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Nach New Yorker VorbildErster „Mitmachsupermarkt“ in Köln geplant – was dahinter steckt

Lesezeit 3 Minuten
Miriam Schifferman und Malte Garrecht halten ein Werbeplakat in der Hand.

Miriam Schifferman und Malte Garrecht hoffen, dass der erste „Mitmachsupermarkt“ in Köln bald seine Türen öffnen kann.

Mindestens 300 Freiwillige und ein großzügiges Ladenlokal braucht es, damit in Köln ein „Mitmachsupermarkt“ entstehen kann. Dahinter steckt eine Initiative, die ihr Vorhaben erklärt.

Die Mitglieder sind gleichzeitig Inhaber, Kunden und Mitarbeiter – ein ganz anderes Supermarktkonzept als das übliche will die Initiative „Köllektiv“ umsetzen. „Wir wollen gemeinschaftlich entscheiden, welche Produkte eingekauft und im Supermarkt angeboten werden. Jedes Mitglied kann und soll sich einbringen“, erklärt Miriam Schiffermann vom Vorstand der Genossenschaft.

Die gründete sich im März des vergangenen Jahres und ist seit Dezember offiziell beim Amtsgericht Köln eingetragen. „Wir wollen einen Vollsortimenter öffnen, in dem man alles bekommt, was man für den alltäglichen Bedarf braucht wie Gemüse, Obst, Nudeln, Käse, Honig, Drogerieprodukte, Getränke“, berichtet die 47-Jährige. Dabei soll das Angebot saisonal und regional sein und Bio-Qualität haben. Auch Fleisch soll angeboten werden.

Kölner Mitmachsupermarkt mit bis zu 1000 Artikeln geplant

„Ganz wichtig ist, dass die Herkunft der Waren transparent für alle ist“, so Schiffermann. „Rund 700 bis 1000 Artikel soll es in dem „Mitmachsupermarkt“ geben. Das ist unser Ziel, wir werden zunächst mit weniger Produkten starten“, sagt Schiffermann. Bezahlen sollen die Mitglieder für die Waren den Selbstkostenpreis. „Das bedeutet den Einkaufspreis plus Umsatzsteuer und einem Aufschlag, um Miete und solche Dinge zu zahlen. Wir müssen unsere Kosten decken, wollen aber keinen Gewinn machen“, sagt Malte Garrecht, ebenfalls im Vorstand von Köllektiv.

Das Wichtigste ist natürlich ein Standort, der gut zu erreichen ist.
Malte Garrecht, „Köllektiv“-Vorstandsmitglied

Die Initiative startete mit rund 30 Aktiven. Vorbild für die Idee war ein genossenschaftlicher Lebensmittelmarkt in New York. Der „Park Slope Food Coop“ existiert bereits seit den 70er-Jahren und hat mittlerweile 17000 Mitglieder. In den vergangenen zwei Jahren mussten die „Köllektivisten“ festlegen, welche Rechtsform sie annehmen wollen, ob es ein Lebensmittelbus, ein Tante-Emma-Laden oder Supermarkt werden soll, Kriterien für das Sortiment und die einzelnen Artikel erarbeiten und diverse weitere Fragen klären.

Mitglieder werden drei Stunden pro Monat im Laden arbeiten

„Wir haben uns für eine Genossenschaft entschieden, weil diese für jeden Mitspracherecht und Sicherheit bietet“, meint Garrecht. Jedes Mitglied muss zwei Pflichtanteile kaufen zu je 50 Euro und hat eine Stimme, unabhängig davon, wie viele Anteile er hat. Die Mitglieder-Inhaberinnen und -Inhaber werden auch drei Stunden im Monat im Laden arbeiten, an der Kasse stehen oder Regale einräumen. „Das senkt die Personalkosten und ist gut für das Gemeinschaftsgefühl“, so Garrecht.

Eine Geschäftsführung und eine Filialleitung will Köllektiv aber einstellen. „Diese Aufgaben kann man mit drei Stunden im Monat Einsatz nicht übernehmen. Außerdem brauchen wir dafür Leute mit Fachkenntnissen“, sagt der 28-Jährige. An vier bis fünf Tagen soll der Mitmachsupermarkt für mindestens sechs bis sieben Stunden öffnen, so der Plan.

Ladenlokal für Kölner Mitmachsupermarkt gesucht

Noch sucht die Genossenschaft ein geeignetes Ladenlokal. „Gerne in der Innenstadt, aber das Wichtigste ist natürlich ein Standort, der gut zu erreichen ist“, erklärt Garrecht. 400 bis 500 Quadratmeter Fläche werden benötigt. Derzeit ist die Genossenschaft im Gespräch wegen eines möglichen Ladenlokals am Barbarossaplatz.

170 Mitglieder hat Köllektiv bereits, um den Supermarkt zu eröffnen, müssten es mindestens 300 sein, so Garrecht. „Sonst kann man die Arbeit nicht stemmen. Je mehr Mitglieder, desto besser funktioniert das Projekt“, meint er. Dass es funktioniert, zeigt nicht nur New York. Auch in Berlin und in München gingen im Herbst 2021 Mitmachsupermärkte an den Start und werden – so Garrecht – sehr gut angenommen.

Ab März will sich Köllektiv um weitere Finanzierungsstrategien kümmern, ein Crowdfunding starten und sich nach Fördermöglichkeiten umsehen. „Im August würden wir gern den Mitmachsupermarkt öffnen“, sagen Schiffermann und Garrecht. Regelmäßig veranstaltet die Genossenschaft in allen Veedeln Info-Abende, die Termine stehen auf der Website. Der nächste Info-Abend findet am Dienstag, 31. Januar, um 18.30 Uhr im Iglu am Sudermanplatz 1 im Agnesviertel statt.