Nicht genug AbstandPro-Palästina-Demo mit Hunderten auf Heumarkt endet frühzeitig
Schon vor Beginn der angemeldeten Kundgebung ist der Heumarkt voll; von der Reiterstatue bis hinten zu der Gaststätte „12 Aposteln“ stehen dicht gedrängt Jugendliche, Demonstranten mit grauen Haaren sowie Kleinkinder beieinander. Die Organisatoren der politischen Bewegung „Palästina spricht“ hatten bis zu 400 Teilnehmer für den Samstagnachmittag angemeldet, gekommen sind mehr als doppelt so viele Personen.
Viele halten palästinensische Flaggen oder Schilder hoch. Auf einem zu sehen: Ein Foto brennender Häuser, daneben eine durchgestrichene Rakete.
Bilder, die Bezug auf die aktuell angespannte Lage im Nahen Osten verweisen; seit Tagen wird dort über Raketenangriffe sowohl von palästinensischer als auch israelischer Seite berichtet, beide Parteien meldeten getötete Personen. Auch auf dem Heumarkt hat ein Protestant Fotos mutmaßlicher Opfer eines solchen Angriffs dabei, er hält sie hoch und skandiert mit der Menge: Freiheit für Palästina.
Angezündete Fahnen werden nicht toleriert
Die Kundgebung beginnt allerdings erst um viertel nach vier, gut eine Dreiviertelstunde später als angekündigt, da die Sicherheitsabstände, die wegen der Pandemie erforderlich sind, nicht eingehalten werden. Aber: alle Anwesenden tragen Masken.
In einem kleinen Transporter vor der Reiterstatute Friedrich Wilhelms, dessen Ladefläche zu einer Bühne umfunktioniert wurde, beginnt eine Sprecherin die Kundgebung. Sie verweist auf die Sicherheitsabstände sowie auf ein Verbot von Israel-Fahnen, das auf der Kundgebung gilt. Sie ergänzt, dass auch angezündeten Flaggen jedweder Art von den Organisatoren nicht toleriert würden. Antisemitische Aussagen seien ebenfalls verboten, mahnt sie weiter. Die Anwesenden klatschen Beifall, auf der anderen Seite des Platzes hört man die Sprecherin deswegen nicht mehr.
Pappschilder und Leinwände mit Bezug auf Israel
Hier hat sich eine Gruppe junger Männer von der Kundgebung entfernt, und skandiert Parolen zur Befreiung Palästinas. Ein Kind, ein Jugendlicher und ein erwachsener Mann sitzen auf den Schultern anderer Männer und geben die Sprechchöre ohne Masken vor. Eine Menschentraube bildet sich um sie, springt, klatscht und johlt. Unter ihnen sind auch ein Mädchen im Grundschulalter, in einem traditionell bestickten Gewand sowie eine schwangere Frau mit Kopftuch, die in ihre Hände klatscht.
Kurzzeitig fällt ein kleiner Teil der Gruppe mit einem Chorus auf, der den israelischen Staatspräsidenten nennt und beleidigt; er ebbt kurz darauf aber wieder ab.
Aber auch auf Pappschildern und Leinwänden wird Bezug auf Israel und die jüdische Geschichte genommen, auf einem Schild wird die Situation der Palästinenser im Gaza-Streifen mit der von Juden im dritten Reich verglichen. Damit die Schilder trotz der Nachmittagsschauer lesbar bleiben, haben einige Demonstranten sie in Frischhaltefolie gewickelt.
15 Mannschaftswagen der Polizei am Heumarkt
Die Sprecherin wird erneut unterbrochen, als zwei Demonstranten auf die Reiterstatue klettern und eine Palästina-Flagge anbringen wollen. Nach Aufforderung der Polizei klettern sie wieder hinunter, das Ereignis wird von vielen Handys aufgenommen, ein junges Mädchen streamt die Kundgebung parallel über eine soziale Plattform.
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Mit mehr als 15 Mannschaftswagen zeigt die Kölner Polizei viel Präsenz auf der Kundgebung; 20-köpfige Einsatzteams beobachten die Entwicklung der Veranstaltung von der Deutzer Brücke, der Gürzenichstraße sowie vom Rhein aus. „Die Kundgebungsleiterin hat die Veranstaltung uns gegenüber um 17 Uhr für beendet erklärt, mangels möglicher Abstände“, sagt ein Polizeipressesprecher gegen Abend am Telefon, „die Stunde darauf waren unsere Kräfte damit beschäftigt, die Kundgebenden zum Gehen aufzufordern.“
Ursprünglich war die Kundgebung als Teil der deutschlandweiten Demonstration zum „Tag der Nakba“ geplant gewesen. Palästinenser und Palästinenserinnen gedenken dann der Gründung Israels, die für viele mit einer Vertreibung ihres Volkes verbunden ist. Der Heumarkt habe aber, wohl auch wegen der jüngsten politischen Entwicklungen, der Größenordnung der Kundgebung nicht mehr gerecht werden können. Weitere besondere Vorkommnisse habe es laut Polizeisprecher keine gegeben. Angemeldet war die Kundgebung bis 20 Uhr, gegen 18 Uhr hatte sich die Lage am Heumarkt beruhigt.