Die frühere Kaufhof-Zentrale soll das Innenstadt-Kundenzentrum beherbergen. Doch es gibt Probleme, die Stadt ist unzufrieden mit dem Eigentümer.
Hunderte Millionen Euro MieteBau des neuen Kundenzentrums in der Kölner Innenstadt verzögert sich
Der Umbau der leerstehenden früheren Kaufhof-Zentrale zu einem neuen Standort für das städtische Kundenzentrum Innenstadt und weitere Abteilungen verzögert sich. Das bestätigte das Unternehmen Swiss Life Asset Managers dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, es vermietet die rund 45.000 Quadratmeter nach dem Umbau an die Stadt Köln.
Ein Sprecher teilte mit: „Das Projekt befindet sich in einer mietvertraglich angelegten Planungsphase.“ Anders ausgedrückt: Umbau samt Modernisierung in der Leonhard-Tietz-Straße haben demnach noch nicht begonnen, die Straße ist nach dem Kaufhof-Gründer benannt.
Eigentlich sollte die Stadt nach und nach ab dem 1. Januar 2024 bis Ende 2025 dort einziehen. Das wäre in zwei Wochen, doch augenscheinlich ist dort noch nichts passiert. Der Sprecher von Swiss Life Asset Managers teilte mit: „Die Fertigstellung und der Bezug hängen von den Maßnahmen ab, die für die zukünftigen städtischen Nutzer erforderlich sind.“ Laut seiner Aussage stimmt sich das Unternehmen sich „sehr eng“ mit der Stadt ab.
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Trotz dieser „sehr engen Abstimmung“ ist die Stadtverwaltung unzufrieden mit der Firma, so geht es aus der Niederschrift zur Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt aus dem Oktober hervor. Darin wird Baudezernent Markus Greitemann mit dem Satz zitiert: „Aktuell finden intensive Verhandlungen mit dem Eigentümer des Gebäudes zu Terminplänen statt, die die Stadtverwaltung so nicht akzeptieren könne.“ Greitemann nannte demnach den Sommer 2026 als Ziel, die Verwaltung wollte auf Nachfrage am Dienstag kein Datum nennen.
Die Frage, wann die Verwaltung dort die Büros nutzt, ist für sehr viele Bürgerinnen und Bürger relevant. Denn an der Stelle soll dauerhaft das Kundenzentrum Innenstadt seine Heimat haben, noch steht es am Laurenzplatz nahe des Historischen Rathauses. Dort können Menschen alle Melde-, Pass- und Führerscheinangelegenheiten erledigen.
Doch das bisherige Gebäude des Kundenzentrums soll abgebrochen werden, der Neubau soll laut Greitemann in den Jahren 2031 bis 2034 erfolgen. Doch laut Stadt soll das neue Gebäude weniger Platz als bisher haben und das Kundenzentrum deshalb dauerhaft in die Leonhard-Tietz-Straße ziehen. Vorerst bleibt es am Laurenzplatz, bis der frühere Kaufhof umgebaut ist. Auch die Feuerwache eins soll übergangsweise dort ihren Sitz haben, bis die neue Wache fertig ist. 2034 gilt als Termin dafür.
Am Dienstag bestätigte die Stadt offiziell die zukünftigen Nutzer: Zusätzlich zur Feuerwehr und dem Kundenzentrum sind es das Standesamt und die Kunst- und Museumsbiliothek (KMB). Aktuell hat die KMB ihren Sitz noch in der Straße Kattenbug rund 700 Meter vom Dom entfernt, doch das Gebäude soll seit Jahren saniert werden und deshalb sucht die Einrichtung eine neue Heimat (wir berichteten).
Es geht um sehr viel Geld für die Stadt und die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: Das städtische Rechnungsprüfungsamt (RPA) hatte die im Januar 2022 vorliegenden Version des Mietvertrages vergangenes Jahr geprüft. Demnach geht es um eine Kaltmiete von 812 337 Euro pro Monat. Auf 20 Jahre gerechnet entspricht das – ohne die vorgesehene Mietanpassung im Laufe der Jahre – rund 195 Millionen Euro. Die Stadt kann den Vertrag zwei Mal um weitere fünf Jahre verlängern. Das RPA segnete den Deal ab.
Faktisch gehört das Haus der Agrippa Quartier GmbH & Co., sie wiederum gehört drei Gesellschaftern, unter anderem der Swiss Life. Sie gibt in ihrem Geschäftsbericht für 2022 den Verkehrswert der Immobilie mit 181 Millionen Euro an, im Jahr davor waren es – noch ohne den Mietvertrag mit der Stadt – nur 125,6 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 44,1 Prozent. Laut des Berichts hat die Agrippa Quartier GmbH & Co. bei der Landesbank Hessen-Thüringen ein Darlehen von 78 Millionen für den Umbau abgeschlossen, Verträge mit einem Projektsteuerer und dem Generalplaner sind fix.
Zu den Fragen, wie die gestiegenen Zinsen sich auf den Umbau auswirken und ob die Stadt bei einem späteren Einzugstermin Anspruch auf Schadenersatz habe, sagte der Sprecher: „Als Swiss Life Asset Manager berücksichtigen wir bei unseren Entscheidungen die unterschiedlichsten Entwicklungstendenzen, damit unsere Immobilien auf einem soliden finanziellen Fundament stehen. Die aktuelle Marktsituation bewegt sich im erwarteten Rahmen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns grundsätzlich nicht zu Vertragsdetails äußern.“
Gebäude soll Übergangsheimat für Abteilungen sein
Die Verwaltung möchte in dem Gebäude mehrere Abteilungen unterbringen, deren eigentliche Sitze saniert werden müssen. Demnach laufen laut Stadt zwischen 2025 und 2029 die Mietverträge für Gebäude von weit mehr als 100.000 Quadratmetern aus. Dazu zählt inbesondere das Stadthaus in Deutz an der Lanxess-Arena, wo tausende städtische Beschäftigte untergebracht sind. Will die Verwaltung dort nicht bleiben, braucht sie eine Alternative, möglicherweise die frühere Kaufhof-Zentrale?
Doch die Verwaltung teilte am Dienstag mit, dass die Verzögerungen beim Umbau keine Auswirkungen hätten, da im früheren Kaufhof-Sitz „aktuell keine Flächen zur Nutzung durch Dienststellen aus dem Stadthaus Deutz vorgesehen sind“. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer des Stadthauses zur möglichen Verlängerung des Mietvertrages laufen demnach weiter. Ebenfalls prüft die Stadt Ausweichflächen.
Kaufhof und Karstadt haben sich ab 2018 etappenweise zusammengeschlossen und firmieren mittlerweile als Galeria. Die neue Zentrale steht in Essen, für Köln war der Verlust der Zentrale ein schwerer Rückschlag.