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Köln früher und heuteLängster Paternoster der Welt fuhr lange in der Innenstadt

Lesezeit 3 Minuten

Das Hansa-Hochhaus heute

  1. In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  2. In dieser Folge geht es um den Hansaturm, dessen Paternosteraufzug 26 Kabinen hat, womit er bis 1965 der längste Deutschlands war.
  3. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich ein Lager für 800 Zwangsarbeiter in dem Komplex.

Köln-Innenstadt – Obwohl sich das Gerücht hartnäckig hält: Das höchste profane Gebäude Europas war das Hansa-Hochhaus nicht, als es 1925 eröffnet wurde. „Dies scheint eine weit verbreitete Mär zu sein“, sagt Ulrich Soénius, Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs und verweist auf das „Royal Liver Building“ in Liverpool, das ab 1911 stolze 98 Meter in den Himmel ragte, während das Hansa-Hochhaus am Kölner Hansaring 97 es „nur“ auf 65 Meter brachte.

Das reichte bis 1927 immerhin für den deutschen Höhen-Rekord. Im Inneren hatte der expressionistische Bau mit seiner Klinker-Fassade hingegen lange Zeit einen weltweiten Längen-Rekord zu bieten: Der Paternosteraufzug im Turm hat 26 Kabinen und wurde erst 1965 durch den Paternoster im Berliner Springer-Hochhaus mit 36 Kabinen vom Thron gestoßen.

Symbolische Bedeutung hatte das von Architekt und Bauherr Jacob Koerfer realisierte Büro- und Geschäftshaus mit seinem 17-geschossigen Turm, dem Hauptbau mit sieben Geschossen und dem langgestreckten Saalbau im rückwärtigen Teil ohnehin reichlich. „Das Hansa-Hochhaus steht auch für den Wiederanfang nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, der Besatzung und der Inflation“, sagt Ulrich Soénius. Die rasante Bauzeit von nur 15 Monaten spiegele die Leistungskraft und den Willen der damaligen Wirtschaft wider, neue und große Wege einzuschlagen.

Das „Capitol“ war 1930 eines der größten Kinos der Stadt (o.). Heute entsteht hier das „Carré Belge“ (Animation unten), derzeit wird umgebaut (kl.Foto).

Dabei verzögerte sich die Fertigstellung sogar: Koerfer fand in den Krisenzeiten der 1920er Jahre keine Interessenten, die mit Mietvorauszahlungen den Bau mitfanzierten und war ab Sommer 1924 auf die Hilfe der Stadt Köln angewiesen. Die Verwaltung, allen voran Oberbürgermeister Konrad Adenauer, war dem Projekt äußerst zugeneigt, versprach es doch, das 57 Meter hohe Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf zu übertrumpfen. Und so konnte der Kölner Rekord-Komplex im Juni 1925 in Betrieb genommen werden.

„Das Hansa-Hochhaus war stets ein Haus der Wirtschaft“, sagt Ulrich Soénius. Erster Mieter war Willy Bleissem, General-Vertreter für Adler-Automobile, der 1925 im Erdgeschoss einen schicken Salon einrichtete. „Aber er blieb nur bis 1928. Dann ist er wieder ausgezogen, weil es ihm zu teuer wurde“, so Horst Nordmann vom „Veteranen-Fahrzeug-Verband“.

„Grevens Adressbuch“ listete 1926 insgesamt 62 Mietparteien auf, darunter das Kölner Büro der „AEG Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“, die „Bleistiftfabrik vorm. Joh. Faber AG, Nürnberg“ und die Kölner Zweigniederlassung der „Rheinischen Telefon GmbH“. Sechs Jahre später waren unter anderem die „Cigaretten-Fabrik Muratti AG“ und das „Lichtspieltheater der Emelka-Theater AG“ hinzugekommen.

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Das offiziell als „Emelka-Theater im Hochhaus“ firmierende Kino, das ab 1933 Hansa-Theater hieß, befand sich in dem Saal hinter dem Hansa-Hochhaus. Im Krieg wurde er zerstört und nicht aufgebaut. Seit dem Krieg sind auch die fünf überlebensgroßen Figuren, die einst die Fassade als Verkörperung der Kontinente schmückten, verschollen. Geblieben sind die besonderen Fenster der beiden oberen, etwas zurückgesetzten Geschosse von Turm und Haupthaus. Als Reminiszenz an den Kölner Dom lehnen sie sich stilistisch an die gotischen Spitzbögen an.

Die Serie

Wir zeigen, wie Köln früher ausgesehen hat – und den Vergleich zu heute. Besitzen Sie alte Fotos mit markanten Gebäuden aus Köln, die es nicht mehr gibt? Wir freuen uns über Zusendungen.

ksta-koeln@dumont.de

Im Krieg muss es finster zugegangen sein im Hansa-Hochhaus. „Von Mai 1944 bis Februar 1945 befand sich hier ein Lager für über 800 Zwangsarbeiter“, sagt Ulrich Soénius: „Es diente als Ersatz für das abgebrannte Lager Hornstraße und befand sich im dritten und vierten Stock.“ Das Lager habe der Reichsbahn unterstanden, bei der die Zwangsarbeiter eingesetzt waren.

Nach 1945 gehörten eine Beratungsstelle für Ostvertriebene, die „Bibliotheque Francaise à Cologne“ und mehrere städtische Stellen zu den Mietern. Ab 1977 gingen viele Kölner zum Hansaring, um sich die neuesten Tonträger zu beschaffen. Der Schriftzug der „Saturn“-Kette leuchtet noch immer weithin sichtbar in die Kölner Nächte – an der Spitze des einst höchsten Gebäude Deutschlands.