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Historisches KölnDas entdeckten Archäologen bei ihren Ausgrabungen am Campus Kartause

Lesezeit 3 Minuten
Auf einem Tisch liegen turmförmige und bunt bemalte Keramikbruchstücke.

Diese Türmchen gehörten zu einem Keramikofen.

An der Kartäusergasse stand einst ein Kloster, in dem Tonfiguren gebrannt wurden und die Mönche nachts rausmussten - von beidem zeugen die Funde.

Wer in Köln in die Tiefe gräbt, der muss vor allem mit Weltkriegsbomben und altertümlichen Funden rechnen. Am Campus Kartause ist das nicht anders, und weil Gregor Wagner Leiter der Archäologischen Bodendenkmalpflege und nicht des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ist, interessiert er sich besonders für die historischen Funde an der Baustelle an der Kartäusergasse.

In der vergangenen Woche stellte er einem Publikum von rund 25 Interessierten die Erkenntnisse der Ausgrabungen vor. Eindeutig nachweisen können habe sein Team aus Mitarbeitenden des Römisch-Germanischen Museums nun, dass sich auf dem Grundstück eine ehemalige Bilderbäckerwerkstatt befunden hat.

Am Campus Kartause stand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Kloster

Auf dem etwa 300 Quadratmeter großen Grabungsfeld stand einst ein Kloster, dessen Grundrisse noch erhalten sind. Es wurde im Jahr 1334 von dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich gestiftet. Es bestand bis zum Jahr 1894, dann nutzten es die französischen Besatzer als Lazarett und rissen es teilweise nieder. Die Preußen nutzten es anschließend als Artilleriedepot.

Ein Mann mit einem Mikrofon in der Hand.

Gregor Wagner, Leiter der Archäologischen Denkmalpflege im Römisch-Germanischen Museum, erklärte die Funde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand dort die Melanchthon-Akademie ihren Platz, deren Gebäude bereits abgerissen wurden. Sie wichen einem geplanten Neubau, der Wohnungen und Büros beheimaten wird. Die Eröffnung ist für 2027 geplant.

Archäologen legen Schicht für Schicht frei und entdecken Erstaunliches

Die Geschichte des Quartiers ist den Historikerinnen und Historikern also bekannt. „Es hat uns nicht überrascht, was wir da finden. Durch die Kartengrundlagen kannten wir die Ausmaße des Klosters, wir wussten von dem Lazarett und dem Artilleriedepot, es war also eine geplante Ausgrabung“, sagte Wagner.

Schicht für Schicht habe sein Team freigelegt. „Je tiefer man gräbt, desto älter sind die Funde. Sie waren außerdem ziemlich gut erhalten, was daran liegt, dass in der Nachkriegszeit nur ein Gebäude dort gebaut wurde.“

Nachttöpfe und Tonfiguren erzählen die Geschichte des Klosters

Zu Tage gebracht hätten die Archäologen Scherben von Nachttöpfen aus Westerwälder Produktion. „Die stammen aus dem 17. Jahrhundert, wenn man vollständige Gefäße dieser Art kennt, kann man sich das erschließen.“ Auch Sprüche in deutscher Sprache hätten darauf gestanden.

Auch sogenannte Model – mit Betonung auf der ersten Silbe – habe das Team gefunden. „Das sind kleine Formen, mit denen Tonfiguren gegossen wurden. In diesem Fall von Maria und Josef, die wurden da massenhaft produziert.“ Den Ausschuss, der nach dem Brennen zu Bruch gegangen sei, habe man zu Boden fallen lassen – wo er 300 Jahre blieb.

Bauarbeiten können nun beginnen und sollen 2027 abgeschlossen sein

„Solche Stätten waren sehr wichtig in der heiligen Stadt Köln mit ihrer hohen Kirchendichte. Aber dass sich auch an dieser Stelle eine Bilderbäckerwerkstatt befunden hat, konnten wir erst durch diese Grabungen nachweisen“, schilderte Wagner.

Bis zum geologischen Untergrund habe das Archäologen-Team gegraben. „Wenn wir an der Sohle ankommen, wissen wir, dass dort nichts mehr ist.“ Bis auf ein paar Leitungen, die noch untersucht würden, seien die Arbeiten abgeschlossen, die Bauarbeiten können beginnen.

„Wenn man ein Bodendenkmal untersucht, zerstört man es“

Wagner sieht seine Arbeit ein wenig zwiespältig: „Wenn man ein Bodendenkmal untersucht, zerstört man es.“ Doch ausgehen wird ihm die Arbeit nie. „Köln hat eine 2000-jährige, kontinuierliche Stadtgeschichte. Auch nach Ende des Römischen Reichs war die Stadt besiedelt, deswegen gibt es verschiedene Bodendenkmäler mit unterschiedlichen Schichten.“ Und eben Weltkriegsbomben.