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Kommentar

Kommentar zur Ost-West-Achse
Es braucht keinen teuren Tunnel, um das Kölner Verkehrsnetz zu entlasten

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Lesezeit 3 Minuten
Die Grafik zeigt einen roten Tunnel mit Schienen, im Hintergrund ist der Kölner Dom zu sehen.

Die oberirdische Variante wäre deutlich günstiger. Ein Tunnel würde mindestens eine Milliarde Euro kosten.

Ist der Tunnel auf der Ost-West-Achse zwischen Universitätsstraße und Deutzer Brücke eine gute Lösung? Nein, sagt Redakteurin Larissa Rehbock.

Für Köln ist es eine Entscheidung von enormer Tragweite. Soll die Bahn-Kapazität zwischen Heumarkt und Moltkestraße mit einem Tunnel oder einem oberirdischen Netzausbau erhöht werden? Unser Autor Martin Dowideit ist fürs Graben. Autorin Larissa Rehbock befürchtet dagegen Schlimmes und hält dagegen. Lesen Sie hier, warum:

Lassen Sie uns zunächst über Geld reden, denn das ist in Köln bekanntlich knapp. Ein oberirdischer Ausbau der Ost-West-Achse zwischen Universitätsstraße und Deutzer Brücke ist vor allem eins: sehr viel günstiger als eine Tunnellösung. Seit Jahren belaufen sich die Schätzungen für die oberirdische Variante auf 250 Millionen Euro, eine vertretbare Summe.

Die Tunnelvariante hingegen wird definitiv teurer sein, von einer Milliarde Euro ist die Rede. Mindestens. Denn wer zum Beispiel an die Bühnen-Sanierung denkt, weiß, dass sich die Kosten für große Kölner Bauprojekte gerne im Laufe der Maßnahme auch noch einmal vergrößern.

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Jahrelang würde die Baustelle eine tiefe Wunde in die Stadt schlagen und Heumarkt, Neumarkt sowie Rudolfplatz verschandeln
Larissa Rehbock, Redakteurin

Zusätzliches Geld, das man für die weiteren Ziele des Ausbaus der Ost-West-Achse nutzen könnte: Es ließe sich wunderbar investieren in die Gestaltung eines schönen Platzes und den Ausbau des Fuß- und Radverkehrs. Pumpt man allein das Vierfache der Kosten in einen Tunnel, bleibt für einige städtebaulichen Projekte, die das Leben vieler Kölnerinnen und Kölner zusätzlich aufwerten würden, am Ende doch wieder kein Geld übrig.

Stattdessen müssen die Kölnerinnen und Kölner noch länger in überfüllten Bahnen ausharren. Denn: Entscheidet man sich für eine U-Bahn, wird diese - Stand jetzt - nicht vor Ende der 2030er-Jahre fertig sein. So lange können wir nicht warten.

Larissa Rehbock

Larissa Rehbock

Redakteurin in der Kölner Lokalredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Jahrgang 1993, aus Nordhorn in Niedersachsen. Sie hat Journalistik an der TU Dortmund studiert und beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ vo...

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Zudem ist Kölns Stadtbild doch sowieso schon geprägt von Dauer-Baustellen. Mit dem Bau des Tunnels würde sich eine weitere hinzugesellen. Jahrelang wird sie eine tiefe Wunde in die Stadt schlagen und Heumarkt, Neumarkt sowie Rudolfplatz verschandeln. Das wäre für Bewohner sowie Besucher der Innenstadt eine Zumutung.

Für die Haltestelle Rudolfplatz würde man mit einer Tunneltiefe von bis zu 35 Metern planen, die Haltestelle Neumarkt soll auf vier Tunnel-Ebenen erweitert werden. Wer die Haltestelle der Linie 5 am Heumarkt kennt, weiß, wie lange der Weg in den Untergrund da werden kann. Bis man das Bahngleis erreicht, können mehrere Minuten vergehen. Und für die geplanten Haltestellen am Neumarkt und Rudolfplatz soll noch tiefer gegraben werden. Jeder, der mit der Bahn fahren will, müsste lange Wege bis zu den Gleisen einberechnen.

Spontan mal noch eben die Bahn erwischen oder schnell umsteigen? Könnten die Kölnerinnen und Kölner da vergessen. Bedenkt man, dass der Bahntakt in Köln mit nicht selten zehn Minuten Wartezeiten ohnehin hinter Angeboten anderer Großstädte hinterherhinkt, können KVB-Fahrende sich diese zusätzliche Verzögerung nicht leisten. Demjenigen, der die Anschlussbahn verpasst, dem hilft auch wenig, wenn diese mit etwas höherer Geschwindigkeit unterwegs sein könnte.

Doch nicht nur für die Bahnfahrenden in Köln könnte die unterirdische Variante auf Dauer lästig werden – auch für die Stadt verspricht sie wenig Freude. Ein Tunnel verschlingt auch nach seiner Fertigstellung eine Menge Geld für die Instandhaltung. Brandschutz, Fahrstühle und Rolltreppen müssen schließlich regelmäßig gewartet werden. Ein intaktes Angebot zur Barrierefreiheit ist bei einer U-Bahn-Tiefe von 35 Metern notwendiger denn je.

Und was ist eigentlich mit der Forderung, dass mit dem Ausbau der Ost-West Achse ein Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität geleistet werden soll? Der Unterhalt eines Tunnels wäre im Gegenteil energieintensiver als eine oberirdische Stadtbahn, die genau die gleiche Anzahl von Menschen befördern kann.