Die letzte Woche ist angebrochenSüdstadt-Kneipe „Im Schnörres“ schließt Anfang Mai
Severinsviertel – Der Letzte macht das Licht aus: Der Countdown zählen die Schnörres-Betreiber bis zum 1. Mai schon herunter, dann geht das Licht aus. Die Kneipe „Im Schnörres“ im Ferkulum 30 macht nach fünf Jahren zu.
Freiwillig schließen die Betreiber Philipp Treudt und Marco Martins ihr Lokal aber nicht. Der Vermieter habe die Kündigung eingereicht, erzählt Treudt. Der Grund: Beschwerden von Nachbarn wegen der Lautstärke.
„Das Ferkulum ist eine enge Straße mit viel Gastronomie“, erklärt der 38-jährige Wirt, der seit sieben Jahren mit seinem Kumpel auch die Bar „Zum scheuen Reh“ am Hans-Böckler-Platz betreibt. „Wir waren vor fünf Jahren die jüngsten, die dazu gekommen sind.“ Eigentlich habe man ein sehr gutes Verhältnis zu allen Nachbarn gehabt.
Extra Türsteher für Raucherbereich engagiert
Durch das Nichtraucherschutzgesetz hätten jedoch immer mehr Gäste vor der Tür gestanden. „Immer, wenn wir einen gut laufenden Abend hatten, hatten wir schon Bauchschmerzen, weil wir wussten, dass wieder viele vor der Tür stehen.“ Darum habe man sogar einen Türsteher engagiert, der die Raucher und deren Freunde vor der Tür zu mehr Ruhe ermahnen sollte.
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Im vergangenen Jahr zählten Treudt und Martins dann zu den ersten Wirten in der Stadt, die die Genehmigung erhielten, auf dem Parkstreifen vor ihrer Kneipe Außengastronomie anzubieten. „Das haben wir extra nicht bis 24 Uhr ausgereizt, obwohl wir es gedurft hätten.“ Dennoch beschwerten sich immer mehr Nachbarn beim Vermieter, auch das Ordnungsamt kam häufiger, „fand es aber vor Ort nie zu laut“, so Treudt.
„Ein Stück weit Sündenbock“
Auch andere Kneipen in der Straße seien Beschwerden gewohnt. „Aber wir waren hier schon ein Stück weit der Sündenbock. Manchmal kamen Beschwerden nämlich auch an Tagen, an denen wir gar nicht geöffnet hatten.“ Und nicht jeder grölende Mensch auf der Straße sei zuvor im Schnörres gewesen.
Treudt versteht aber auch die Anwohner, denen es zu laut war. „Städteplanerisch ist das hier ein reines Wohngebiet.“ Finanziell sei es allerdings „Quatsch“, eine Kneipe nach erst fünf Jahren wieder aufgeben zu müssen. Zumal der Personalaufwand bei dem kleinen Laden hoch gewesen sei – zumal mit einem Türsteher. .„Es ist jetzt aber auch kein wirtschaftlicher Ruin.“ Ein bisschen traurig ist Treudt über das Ende natürlich schon – „aber was soll ich hier jetzt Trübsal blasen?“
Enge Verbundenheit zu den Menschen vermissen
Was die Wirte vermissen werden? „Die enge Verbundenheit zu den Menschen, die auf der Straße wohnen.“ Die regelmäßigen Stammtisch, die sich in der Woche in der Kneipe getroffen hätten. Nun suchen Treudt und Martins einen „Schnörres-Nachfolger – natürlich in der Südstadt, „weil der Laden hier halt schon eine Institution war“.
Es scheint gut zu laufen mit der Suche, auch wenn es nach Treudt noch nichts Unterschriftsreifes zu verkünden gibt. Fest steht, dass sie in der Woche vor dem 1. Mai noch einmal kräftig durchfeiern wollen. „Es wird verschiedene Veranstaltungen geben – bis zum letzten Tanz in den Mai.“
Mehr Infos zur Kneipe unter www.schnoerres.de.