Zur Internet-Plattform „Mingbud“ gesellt sich nun eine Art Showroom, der - noch ein wenig provisorisch - zu den Passagen eröffnet wird.
Möbel, Kunst, Accessoires und mehr800 Quadratmeter für erschwingliche Designs und Kunst aus Köln
Mit dem Wohnen verhält es sich ein bisschen wie mit Tragen von Krawatten. Man variiert ein wenig die Muster und die Farben, aber man stellt kaum die Frage: ist so ein um den Hals geknoteter Stoffstreifen überhaupt noch zeitgemäß. Auch beim Einrichten verfahren wir oft jahrzehntelang nach bestimmten Schemata, ohne sie einer Prüfung zu unterziehen.
Dass wir beim Gestalten unseres Wohnumfeldes nicht zwangsläufig auf die Massenprodukte der Möbelindustrie zurückgreifen müssen, und dass Design nicht per se unerschwinglich sein muss, möchte eine Gruppe von Kölnern und Kölnerinnen zeigen. Sie haben als Ergänzung zu ihrer Internet-Plattform „Mingbud“ gerade eine Art Showroom in der Nähe des Barbarossaplatzes errichtet, der zu den Passagen eröffnet wird.
Showroom, das klingt nach edel und geleckt, aber genau das ist die Location nicht. Wenn man auf der Luxemburger Straße vor der renovierten Altbaufassade von Hausnummer 78 steht, würde man nie vermuten, dass die Räumlichkeiten des ehemaligen Küchenmöbelstudios nach hinten in eine rund 500 Quadratmeter große lichtdurchflutete Halle mit zum Teil alten Backsteinwänden übergehen. In der insgesamt knapp 800 Quadratmeter großen Räumlichkeit auf zwei Ebenen wird von diesem Freitag bis kommenden Mittwoch nachhaltiges Design zu sehen sein: Neue und gebrauchte Möbel, Kunst, Accessoires und mehr.
Ein Inkubator für junge DesignerInnen
Die Initiatoren des Konzepts „Mingbud“, das Ehepaar Sybille und Michael Schorn sowie Mark Vomberg, verfolgen jedoch noch ein anderes Ziel als die meisten Design-Anbieter: Sie möchten als eine Art Inkubator für junge Designerinnen und Designer fungieren.
Um nach Verlassen der Hochschule beruflich Fuß zu fassen oder sich selbstständig zu machen, braucht es mehr als kreative Ideen. Nach Erfahrung des Volkswirts Michael Schorn und der Mathematikerin und IT-Expertin Sybille Schorn – beide beschäftigen sich seit langem mit Design – ist oft Unterstützung vonnöten; sei es beim Werkstattaufbau, Konzeption einer Ausstellungsfläche, Webpräsentation, Zahlungsverkehr und Rechtssicherheit. All das möchten die Mingbud-Initiatoren den Leuten, die frisch von der Hochschule kommen, an die Hand geben und ihnen mit der Halle an der Luxemburgerstraße eine Plattform für ihre Kreationen zu bieten. Der Käufer erwirbt das Objekt seiner Wahl praktisch direkt vom Designer oder Künstler.
Neue Inspiration für die Lebenswelten
Michael Schorn vergleicht das Konzept mit dem einer Galerie, „nur dass unser Anteil wesentlich geringer ist“. Design habe oft den Beigeschmack von clean oder elitär, meint das Ehepaar Schorn. „Dieses Denken wollen wir durchbrechen und Inspiration für andere Lebenswelten liefern."
Zu den Initiatoren des Projekts mit Online-Plattform und nun auch Showroom gehört auch Mark Vomberg. Er ist Mitbegründer der inzwischen am Poller Kirchweg ansässigen „Möbelkiste“, die im Gegensatz zu Trödelläden oder anderen Möbel-Second-Hands nicht einfach nur ausrangierte Einrichtungsgegenstände verkauft, sondern erkennbar gute, aufgearbeitete Stücke – keine Antiquitäten, sondern vielfach auch Design-Schätze aus den 60er Jahren – anbietet.
Kooperation mit der Möbelkiste
Möbelkiste und Mingbud (der Name ist angelehnt an den Bläck-Fööss-Song „En minger Bud“ aus dem Jahr 1977) sind Kooperationspartner. Unter den wenigen Gebrauchtmöbeln werden künftig auch einige Stücke aus der Möbelkiste zu sehen sein.
Vieles in der insgesamt 778 Quadratmeter großen Halle ist buchstäblich noch im Rohzustand. Das wird sich in den kommenden Monaten ändern. Es werde, sagt Schorn, im Eingangsbereich auch ein kleines Café etabliert.
Während der Passagen (Nummer 11 im Programmheft) sind 23 Ausstellerinnen und Aussteller vor Ort. Stöbern und natürlich auch kaufen kann man an der Luxemburger Straße 78 vom 2. bis 7. Juni ab 12 bis 20 Uhr.