Trübe Stimmung in Kölner EinkaufsmeileDeutzer sehnen sich nach dem „Freiheits-Gefühl“
Köln-Deutz – Da drüben liegt es, auf der anderen Rheinseite. Zugehörig der Innenstadt, doch ohne richtiges „Köln-Zentrum“-Gefühl, dafür mit echtem Veedels-Charakter, den man aber auch in Deutz seit den Lockdown-Beschränkungen nur noch sporadisch auf den Straßen spürt. Rund um die Deutzer Freiheit fühlt sich die vielfältige Einzelhandels- und Gastronomie-Szene durch die Corona-Auflagen beschränkt und verharrt vielerorts in der Hoffnung auf Besserung im Frühjahr. Auch wenn sich die meisten mit einem Abholservice, Fensterverkauf oder Online-Handel über Wasser halten – ohne die Laufkundschaft aus der Nachbarschaft, so ist man sich einig, ist es nicht das gleiche Lebensgefühl, was man von der „Deutzer Freiheit“ kennt. Ein kurzer Abriss des Stimmungsbilds in einer Umfrage unter Deutzer Geschäftsleuten.
Andrea Happ, Inhaberin von The Art For Living, Deutzer Freiheit 76
Das bunt-blumige Geschäft durfte zwar auch während des harten Lockdowns wegen der verderblichen Ware geöffnet haben, doch auch Andrea Hopp wünscht sich den Regelbetrieb zurück: „Wir haben die Normalität im Arbeitsalltag zwar genossen, aber gerade abends ist es schon erschreckend, wie schnell die Deutzer Freiheit einer Geisterstraße gleicht. Wir leben hier alle miteinander und voneinander und versuchen, uns zu unterstützen. Ich hoffe, dass die Gastronomie und der stationäre Einzelhandel gut durch die Krise kommen und die Politik endlich eine langfristige Strategie für unser aller Überleben vorlegt. Ich als Unternehmerin werde auch an meinen Aussagen gemessen und muss die Konsequenzen dafür tragen. Da muss dringend etwas passieren.“
Elke Kruse, Inhaberin von Köln Geschenk, Deutzer Freiheit 91
Seit kurzem dürfen Kunden wieder nach Voranmeldung im Sammelsurium des kölschen Geschenkartikel-Ladens stöbern und Spezialitäten, Grußkarten und andere kleine Nettigkeiten persönlich begutachten. Und immer, wenn der Kunde nicht zur Ware kann, kommt die Ware notfalls zum Kunden: Elke Kruse und ihr Team bieten von montags bis samstags „Click & Collect“ sowie individuelle Produktpräsentationen im Fensterverkauf an. „Trotzdem fehlt das Zwischenmenschliche hier beim Kasperle-Theater. Es ist schwierig, unsere ganze Ware so zu präsentieren, dass man sie gut sehen kann, doch wir geben unser Bestes. Wir sind gerne für jeden einzelnen Kunden da und uns hilft jeder Einkauf.“
Markus Werker, Betriebsleiter vom Lommerzheim, Siegesstraße 18
Mehr Kotelett als Kölsch-Kränze kommen im Lommerzheim seit November an den Mann. Das Traditionsgasthaus bietet seit Beginn des „Lockdown Lights“ im gastronomischen Außerhaus-Verkauf die beliebten Koteletts, Frikadellen und wechselnde Tagesgerichte auf Vorbestellung an. Markus Werker und sein Team sehnen sich nach Normalität: „Schon letztes Jahr haben wir gut 10000 Euro in den Umbau gesteckt, Luftreinigungsgeräte angeschafft und unser Team fit gemacht für die bürokratische Kontaktnachverfolgung. Das war aufwendig, aber wir wären bereit, sobald wir können, wieder durchzustarten. Wir vermissen unsere Gäste und sie vermissen uns – einige kommen für die Koteletts sogar aus Solingen, Düren und Aachen angereist. Ein Stammgast aus Meschenich hat uns sogar ein kleines Oster-Präsent gebastelt. Das, was das Lommi ausmacht, das Zwischenmenschliche, darf uns nicht verloren gehen.“
Björn aus dem Bruch, Filialleiter McTrek, Siegburger Str. 227
Eigentlich könnte es für Outdoor-Ausrüster wie McTrek ein gutes Jahr werden, wenn man denn den Laden richtig nutzen könnte. Einzelne Kunden können sich über „Click & Meet“ einen Termin im McTrek buchen. Björn aus dem Bruch und seine Mitarbeiter betreuen nebenbei noch den Online-Verkauf: „Wir freuen uns, dass wir zumindest im kleinen Stil die Kunden beraten können. Wir haben zwar ein Expertentelefon eingerichtet, aber die direkten Kontakte haben uns in den letzten Wochen und Monaten schon sehr gefehlt. Der Bedarf an unserem Sortiment ist da. Schließlich können selbst die Beschränkungen einem kaum die Freude an Outdoor-Sport an der frischen Luft nehmen.“
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Cara Wiedemann, stellvertretende Betriebsleitung Café Heimisch, Deutzer Freiheit 72-74
Es duftet nach Kaffee, Kuchen und ein bisschen Hoffnung: Cara Wiedemann und das gesamte Team vom Café Heimisch haben neuen Mut geschöpft. „Der Winter war hart, die Stimmung war schon sehr gedrückt und wir haben viel geputzt. Wir leben ja schon lange vom Fensterverkauf, aber wenn es früh dunkel und dazu noch kalt ist, haben wir auch wenig zu tun. Jetzt holen sich langsam wieder mehr Kunden etwas Kuchen, um dann zum Rhein zu gehen. Das macht uns Hoffnung, denn wir vermissen den Kontakt mit den Gästen schon sehr. Wir hoffen, dass wir bald die Außengastronomie eröffnen können und einen sonnigen Frühling, damit wir die auch nutzen können.“