Per Losverfahren hat Wilfried Hoffmann die Ausrichtung der Deutzer Kirmes zugesprochen bekommen. Der neue Veranstalter erklärt seine Pläne.
Preise, Anwohnerschutz, LärmWie der neue Veranstalter die Deutzer Kirmes verändern will
Wenn Wilfried Hoffmann über die Ausrichtung der Deutzer Kirmes spricht, wählt er seine Worte mit Bedacht. Zu viel möchte er während der Planung noch nicht preisgeben. Weil einiges noch nicht feststeht und er bemüht ist, allseits Rücksicht zu nehmen. Denn der 57-Jährige, den der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwoch zum Gespräch auf der Deutzer Werft getroffen hat, ist sich bewusst: „Ich werde von allen Seiten angeguckt.“
Die Blicke richten sich auf ihn als denjenigen, der den Zuschlag dafür bekommen hat, in diesem Jahr das Frühlings- und das Herbstvolksfest zu veranstalten – nach Jahrzehnten, in denen die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) dies getan hat. Viel sei noch zu tun, sagt Hoffmann, doch mit seinem Team liege er im Zeitplan. Die Kirmes findet von Ostersamstag, 30. März, bis zum 7. April statt.
Deutzer Kirmes: Neuer Veranstalter ist selbst Schausteller
„Es ist eine schöne Veranstaltung, sie gehört zu Köln“, sagt Hoffmann, der in Ehrenfeld aufgewachsen ist, aber in Leverkusen lebt, auf die Frage, was ihn gereizt hat, sich um die Ausrichtung zu bewerben. Das hatte er bereits im ersten Vergabeverfahren im vergangenen Jahr getan. Zwar mit Erfolg, aber die GKS, die als Mitbewerberin wegen eines vermeintlichen Formfehlers unterlegen war, klagte vor dem Verwaltungsgericht. Da es zu ihren Gunsten entschied, musste die Stadt das Verfahren wiederholen. Vier Bewerbungen gingen ein; zwei wurden wegen Mängeln nicht zugelassen. Übrig blieben diejenigen der GKS und von Hoffmann. Die Entscheidung fiel im Losverfahren.
Erfahrung bringt Hoffmann reichlich mit. Er ist Schausteller in dritter Generation. Seine Großeltern hatten ein Kinderkarussell und eine Schießbude, seine Eltern einen sogenannten Süßwagen, außerdem verkauften sie Spielwaren. Hoffmann selbst betreibt ein Kinderkarussell, sein Sohn einen Autoscooter und seine Tochter einen Toilettenwagen. Auch mit der Ausrichtung von Veranstaltungen kennt er sich aus. So organisiert er regelmäßig das Opladener Straßenfest und das Inselfest auf der Groov in Porz-Zündorf. Weitere „Erfahrungswerte“ habe er als Platzmeister für das Straßenfest des Kölner CSD gesammelt.
Bei der Organisation der Deutzer Kirmes kann er auf Vorplanungen in der Zeit der Vergabeverfahren zurückgreifen. Bei der Auswahl der 70 bis 75 Betreiber von Fahrgeschäften und Buden würden Mitglieder der GKS berücksichtigt, betont er, aber auch andere Schausteller aus Köln sowie „Stammbeschicker“ der Deutzer Kirmes. „Sehr schöne Fahrgeschäfte“ werde es geben, darunter „etwas Neues für Köln“ – Genaueres möchte er noch nicht sagen.
Hoffmann stellt „familienfreundliche Preise“ in Aussicht
Einen Standplatz zu mieten sei „in jedem Fall nicht teurer als früher“; dies werde „sich in familienfreundlichen Preisen widerspiegeln“. „Familientage“, an denen Fahrgeschäfte zum halben Preis genutzt werden können, wird es nicht geben. Die Tradition des Feuerwerks fortzusetzen, ist zumindest angedacht.
Wichtiger Teil der Planung sind die Sicherheits- und Anwohnerschutzkonzepte. Zu den Neuerungen gehört laut Hoffmann, dass auf dem Festgelände zehn Türme mit Videokameras platziert werden. In der Zentrale, wo die Bilder eingehen, lasse sich so das Besucheraufkommen kontrollieren. Das Anwohnerschutzkonzept sieht wie gehabt vor, bestimmte Straßen so zu sperren, dass die Zufahrt nur Anliegern möglich ist.
Geachtet wird auch darauf, dass sich der Lärm in Grenzen hält. Nach Beschwerden von Anwohnern und einer Eingabe bei der Bezirksregierung war ein Lärmgutachten erstellt worden, mit dem Ergebnis, dass die Stadt sich im Februar 2023 zum Handeln gezwungen sah, um dem „Freizeitlärmerlass“ des Landes NRW zu genügen. In der Folge schrumpfte die Zahl der genehmigungsfähigen Kirmestage von 26 auf 18 pro Kalenderjahr, sodass die GKS die beiden Volksfeste nur jeweils neun Tage lang veranstalten konnte; zudem musste der abendliche Betriebsschluss etwas vorgezogen werden. Bei all dem bleibt es.
Deutzer Kirmes: Veranstalter will Tradition und Innovation vereinen
Die Verunsicherung der Anwohner nach der Entscheidung der Stadt für einen neuen Veranstalter nehme er sehr ernst, sagt Hoffmann: „Man muss auf die Leute zugehen“. Dazu gehört, dass es nun einen „Anwohnerbeauftragten“ gibt, der rund um die Uhr erreichbar ist.
Für die Pressmitteilung zum Veranstalterwechsel hat der neue Organisator diese Worte gewählt: „Wir sind entschlossen, Tradition und Innovation zu vereinen, um eine Kirmes zu gestalten, die stolz macht und Begeisterung weckt.“