Geschäft auf Deutzer FreiheitRaumausstatter Frank gibt es seit 100 Jahren in Köln

Kirsten Simmerl-Frank und Michael Frank in ihrem Geschäft
Copyright: Peter Rakoczy
Köln – Der technische Fortschritt hat auch vor der Gardinenstange nicht haltgemacht. Das weiß kaum jemand besser, als Michael Frank, der in vierter Generation ein Handwerk ausübt, das es vor 100 Jahren bei Geschäftsgründung durch seinen Urgroßvater Georg noch gar nicht gab. „Damals waren das Polsterer und Dekorateure und keine Raumausstatter“, erläutert der 41-jährige nur unweit von der Wand entfernt stehend, an der sämtliche Meisterbriefe der Familie hängen - auch der eigene.
Anders, als in der Vergangenheit, als Vorhangstangen noch so viel Gewicht hatten, dass man sich damit auch gegen Einbrecher hätte zur Wehr setzen können, sind inzwischen federleichte Modelle aus Carbon auf dem Markt. Der Vorhang selbst hat in den vergangenen Jahren ebenfalls eine Gewichtsabnahme erfahren.
Gardinen sind schlanker geworden
Die alte Pi-Mal-Daumen-Kalkulation, nach der Stoff etwa die dreifache Breite eines Fensters haben sollte, wurde zum Leidwesen der Raumausstatter außer Kraft gesetzt. Gardinen sind schlanker geworden, Schabracken haben sich weitgehend in Luft aufgelöst. Stattdessen gibt es unzählige neue Systeme, um ein Fenster dekorativ hervorzuheben oder vor Blicken zu schützen, einen Raum zu verdunkeln oder die Sonne außen vorzulassen, betont Frank und deutet auf den hinteren Teil des Verkaufsraums, wo der Kunde auch sämtliche Rollo-Varianten sowie die neueste Form von Flächen-Vorhangspaneelen sehen kann.
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Der Raumausstatter sei gewissermaßen der Schneider fürs Fenster. „Und unsere Stärke ist, dass wir uns auf alle Wünsche und Vorstellungen unserer Kundschaft einlassen können“, betont Frank. Dies sei wichtig, da es mittlerweile unendlich viele unterschiedliche Stile gebe „und Stoffe ähnlich wie eine Vase regelrecht zu einem Gestaltungselement geworden“ seien, ergänzt seine Frau Kirsten, ebenfalls Raumausstatterin. Das Paar hat sich vor Jahren in der Berufsschule kennengelernt.
Familie musste zerbombtes Köln verlassen
Michael führt das Geschäft an der Deutzer Freiheit seit nunmehr 20 Jahren. Begründet wurde es im Februar 1919 von Urgroßvater Georg – damals noch an der Moltkestraße. Während des Krieges musste die Familie das zerbombte Köln verlassen, kehrte aber bereits 1945 „mit dem ersten Kohlegüterzug“ von Nürnberg zurück und richtete sich auf einem Trümmergrundstück an der Constantinstraße mit dem neuen Geschäft ein. 20 Jahre später wurde dies an die Deutzer Freiheit verlegt.
DAS GESCHÄFT
Raumausstattung Frank, Deutzer Freiheit 98, 50679 Köln. Telefon: 0221-813345
Öffnungszeiten: Montags bis freitags 10-14 und 15-18.30 (mittwochs nur bis 14 Uhr) samstags 10-13.30 Uhr.
www.raumausstattung-frank-koeln.de
Dass nun darüber diskutiert werde, die Straße autofrei zu gestalten, sieht das Paar kritisch. Nicht selten passiere es, dass jemand mit dem Fahrzeug vor dem Geschäft halte und mal eben einen Stuhl hereinbringen will, der neu bezogen werden solle.
Im Gegensatz zu früher komme es zwar selten vor, dass Kunden die gesamte Wohnzimmergarnitur aufgepolstert haben wollten, einzelne Sessel hingegen schon. Im Moment warten hinten in der Werkstatt ein ramponiertes Ledersofa auf eine neue Lederhülle. Da das Raumausstattungsunternehmen Frank mit Schreinern und Möbelrestauratoren kooperiert, beschränkt sich die Dienstleistung nicht nur aufs Polster. Mitunter werden ganze Möbel – häufig Eckbänke auch für die Gastronomie – angefertigt. Manchmal ist das Ehepaar geradezu angerührt angesichts des Schätzchens, das ihnen gebracht wird. Etwa ein total verranztes Ikea-Sofa, das neu bezogen werden soll. „Das ist dann das erste eigene Möbelstück aus der gemeinsamen Studentenbude und hat daher einen hohen ideellen Wert.“