„Vielfalt muss erhalten werden"Kölner sind besorgt über den Umbau am Ehrenfeldgürtel
Köln-Ehrenfeld – „Geschäfts- und Wohngebäude“ lautet die Bezeichnung für das, was die Immobilienentwicklungsgesellschaft Metropol mit dem Gebäude Ehrenfeldgürtel 125 plant. Dahinter verbirgt sich das Vorhaben, das Haus von Grund auf zu sanieren und zu erweitern. Später sollen hier zu einem Teil Wohnungen entstehen, aber auch ein Hotel und ein Supermarkt.
Das Vorhaben ist der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Dabei machten viele Bürger von der Gelegenheit Gebrauch, Anmerkungen einzureichen. Mit den Ergebnissen befasste sich jetzt die Bezirksvertretung Ehrenfeld. Zugleich wurde der Beschluss gefasst, das Unternehmen aufzufordern, einen Bebauungsplan-Entwurf auszuarbeiten.
Das Gebäude am Ehrenfeldgürtel stammt aus den 1960er Jahren. Hier war lange eine große Post-Filiale. Die Post, deren Firmenlogo noch an der Fassade befestigt ist, nutzt heute nur noch einen Teil als Verteilzentrum. Das soll nach der Modernisierung weiterhin an diesem Standort bleiben.
Konflikte mit Fahrradfahrern vermeiden
Die übrigen Säulen des künftigen Nutzungskonzepts bestehen aus Handel- und Dienstleistung im Erdgeschoss sowie aus Hotel- und Wohnnutzungen in den Obergeschossen. Eine Tiefgarage mit etwa 90 Stellplätzen und weitere fünf bis zehn Parkplätze im Hof hinter dem Gebäude betrachtet die Verwaltung als ausreichend. Die Zufahrt zur Tiefgarage liegt am Ehrenfeldgürtel im Bereich der künftigen Hotelvorfahrt. Die Ausfahrt soll an die Bartholomäus-Schink-Straße verlegt werden. Ob dies aber zusammen mit der derzeit angedachten Lkw-Anlieferung am Ehrenfeldgürtel tatsächlich so umgesetzt wird, ist offen. Laut Verwaltung sind weitere Analysen zum Verkehrsaufkommen nötig.
Berücksichtigt werden muss zudem eine Forderung aus der Bezirksvertretung Ehrenfeld. Die möchte, dass die öffentlichen Flächen vor dem Gebäude neu geordnet werden. Die Vorschläge dazu kamen von der SPD-Fraktion. Die noch aus der Zeit der früherem Post-Nutzung stammenden Parkplätze vor dem Gebäude sollen entfallen.
Damit soll erreicht werden, dass es künftig nicht mehr zu Konflikten mit Radfahrern kommt, die oft die Pkw-Zufahrt zu den Parkplätzen als Radweg nutzen, statt den dafür vorgesehenen Radweg. Dieser ist an vielen Stellen holprig, eng und wegen der kurvigen Führung unübersichtlich. Außerdem will die SPD die vor dem Gebäude stehende Bushaltestelle neu gestalten lassen, damit sie aus allen Richtungen auch mit Kinderwagen oder Rollatoren uneingeschränkt erreicht werden kann.
Die erste Stellungnahme aus der Bürgerschaft zu den Planungen lautete: „Die kulturelle Vielfalt, die Ehrenfeld ausmacht, muss erhalten werden.“ Zugleich wurde die Frage gestellt, ob die beiden Clubs zu beiden Seiten des Gebäudes – gemeint sind das „Artheater“ und das „Bumann und Sohn“ – weichen oder eventuell ihren Betrieb einschränken müssten.
Das sei nicht zu erwarten, hieß es in der Stellungnahme der Verwaltung. Die geplanten Wohnungen seien weit genug vom Clublärm entfernt. Es werde aber im weiteren Verfahren ein Schallschutzgutachten erarbeitet und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen festgesetzt.
In einer Reihe von Einwänden gegen das Projekt wurde statt des Hotels und des Supermarkts der Bau von Sozialwohnungen gefordert. Dazu merkte die Verwaltung an, dass das Vorhaben dem Ziel eines gemischten und vielfältigen Quartiers entsprechen würde.
Konkreter drückte dies in der Bezirksvertretung Ehrenfeld die Vorsitzende der SPD-Fraktion, Petra Bossinger, aus: „Wohnen wäre schädlich für das direkte Umfeld“, sagte sie und zielte damit auf die benachbarten Club-Betriebe ab, die die Politiker mehrheitlich erhalten wollen. Lediglich die Linksfraktion lehnte das Hotelprojekt ab. „Das tut Ehrenfeld nicht gut“, sagte der Fraktionsvorsitzende Berndt Petri.
Wie schon die SPD wies auch die Grünen-Fraktion auf die nicht unproblematische Verkehrssituation am Ehrenfeldgürtel hin. Vorsitzende Christiane Martin nannte die schwierige Kreuzungssituation des Gürtels mit der Bartholomäus-Schink-/Hüttenstraße, die es zu überprüfen gelte. Auch eine Stellungnahme aus der Bürgerschaft legte nahe, den öffentlichen Stadtraum in diesem Bereich neu zu gestalten. Dazu hieß es seitens der Verwaltung, dass dies zwar außerhalb des Plangebietes liege. Das Vorhaben stehe aber zum Beispiel der Errichtung einer neuen Bushaltestelle nicht entgegen.