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„Wir wollen fundierte Aktenlage“Kölner Ratsbündnis will Bühnen-Debakel analysieren lassen

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Die Baustelle am Offenbachplatz.

Die Baustelle am Offenbachplatz.

Die Politik ist entsetzt über die erneute Kostenexplosion bei den Bühnen. Nun soll es eine Analyse geben, wie das möglich ist.

Das Rechnungsprüfungsamt (RPA) der Stadt Köln soll die erneute Verzögerung und Kostenexplosion bei der Sanierung der Kölner Bühnen am Offenbachplatz untersuchen. Das sieht ein Antrag des Mehrheitsbündnisses von Grünen, CDU und Volt für die Sitzung des Stadtrates am 1. Oktober vor.

Das Trio vereint 50 von 90 Sitzen, damit gilt es als sicher, dass die Sanierung überprüft wird. Das RPA schreibt zu seinen Aufgaben: „Prüfung des ordnungsgemäßen, recht- und zweckmäßigen sowie wirtschaftlichen Verwaltungshandelns.“

Schadenersatzansprüche prüfen

In dem Antrag heißt es zur Sanierung: „Damit die Stadt Ende 2025 nicht erneut an der gleichen Stelle steht, braucht es jetzt eine Bestandsaufnahme und die richtigen Rückschlüsse.“

Und weiter: „Nun wollen wir eine fundierte Aktenlage mit den Zahlen, Daten und Fakten, wo die strukturellen Fehler, Verantwortlichkeiten und baulichen Ursachen für die weiteren Verzögerungen und Kostensteigerungen liegen.“ Auch Schadenersatzansprüche gegen Firmen sollen geprüft werden, das RPA soll sich laut des Antrags auch externe Hilfe für die Analyse holen können.

Das Architekturmodell für die Sanierung am Offenbachplatz.

Das Architekturmodell für die Sanierung am Offenbachplatz.

Wie berichtet, soll das seit 2012 laufende Großbauprojekt statt 714 Millionen Euro nun bis zu 798 Millionen Euro kosten. Das teilte die Verwaltung zuletzt mit. Inklusive aller Ausgaben für die Finanzierung und Interimsspielstätten betragen die Kosten rund 1,5 Milliarden Euro.

Und statt am 28. Juni 2024 sollen Oper, Schauspielhaus, Kleines Haus und Kinderoper erst Ende 2025 saniert sein, die Eröffnung möglicherweise erst zur Spielzeit 2025/2026 erfolgen. Ursprünglich sollte die Sanierung nach drei Jahren 2015 beendet sein.

Schon die zweite Analyse

In einer Aktuellen Stunde des Betriebsausschusses Bühnen hatte Baudezernent Markus Greitemann am Dienstag angekündigt, keine Energie in die Beantwortung von Fragen aus der Vergangenheit zu verwenden. Das sorgte für viel Unmut der Politikerinnen und Politiker.

Wie berichtet, ist es nicht das erste Mal, dass das RPA die bislang verpatzte Sanierung überprüft. Schon nach der abgesagten Eröffnung 2015 hatte die Kölner Politik eine Analyse gefordert, die Kanzlei „Hecker, Werner, Himmelreich“ legte sie 2017 vor. Sie empfahl 17 Verbesserungen, sah die Schuld aber vor allem bei den Baufirmen.

Das Gutachten sorgte seinerzeit für viel Kritik, unter anderem sagte der damalige Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank beispielsweise: „Das Gutachten klärt nicht über das konkrete Zustandekommen des Organisationsversagens auf und schweigt sich über die Verantwortlichkeiten aus.“ Er warf dem Rechnungsprüfungsamt Versagen vor, weil es dem Aufklärungsinteresse des Rates nicht nachgekommen sei.