Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Wassersportverband gegründetKölner Ruder- und Kanuvereine wollen bei Plänen über Deutzer Hafen mitreden

Lesezeit 4 Minuten
Entwürfe des Deutzer Hafens mit Blick auf den Kölner Dom

Entwürfe des Deutzer Hafens – ob und wie hier einmal Kanus durchs Wasser gleiten, ist derzeit noch ungewiss.

Das neu gestaltete Hafenbecken könnte die Wassersportangebote in der Stadt ausweiten – Pläne dafür sind aber noch unausgereift.

Selten sind sich Ruderklubs und Kanuvereine einig. Die Rückwärtsfahrer und die Vorwärtsfahrer sticheln gern mal gegeneinander. Doch was die Entwicklung des Deutzer Hafens angeht, haben sich Kölner Wassersportlerinnen und -sportler nun zusammengetan. Sie fordern eine Einbeziehung des Ruder- und Kanusports in die Pläne rund um das rechtsrheinische Hafenbecken. 

Dort soll bis Mitte der 2030er Jahre ein neues Quartier entstehen. Neben Wohnmöglichkeiten für 6900 Menschen und 6000 Arbeitsplätze sehen die Entwürfe auch Freizeitangebote vor, darunter Spiel- und Sportmöglichkeiten. In den Plänen für die Wasserflächen ist von einem Freibad im Rhein die Rede (wir berichteten). Ebenso soll das Hafenbecken für nicht-motorisierten Wassersport zur Verfügung stehen. Dazu zählen auch Rudern, Kanufahren oder etwa Stand-Up-Paddling.

Wir wünschen uns, dass es die Möglichkeit gibt, am Hafen Boote unterzubringen und dass ein Steg eingeplant wird, um überhaupt ins Wasser zu kommen.
Resi Norrenberg, Vorsitzende Wassersportverband Köln - Deutzer Hafen

Dass der Wassersport in dieser Form überhaupt Erwähnung findet, ist eigenen Angaben zufolge einer Interessengemeinschaft aus Kölner Sportvereinen und Einzelpersonen zuzuschreiben. Ende des vergangenen Jahres gründeten sie mit zunächst elf Mitgliedern den Verein „Wassersportverband Köln – Deutzer Hafen“ (der offizielle Eintrag ins Vereinsregister ist noch in Prüfung). 

Ihr Ziel erklärt die Vorsitzende Resi Norrenberg: „Wir wünschen uns, dass es die Möglichkeit gibt, am Hafen Boote unterzubringen – etwa zehn Ruder- und Paddelboote, dazu ein paar SUPs und Zubehör – und dass ein Steg eingeplant wird, um überhaupt ins Wasser zu kommen.“ Damit greife sie eine Idee auf, die laut Norrenberg in den 70er Jahren schon einmal Realität war. Damals habe es Bootsschuppen und eine Anlegestelle im Deutzer Hafen gegeben. 

Wassersportangebote in Köln derzeit unzureichend

Über die derzeitigen steilen Mauern sei der Einstieg ins Wasser – vor allem mit sperrigen Ruderbooten – hingegen kaum möglich. Die einzige Möglichkeit, um ins ruhige Hafenbecken zu gelangen, ist der Weg über den Rhein. Doch „da gibt es Strömung, Wellen und Schiffsverkehr“, sagt Norrenberg, die beim RTK Germania Köln rudert. Aufgrund der schwierigen Bedingungen gebe es kaum noch Jugendriegen in ihrem Verein. „Seit bestimmt 30 Jahren haben wir keine jungen Leute mehr. Das Ausbilden auf dem Rhein ist sehr mühsam.“ 

Auch für Nachwuchs-Kanutinnen und Kanuten sei der unruhige Fluss problematisch. „Wir könnten zwar hochpaddeln, um in den Hafen zu kommen“, sagt Martin Koebe. Sein Klub, die Kanusportfreunden Köln (KSK Team), ist in unmittelbarer Nähe zum Hafen an der Deutzer Brücke ansässig. „Für Anfängerinnen und Anfänger ist das nicht so einfach. Derzeit versuchen wir mit ihnen, die ersten Schritte auf dem Wasser woanders zu machen, da, wo keine Strömung ist.“

Entwürfe des Deutzer Hafens, hier die Ostpromenade samt Hafenbecken

So könnten Promenade und Hafenkopf des Deutzer Hafens einmal aussehen.

Der Hafen würde sich anbieten – und die derzeit unzureichenden Wassersportmöglichkeiten in Köln um einen weiteren Standort ergänzen. Im Linksrheinischen gebe es zwar den Fühlinger See mit seiner Regattastrecke und den Decksteiner Weiher. Auf der Schäl Sick fehlen hingegen Angebote, sagt Koebe, der als Schatzmeister ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern des „Wassersportverband Köln – Deutzer Hafen“ zählt. 

Die Vision von Norrenberg und Koebe ist es, junge Menschen zum Wassersport zu bringen, egal ob zum Rudern oder Paddeln. „Wir wollen die Leute aus dem neuen Quartier und der Umgebung ansprechen. Und Schülerinnen und Schüler der umliegenden Schulen.“ 

Umsetzung der Pläne abhängig von Haushaltslage

Die Ideen begrüßt auch Oliver Seeck, Vorsitzender des Sportausschusses im Stadtrat. Allerdings gebe es noch viel zu klären. „Eine entscheidende Frage wäre, wer das Sportangebot im Hafen betreiben würde“, so der SPD-Politiker. Ohnehin seien die Pläne noch kaum ausgereift. 

In einer Mitteilung an den Sportausschuss vom 6. Februar schreibt Baudezernent Markus Greitemann: „Die Verwaltung hat die Anregungen und Hinweise seitens des ‚Wassersportverbandes Köln – Deutzer Hafen‘ bezüglich der Zugänglichkeit und Nutzung des Hafenbeckens zur Kenntnis genommen.“ Konkretisierungen sollen demnach „ab Anfang 2025“ folgen. Und: „Es ist deutlich herauszustellen, dass die Umsetzung stark von der Haushaltslage abhängt.“

Inzwischen laufen die Gespräche. Zuletzt tauschten sich Sportamt, die zuständige Stadtentwicklungsgesellschaft „Moderne Stadt“ und der Wassersportverband Ende Februar aus. „Konkrete Ergebnisse oder Umsetzungszeitpunkte können derzeit nicht benannt werden“, schreibt die Stadt allerdings.

Resi Norrenberg verrät zumindest so viel: „Wir kommen voran. Es ist nicht mehr reine Utopie.“