Festlichkeit am FWG in KölnSüdstadt-Gymnasium feiert 100 Jahre Rudern
Innenstadt – Eigentlich sind für Bootstaufen ja meistens Frauen zuständig. Aber in diesem besonderen Fall wurde alles zur Chefsache gemacht. „Ich bin ja prädestiniert, ein Ruderboot zu taufen. Meine Fächer sind Sport und Religion“, scherzte Meinolf Arnold, Schulleiter am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (FWG), am Rande des feierlichen Akts. Dieser fand statt in der Aula des FWG. Gefeiert wurde das 100-jährige Bestehen des Rudervereins an der Schule.
Ruderverein 1921 gegründet
1921 schrieb ein gewisser Dr. Deckelmann, einer von Arnolds Vor-Vorgängern, in den Jahresbericht für das damalige Realgymnasium: „Besonders erfreulich war es für uns, dass wir einen stattlichen Ruderverein begründen konnten, der sich der tatkräftigen Förderung der Eltern und ehemaligen Schüler erfreut. Er besitzt heute schon ein eigenes Boot.“ Das wurde gegen den demokratischen Zeitgeist der Weimarer Republik nach einem ehemaligen Preußenkönig „Friedrich Wilhelm“ genannt. Nach Friedrich Wilhelm III. wurde 1830 das FWG benannt. Im Schuljahr 1923/24 ruderten bereits 24 Jungs im Schulboot. Erste Rennen wurden gefahren, manche gewonnen, und man wagte eine dreiwöchige Wanderfahrt auf Rhein und Neckar.
Der neue Zweier hieß Preußen
Auch die etwas trägere Mosel war oft Ziel mehrwöchiger Exkursionen. Man ruderte auch schon mal von Mainz und Trier nach Köln. Der Bootsbestand wuchs. Bei der Namensgebung blieb man sich treu. Ein neuer Zweier wurde „Preußen“ genannt, ein neuer Doppelzweier auch. Und dann gewannen die FWG-Ruderer auch noch den „Großen Hindenburg-Achter“ in Neuwied. „Und Ruderwart Meier fuhr im Faltboot bis nach Marseille“, wird eine große Leistung vergleichsweise lapidar in der Vereins-Chronik gewürdigt.
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Zu Katastrophen für den Verein wurden zwei Nächte im Jahr 1943. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni fiel das dreigeschossige Schulgebäude einem Luftangriff zum Opfer. Fünf Tage später verbrannte das schwimmende Bootshaus mit allen acht Booten des Vereins. Eine Brandbombe hatte die nahe liegende Brücke verfehlt. Am 1. Dezember 1949 gründeten acht Schüler den Schülerruderverein (SRV)am FWG neu. Schulleiter Arnold verwies auf zwei Besonderheiten des SRV: „Die Verantwortung für den Verein lag immer bei den Schülern. Einer von ihnen führte immer den Vorsitz. Und es gibt seit der Gründung einen Förderverein.“
16 Boote hat der Ruderverein
Nicht zuletzt der hat dafür gesorgt, dass der Bootsbestand auf 15 angewachsen ist. „Gleich 16“, befeuerte Arnold die Spannung auf das Taufereignis in der Aula. 114 Mitglieder zählt der SRV zur Zeit. Jeder achte Schüler am FWG rudert im SRV. Eine herausragende Rolle im Organigramm der Vereinsführung spielt der sogenannte „Vergnügungswart“. Er kümmert sich um den Spaß an Land. Zahlreiche Wanderfahrten und Teilnahmen an Regatten prägten das Vereinsleben seit den 50er Jahren. Legendär ist im Prinzip jedes Ruderlager am Möhnesee. Hilfreich ist die Jahrzehnte lange Zusammenarbeit mit dem Kölner Ruderverein von 1877. Rudern sei auch eine Charakterschule, sagt Schulleiter Arnold. „Man lernt, sich einzupassen. Es entstehen Gruppen über alle Klassenstufen. Die Großen helfen den Kleinen. Sie übernehmen Verantwortung, denn Rudern auf dem Rhein ist nicht ungefährlich.“
Mädchen rudern seit den 1970er Jahren
Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes erinnerte an die beginnende Ära der Gleichberechtigung im SRV. „In den 70er Jahren wurden endlich Mädchen aufgenommen.“ Scho-Antwerpes erinnerte sich gern an die Partys beim Stadtachter, bei dem sie den Booten des FWG schon häufiger die Daumen gedrückt habe. Ehrensache, denn ihre Tochter hat die Schule besucht. Nachdem zahlreiche junge und ältere Funktionäre sowie etliche erfolgreiche Ruderteams geehrt worden waren, schritt Schulleiter Arnold zur Tat. Mit einem imposanten Lichterspiel und pompöser Musik wurde der Kunststoff E-Gig Doppelvierer an Seilen von der Decke gelassen und der Direktor taufte. Diesmal geriet der Name ziemlich römisch. Mit dem Namen „MCMXXI“ erinnert der Doppelvierer an das Gründungsjahr des Vereins: 1921.