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Kölner InstitutionCafé Fromme an der Breite Straße schließt nach 132 Jahren

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann steht hinter eine Theke.

Kännchen gibt es für zehn Euro: Gregor Fromme beim Ausverkauf an der Theke.

Der Familienbetrieb an der Breite Straße schließt. Hauptgrund ist Personalmangel. Ein Nachmieter ist bereits gefunden.

Das Kaffeekännchen kostet zehn Euro. „Steht ja schließlich auch ‚Fromme‘ drauf“, sagt Gregor Fromme und schwankt ein wenig zwischen Abschiedsschmerz und der Freude darüber, dass so viele Menschen eine Erinnerung an das Traditionscafé Fromme in der Breite Straße haben möchten. Die Familie hat beschlossen, den vor 132 Jahren gegründeten Generationenbetrieb zu schließen. Hauptgrund: Personalmangel.

In diesen letzten Tagen ist noch einmal etwas los in den Räumen. Das gesamte Inventar steht zum Verkauf. Da werden Tortenplatten, Backformen, große Zuckertüten, sogar Tische und Stühle herausgetragen. Ein Café-Besitzer aus dem Bergischen will 20 der Außengastronomie-Stühle kaufen, Stück 50 Euro inklusive Polster. „Sehen ja aus wie neu.“ Eine Frau nimmt zwei der Stühle aus dem Innenbereich mit. „Meine Tochter hat hier mal gearbeitet“, erzählt sie.

Highlight waren die Außenplätze an der Breite Straße

Gregor Fromme sieht zu, wie langsam alles verschwindet. Der Familie sei es nicht leicht gefallen, die Entscheidung zur Schließung zu treffen. Torten, Pralinen, preisgekrönte Stollen von Fromme waren ein Begriff in Köln. Und das große Plus: die Außensitzplätze zum Sehen und Gesehen werden an der Breite Straße.

Das Café mit der charakteristischen gelben Fassade

Das Café mit der charakteristischen gelben Fassade

Aber in den letzten Jahren seien einfach zu viele Faktoren zusammengekommen. Nach der Pandemie habe sich das Personalproblem noch einmal verschärft. „Viele Mitarbeiter sind danach einfach nicht wiedergekommen.“ Es fehlten Verkaufs- und Servicemitarbeiter und vor allem Konditoren. „Normalerweise brauchen wir vier bis sechs Konditoren.“ Zurzeit sind es aber nur zwei. Auch zwei Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. Wegen der Probleme hat Fromme seit Pandemie-Ende montags geschlossen.

Familie Fromme hätte 500.000 Euro investieren müssen

Außerdem hätte die Familie noch einmal kräftig investieren müssen: 500.000 Euro in Küche und Backstube. Doch einen Nachfolger, der davon profitieren würde, gibt es nicht. „Unsere beiden Töchter haben beruflich andere Interessen und da wollten wir ihnen auch nichts aufzwingen“, sagt Gregor Fromme. Und: Entgegen der allgemeinen Annahme sei so ein Café an der Breite Straße keineswegs automatisch eine „Goldgrube“. Es gebe durchaus Zeiten, da herrsche Leere – und ärgerlicherweise sei auch so mancher Besucher nur hereingekommen, um die Toilette zu benutzen.

Innenansicht Café Fromme

Das gesamte Interieur des Cafés wird in diesen Tagen ausverkauft.

Seniorchefin Liane Fromme (84) hat bis zuletzt noch hinter der Theke mitgearbeitet, Seniorchef Ansgar Fromme (ebenfalls 84) dagegen hat sich lange um die Enkelinnen gekümmert. „Für Handarbeit wird in Deutschland zu wenig gezahlt“, sagt er. „Hier kam nichts aus der Tüte, das wussten die Leute früher zu schätzen.“ Die „goldene Zeit“ waren die 70er und 80er Jahre, als Galeristen wie Michael Werner und Rudolf Zwirner, die im Viertel residierten, die moderne Kunst nach Köln brachten. „Die kamen alle zu uns“. Der Künstler Sigmar Polke war Stammgast. „Er aß immer Baumkuchen.“

Copenhagen Coffee Lab wird Nachmieter

Für ihn selbst sei es damals keine Frage gewesen, das Café von den Eltern zu übernehmen. Er habe die Ausbildung gemacht, dafür konnte sein Bruder Bruno studieren. Er wurde langjähriger Abt der Zisterzienserabtei Himmerod in der Eifel. Dass die Enkelinnen nun andere Wege gehen, dafür hat er aber volles Verständnis. Und ist außerdem sehr stolz, dass sie beide beim 1. FC Köln spielen.

Die Immobilie an der Breite Straße gehört der Familie, die Räume hat sie bereits weitervermietet. Das Copenhagen Coffee Lab wird hier einziehen. Die Kette, die Kaffee aus fairer Produktion anbietet, ist schon mit Filialen in Dom-Nähe und in Ehrenfeld vertreten. „Die bieten ein ordentliches Produkt“, findet Gregor Fromme. Etwa zwei Monate lang soll das Café komplett umgebaut werden. Bis zum 31. Mai bleiben die Türen noch für den Ausverkauf geöffnet. Nur die schönen Thonet-Stühle, die will die Familie behalten.