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Belgisches ViertelIm „The Bloke“ bekommen echte Kerle Maßanzüge im Slim-Format

Lesezeit 3 Minuten

Anna Ullrich-Cattien in ihrem Kölner Atelier im Belgischen Viertel

Köln – Ob hinter jedem erfolgreichen Mann tatsächlich eine starke Frau steht, lassen wir mal dahingestellt sein. Aber man könnte sagen: Hinter jedem gut angezogenen Mann steht eine Frau. Zumindest, wenn dieser Mann Kunde eines relativ neuen Geschäfts im Belgischen Viertel ist.

Klar, sie hätte das Atelier auch „The Gentleman“ nennen können, sagt Anna Ullrich-Cattien. „The Bloke“, die englische Umschreibung für „Kerl“, passe jedoch viel besser zu ihrem Konzept, erklärt die 36-Jährige, die den herkömmlichen Maßanzug einer Verjüngungskur unterzogen hat und damit so erfolgreich ist, dass nicht nur Prominente wie Fußballnationalspieler Jonas Hector sich Sakko und Hose bei ihr auf den Leibschneidern lassen. Inzwischen tun es auch immer mehr junge Männer ohne Bekanntheitsgrad, die den klassischen „Suit“ bis vor kurzem als Spießerkluft abgetan hätten.

Ein maßgeschneiderter Anzug

Die Marktlücke entdeckte die Betriebswirtin eher zufällig. „Mein Mann hat sich seine Maßanzüge immer in Belgien anfertigen lassen“, erzählt Ullrich-Cattien. „Das kann doch nicht sein, dachte ich irgendwann. Man muss doch auch in einer der großen deutschen Städte Läden finden, die sowohl modische als auch individuelle Business-Kleidung anfertigen.“

Die 36-Jährige begann zu recherchieren und stellte fest: Fehlanzeige. Im Gegensatz zu den Top-Herstellern, die Herrenkleidung – speziell Jeans – immer enger schnitten, so dass sie sich zunehmend der Körper-Silhouette anpassten, wirkten Maßanzüge noch wie aus dem letzten Jahrhundert.

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Als sie vor sechs Jahren in Düsseldorf das erste Atelier eröffnete, sei sie noch unsicher gewesen, ob der Anzug im Slim-Format funktionieren würde. Doch schon im ersten Jahr war „The Bloke“ ein Erfolg.

Die Ursachen liegen nach Auffassung der Geschäftsfrau vor allem in der Qualität der Stoffe und in der Verarbeitung. Bei vielen günstigen Anzügen werde das aus Baumwolle und Rosshaar bestehende Innenleben mit dem Oberstoff verklebt, was das Kleidungsstück insgesamt „steifer und nicht so atmungsaktiv“mache. Sie machte es anders: „Bei uns wird das nicht verklebt, sondern pikiert“; sprich: miteinander verwoben. Dadurch ergebe sich eine andere Flexibilität, die man zwar nicht sehe, aber spüre.

„Service auf höchstem Niveau“

Abgesehen vom Material und vielen schönen Details wie den Knöpfen und besonderen Futterstoffen hat „The Bloke“ vor allem den Anspruch, „Service auf höchstem Niveau“ zu bieten. Dazu gehöre, dass der Kunde seinen Anzug sogar abends geliefert bekomme, wenn er tagsüber keine Zeit habe, ihn abzuholen.

Bevor ein Kleidungsstück geschneidert werden kann, sollte man natürlich erstmal wissen, wer der Träger ist, sagt Ullrich-Cattien. „Wir müssen innerhalb von zehn Minuten erkennen, was das für ein Typ ist, der da vor uns sitzt.“ Mit ihren Suits sprächen sie bewusst nicht die Label-Liebhaber an, sondern Männer, die Lust hätten, ihren Typ und ihren Charakter mit einem individuellen, auf sie persönlich zugeschnittenen Kleidungsstück zu unterstreichen.

Das Geschäft

The Bloke – Custom Suits, Kamekestraße 31. Telefon: 0221/29818336.

Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 11-19 Uhr, samstags 10-18 Uhr.

www.the-bloke.de

Dies sei heute leichter als noch vor ein paar Jahren, weil der Anzug als solcher an Strenge verloren habe. „Wir verkaufen zum Beispiel kaum noch Krawatten“, sagt die gebürtige Oldenburgerin. Nicht mal mehr im festlichen Bereich. Bei Hochzeiten oder Taufen wählten die Männer zunehmend Schleifen und Hosenträger.

Dass Magazine heute hergingen und Prominente wie Jan Böhmermann – übrigens auch Bloke-Kunde – im Anzug auf ihren Titelseiten abbildeten, sei ebenfalls neu. Diese Entwicklung und die Diskussionen in den sozialen Netzwerken seien der Grund, dass der Anzug selbst jenseits von Business-Zwang immer öfter getragen werde. Den zweiteiligen Anzug nach Maß gibt es ab 599 Euro.

Im Mai 2018 eröffnete Ullrich-Cattien das auch architektonisch ansprechende Kölner Atelier ersparte damit Stammkunden die Fahrt nach Düsseldorf erspart. Hier wie dort beraten übrigens nur Frauen. Und es scheint, als seien die Kerls damit sehr zufrieden.