Am Wochenende können Kölner das Stadtmuseum virtuell besuchen. Wir haben schon jetzt einen Rundgang machen können.
Nach langjähriger PauseKölnisches Stadtmuseum eröffnet vorzeitig in virtueller Realität
In den leeren Räumlichkeiten des früheren Modehauses Sauer fällt am Dienstagnachmittag ein Begriff ganz häufig: die „Brille“. Denn durch sie lässt sich erkennen, was hier in den nächsten Monaten entsteht. Monate vor der Wiedereröffnung des Kölnischen Stadtmuseums haben Kölnerinnen und Kölner am 4. und 5. März (12 bis 18 Uhr) die Möglichkeit, das neue Museum in der Minoritenstraße mithilfe der „Brille“ zu besuchen. Die Interims-Direktorin Silvia Rückert hat dazu bei einem Pressetermin am Dienstag eingeladen.
Neues Kölnische Stadtmuseum in der virtuellen Realität
Die vorzeitige „Eröffnung“ der neuen Dauerausstellung ist möglich dank einer „Virtual Reality“-Technologie (virtuelle Realität, kurz: VR). Besucher setzen hierfür die spezielle Brille auf, deren „Gläser“ aus zwei Bildschirmen besteht. Bewegt die Brillenträgerin ihren Kopf, dann bewegt sich das übertragene Bild mit. Geht sie einen Schritt nach vorne, dann bewegt sie sich auch in der Brille nach vorne. So entsteht der Eindruck einer virtuellen Realität, in der ein Museumsrundgang möglich ist.
„Man hat wirklich das Gefühl, man ist räumlich ‚mittendrin‘ in der neuen Ausstellung“, sagt Rückert. „Sie können an Vitrinen und Inszenierungen entlanggehen, Exponate betrachten und einige der vielen digitalen Vermittlungsangebote ausprobieren.“
Sie erklärt den Schritt in die virtuelle Welt mit dem Wandel des Rezeptionsverhaltens der Besucher. „Deshalb müssen auch wir uns ändern.“ Außerdem sei es ein Medium, mit dem ein jüngeres Publikum erreicht werde, das sonst keinen Museumsbesuch in Erwägung ziehen würde.
Virtuelle Realität unterstützt Kuration der Ausstellung
„Natürlich kann die Brille die echte Realität und einen richtigen Museumsbesuch niemals komplett ersetzen“, meint Martin Hennrich vom Visualisierungsbüro HHVision, das die VR-Tour technisch ermöglicht hat. Hierfür wurden die leeren Museums-Etagen sowie die geplanten Exponate digital nachgebaut. Das Ergebnis wird zusätzlich veröffentlicht und VR-Nutzer im Metaverse zugänglich sein. „Die Brille erlaubt uns aber, das Museum schon jetzt und von überall zu besuchen.“ Die Anwendung habe außerdem das Potenzial, Kuratoren zukünftiger Ausstellungen zu unterstützen.
In der „Brille“ ist die Dauerausstellung zu sehen, mit der in diesem Herbst das Museum nach etwa sechs Jahren Pause wiedereröffnet wird. Die Dauerausstellung erzählt die 2000 Jahre alte Stadtgeschichte Kölns. Zu Beginn wird ein kompakter Überblick über die wichtigsten Epochen und Ereignisse anhand von historischen Dokumenten und Artefakten, wie dem Verbundbrief von 1396, dargestellt. Darauf folgt eine Farb- und Lichtinszienierung eines renommierten Gestaltungsbüros aus Berlin. In einem Foyer, dem sogenannten „Open Space“, präsentieren dann Künstler, Vereine, Firmen und andere Organisationen Arbeiten zu wichtigen Gegenwarts- und Zukunftsthemen der Stadt Köln.
Bauarbeiten im neuen Stadtmuseum beginnen „bald“
Anhand acht „emotionaler Fragen“ will Kurator Stefan Lewejohann die Lebenswirklichkeit der Kölner von gestern und heute abbilden. „Was macht uns Angst? Worauf hoffen wir? Was lieben wir? Antworten der Menschen von vor 50, 100 oder 1000 Jahren zeigen uns, wie sich Köln über die Zeit verändert hat.“
Finanziert wird das VR-Projekt vom Förderverein „Freunde des Kölnischen Stadtmuseums“. Als 2. Vorsitzender freut sich Alt-Oberbürgermeister Jürgen Roters, das Projekt zu unterstützen, denn: „Die Modernisierung ist das gemeinsame Ziel des Museums und des Fördervereins. Wir sind glücklich darüber, diese anzustoßen und mitzufördern.“
Ende 2017 musste das Stadtmuseum im historischen Zeughaus aufgrund eines Wasserschadens und einer grundsätzlichen Sanierung schließen. 2029 soll es als Teil der „Historischen Mitte“ in einem Neubau am Roncalliplatz unterkommen. Bis dahin zieht es in das alte Modehaus Sauer auf der Minoritenstraße. „Bald gehen die Bauarbeiten los“, sagt Interims-Direktorin Rückert dazu. Seit letztem Jahr ist das Stadtmuseum ohne festen Direktor, nachdem Mario Kramp den Posten aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.