Die Verwaltung empfiehlt den Bezirksvertretern der Innenstadt, den Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit fortzusetzen und im Sommer anhand belastbarer Zahlen weiter zu entscheiden. Derzeit sind Autos nicht erlaubt.
Trotz KritikAutofreie Deutzer Freiheit – Verwaltung bleibt bei Entscheidung
Die Verwaltung ignoriert den Protest der Händler gegen den Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit und empfiehlt der Politik dessen Fortsetzung bis Mitte kommenden Jahres. Konkret sollen die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen der Uni Bochum abgewartet werden. Die Bezirksvertretung hatte im Dezember 2021 entschieden, das Autofahren auf der Einkaufsmeile zu verbieten.
Die „Initiative Deutz“ hatte in Person von Julian Neumann, Inhaber eines Friseurladens an der Freiheit, in der Bezirksvertretung einen Bürgerantrag auf sofortige Einstellung des Versuchs gestellt, hatte aber im Gremium keine Mehrheit gefunden. Die Verwaltung äußert sich im Nachgang zu der Sitzung ausführlich. Aus dem Rathaus kommt der Rat, den Versuch zwölf Monate laufen zu lassen, um die Effekte über alle Jahreszeiten zu beobachten. " Der Verkehrsversuch soll quantitativ und qualitativ evaluiert werden."
Auf der Freiheit und in den Nebenstraßen werden derzeit einige Stellen die Verkehre gezählt. Untersucht werden anhand von Videoaufnahmen die Konflikte zwischen Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern vor dem Versuch und nach dessen Start. Anschließend soll ein umfassendes Meinungsbild von Anwohnern, Geschäftsleuten und Besuchern eingeholt werden. Eine erste Befragung der Deutzer erfolgte im August und September des abgelaufenen Jahres.
Nach vorläufigen Zahlen haben sich 2700 Personen an der Online-Umfrage der Uni Bochum beteiligt. 2000 von ihnen haben Deutz als Wohnort angegeben. 40 Prozent der gegebenen Gaben an, dass sich der Zustand der Freiheit, was die Aufenthalts- und Lebensqualität angeht, „deutlich verbessert“ hat. 20 Prozent empfinden eine Verbesserung. Genau so viele haben ihr Kreuzchen bei "deutlich verschlechtert" gemacht.
„Insgesamt zeigt die erste Umfrage überwiegenden Zuspruch zum Verkehrsversuch von Seiten der Anwohner in Deutz“, lautet die Schlussfolgerung der Verwaltung und angekündigte Veränderungen an. Kurzfristig soll wieder Absperrbaken an den Enden der Freiheit aufgestellt werden, um das Befahren mit Autos zu verhindern.
Und auch die Sitzgelegenheiten, Stadtterrassen genannt, kehren zurück. Die Geschäftsleute lehnen den Verkehrsversuch wegen nach eigenen Bekunden teilweise drastischen Umsatzrückgängen nahezu einstimmig ab. Sie kritisieren die Online-Befragung als wenig aussagekräftig. Daniel Wolf von der Interessengemeinschaft (IG) Deutz, die sterbenden Händler vertritt, dazu: "Da konnte jeder mitmachen. Bundesweit. Sogar mehrfach. Diese Zahlen können wir nicht akzeptieren."