Offensichtliche illegale AngeboteStudentenzimmer in Köln an Touristen vermietet
Köln-Deutz – Ein paar Klicks im Internet reichen, um ein Apartment in der Nähe der Messe auf dem Internet-Portal Airbnb ausfindig zu machen. „Hochmodern auf 25 Quadratmeter eingerichtet in Weiß, komplett ausgestattete Küche und Esstisch für zwei Personen, große Betten für insgesamt fünf Personen“, ist auf der Seite des Portals zu lesen. Preis für Touristen: 209 Euro pro Nacht.
Doch das Angebot ist ganz offensichtlich illegal. Denn das Apartment befindet sich im Studentenwohnhaus Castell Deutz an der Gebrüder-Coblenz-Straße 15. Hier Mietwohnungen kommerziell als Hotelzimmer Touristen anzubieten, ist nicht erlaubt.
„Hier gehen Touristen ein und aus“
Genau das geschieht aber im Castell Deutz – offenbar in größerem Stil. „Hier gehen Touristen ein und aus“, sagt ein Nachbar. Er habe schon chinesische Reisegruppen und holländische Familien gesehen, die tageweise in dem Haus unterkamen, das eigentlich angehenden Akademikern vorbehalten sein sollte.
Andreas Hupke hat sich das Wohnhaus näher angesehen und binnen 15 Minuten etwa zehn ausländische Touristen beobachtet. Der Bezirksbürgermeister der Innenstadt fühlt sich nun „über den Tisch gezogen“, weil die Apartments als Studenten-Wohnungen deklariert wurden.
Eigentümer ist die Fondsgesellschaft Avia Rent in Luxemburg
Hupke zufolge gebe es Hunderte Mietwohnungen in Köln, die Touristen über die Internet-Plattform Airbnb mieten könnten. Dabei handele es sich oft um klare Zweckentfremdungen, die von „Heuschrecken“ vorangetrieben würden, „die die Stadt als Beute“ betrachteten. „Da ziehen Menschen die Strippen, die keine Moral und Ethik kennen.“ Die illegal vermieteten Zimmer stünden dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt nicht mehr zur Verfügung und seien eine der Ursachen dafür, dass die Mietpreise in Köln explodierten, so Hupke.
Eigentümer des Castell Deutz ist die Fondsgesellschaft Avia Rent in Luxemburg. Sie besitzt außerdem ein zweites Studenten-Wohnheim an der Wetzlarer Straße 18 in Humboldt/Gremberg, für das ebenfalls auf Airbnb geworben wird. Die IG Humboldt/Gremberg hatte bereits vor Wochen darüber geklagt, dass hier ein Hotelbetrieb entstünde. „Anwohner haben sich beschwert, dass nachts viele Menschen mit Trolleys kommen und Partys feiern“, sagt IG-Chef Peter Peterlini. Bei beiden Angeboten tritt als Vermieter Share In 24 auf, eine Firma, die ihren Sitz in London hat.
Firma besitzt bundesweit 2000 Mikro-Appartements
Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilt eine Sprecherin von Avia Rent mit, dass die Firma bundesweit 2000 sogenannte Mikro-Appartements in 17 Objekten besitze, darunter auch die beiden Kölner Studentenwohnheime in Deutz und Humboldt/Gremberg. Eine Zweckentfremdung der Apartments entspreche nicht dem Geschäftsmodell der Firma, Kurzzeitmietverträge unter einem halben Jahr seien nicht vorgesehen.
Mietern, die sich nicht entsprechend verhalten hätten, sei fristlos gekündigt worden. „Abschließend möchten wir noch mal ausdrücklich betonen, dass wir das Modell von Airbnb nicht unterstützen und dagegen vorgegangen sind.“
„Der Schwarze Peter wird jetzt den Studenten zugeschoben.“
Bezirksbürgermeister Hupke glaubt das nicht. „Der Schwarze Peter wird jetzt den Studenten zugeschoben.“ Ähnlich sieht das Franz-Xaver Corneth, der Vorsitzende des Kölner Mietervereins. Er vermutet hier nicht nur Zweckentfremdung, sondern auch Steuerhinterziehung, weil vermutlich auch keine Bettensteuer an die Stadt entrichtet werde.
Corneth fordert nun, dass im Rahmen einer gemeinsamen Aktion Stadt (Wohnungs- und Ordnungsamt), Land (Steuerbehörden) und Bund (Zoll) der illegalen Vermietung einen Riegel vorschieben. Derzeit gebe es etwa 7000 Wohnungen in Köln, die über Airbnb vermarktet würden. Die Stadt sei mit dem Problem überfordert, weil das Wohnungsamt über zu wenige Mitarbeiter verfüge.
Stadt nimmt Ermittlungen auf
Die Stadt teilt mit, sie habe in dem Fall des Castell Deutz nun Ermittlungen aufgenommen. Der überwiegende Teil der Kleinwohnungen sei an Studenten vermietet, die gewerbliche Nutzung einiger anderer Apartments ende in Kürze. Die Verwaltung werde anschließend die Gebäude kontrollieren, um zu verhindern, dass es erneut zu Zweckentfremdungen komme. Nötigenfalls würden Bußgelder verhängt.
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Dem Amt für Wohnungswesen würden weitere Mitarbeiter zugeteilt, damit es effektiver arbeiten könne. Der Stadt seien seit der Einführung der Wohnraumschutzsatzung im Jahr 2014 insgesamt 1196 Verstöße wegen des Verdachts der ungenehmigten Zweckentfremdung von Wohnraum bekanntgeworden.
Das Thema wird auch den Sozialausschuss des Stadtrats in seiner nächsten Sitzung am 6. September beschäftigen. Grüne und CDU haben eine Aktuelle Stunde beantragt, um, so Marion Heuser, sozialpolitische Sprecherin der Grünen im Rat, „zu klären, welche weitergehenden Maßnahmen die Wohnungsaufsicht ergreifen soll“. Für ihre Kollegin von der CDU-Fraktion, Ursula Gärtner, ist die illegale Vermietung von Studentenappartements „der Gipfel des Eisbergs“.