Das Kunstwerk soll auch auf die Schattenseiten der christlich-jüdischen Vergangenheit eingehen. In drei Phasen soll das Kunstwerk entstehen.
Start des WettbewerbsDer Kölner Dom soll ein neues Kunstwerk erhalten
Der Kölner Dom soll ein neues Kunstwerk erhalten. Ein für viele Katholiken, Historiker und Theologen womöglich revolutionärer Gedanke. Doch anlässlich der 775 Jahre, die der Kölner Dom in diesem Jahr besteht, hat ein Arbeitskreis unter Federführung des Kölner Domkapitels einen Wettbewerb ausgeschrieben, der genau das zum Ziel hat: Ein neues Kunstwerk für die Kathedrale zu entwerfen und diesem anschließend einen festen Platz darin zu suchen.
Denn das Jubiläum des langjährigen Bestehens des Doms bietet viele Gründe, zu feiern. Als Wahrzeichen Kölns ist das Unesco-Weltkulturerbe-Bauwerk für den Tourismus in der Stadt von zentraler Bedeutung, vor allem aber auch für das kirchliche Leben in den katholischen Gemeinden Kölns sowie der gesamten Region, die durch ihren Glauben seit Entstehung des Doms unzertrennlich damit verflochten sind.
Neues Kunstwerk im Kölner Dom: Christliche Historie mit Schattenseiten
Allerdings gehört zu den Jahrhunderten christlicher Historie, für die der Kölner Dom ein imposantes Symbol ist, dass diese Zeitspanne nicht nur aus schönen Dingen besteht. „Zu den Schattenseiten gehört, dass die Christen ihr Verhältnis zum Judentum, dem Ursprung ihres Glaubens, stets einseitig gedeutet haben – leider allzu oft geprägt von Ausgrenzung, Hass und Verfolgung“, sagt Diakon Jens Freiwald, stellvertretender Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Ausdruck dessen sind unter anderem zahlreiche antijüdische Schmähplastiken, die im Kölner Dom zu finden sind.
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Bei der Vorstellung der Kunstinitiative erläutert Freiwald am Montag im Domforum gemeinsam mit Weihbischof Rolf Steinhäuser, Abraham Lehrer vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde Kölns sowie stellvertretendem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland und Stefan Kraus, Leiter des Kolumba Kunstmuseums, das Ziel der kürzlich gestarteten Kunstinitiative für den Dom: „Seit einigen Jahren setzt sich das Domkapitel mit der Frage nach einem angemessenen Umgang mit den zahlreichen Artefakten auseinander, die von erschreckender Judenfeindschaft zeugen“, sagt Steinhäuser.
Fokus auf christlich-jüdische Geschichte
Nach einer „umfassenden Erforschung und Kontextualisierung dieser Werke“ in Publikationen, Themenrundgängen und einer Ausstellung, solle nun ein neues Kunstwerk für den Dom geschaffen werden, „das den Blick im Bewusstsein der christlich-jüdischen Geschichte auf die Gegenwart und die Zukunft richtet“, führt der Weihbischof weiter aus, der im Erzbistum Köln auch zuständig ist für Ökumene und interreligiösen Dialog.
In drei Phasen hat der aus berufenen Vertretern der genannten Institutionen bestehende Arbeitskreis den aktuellen Kunstwettbewerb nach „langen und kontroversen Debatten“ nun konzipiert, wie Steinhäuser einräumt. Die erste davon sei bereits gestartet. Bis Herbst 2024 soll ein sogenanntes kooperatives Dialogverfahren zum Ziel führen. „Dafür werden zunächst acht europäische Experten und Kenner der internationalen Kunstszene eingeladen, jeweils zwei Vorschläge für Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt zu machen“, erläutert Kraus das Prozedere.
Hohe Anforderungen an das Werk im Kölner Dom
Im Anschluss daran folge die „Dialogphase“, in der die Vorgeschlagenen ihre Ideen vertiefen. Eine Jury im Auftrag des Arbeitskreises wählt dann vier Kunstschaffende für die dritte, die Vertiefungsphase des Wettbewerbs, aus, an deren Ende dann „im besten Fall das dauerhaft im Kölner Dom vorhandene Kunstwerk“ stehe, so der Experte weiter.
„Angesichts der historischen und theologischen Bedeutung des Bauwerks und dem Wert des Doms als ganz besonderer, identitätsstiftender Ort für alle Kölnerinnen und Kölner, unabhängig ihres Glaubens, sind die Anforderungen an ein solches Werk natürlich hoch“, sagt Steinhäuser. Der Arbeitskreis hat in der Ausschreibung darum bereits Hinweise darauf gegeben, welche Bereiche des Doms eher weniger sowie welche womöglich besser geeignet seien, um sie zu ergänzen.
Eine halbe Million Euro stehe bereit
„Insgesamt ist dieser Prozess eine wichtige und fortschrittliche Stufe der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und der im Zusammenhang mit dem Judentum“, hebt Abraham Lehrer aus Sicht des Zentralrats der Juden, „aber vor allem auch als Kölner“, hervor. Die Kunstschaffenden sollen in den verschiedenen Phasen des Wettbewerbs völlig frei agieren können und werden finanziell unterstützt – insgesamt, so der Weihbischof, habe das Domkapitel für das Projekt eine halbe Million Euro bereitgestellt.
Auch der Diskurs ist den Verantwortlichen wichtig, so soll der Fortschritt des Wettbewerbs regelmäßig unter Einbezug der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und nicht in den Stuben des Domkapitels beschlossen werden. Alle Informationen dazu sowie die Details der Ausschreibungen und die bislang im christlich-jüdischen Dialog der katholischen Kirche erfolgten Projekte, sind im Internet zu finden.