgang des Bahnhofs das erste Zeitungsgeschäft eröffnet. Ein weiterer Verkaufsstand für Zeitungen, Zeitschriften und Bücher wurde in der Empfangshalle eröffnet sowie 1949 der erste Buchladen auf dem Gelände der Deutschen Bundesbahn. Überregional bekannt wurde Ludwig mit den „Mittwochsgesprächen“, bei denen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur wie Heinrich Böll, Gustav Gründgens oder Ludwig Erhard diskutierten.
Im Jahr 1988 zog sich Gerhard Ludwig mit 79 Jahren aus dem aktiven Geschäft zurück und verkaufte das Unternehmen an die Firma Dr. Eckert aus Stuttgart. Die Unternehmensgruppe ist am Kölner Hauptbahnhof mit derzeit vier Geschäften vertreten. Sie betreibt bundesweit vor allem an Bahnhöfen mehr als 200 Geschäfte. Dazu gehören neben Ludwig-Buchhandlungen, Pressefachgeschäfte der Marke Eckert, Tabakläden der Marke Barbarino und Lebensmittelgeschäfte unter den Labels Adam’s und On-Express. Bundesweit beschäftigt das Unternehmen rund 1.400 Mitarbeiter.