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Butzweilerstraße in Köln-OssendorfEltern haben schon lange Angst um ihre Kinder

Lesezeit 4 Minuten

Claudia Pereira (l.) und Gertrud Böhmer bemühen sich mit ihren Nachbarn seit Jahren um mehr Sicherheit.

Köln-Ossendorf – Auf den ersten Blick wirkt das ehemalige Casino der belgischen Armee an der Butzweilerstraße wie ein herrschaftliches Anwesen. Beneidenswert, wer dort wohnen darf. Und das sind immerhin 34 Besitzer von Eigentumswohnungen. Dass es so viele sind, wird erst bei näherem Hinsehen klar. Die Wohnanlage mit den Hausnummern 2a/b bis 4 a/b ist hinter hohen Bäumen verborgen. Gleich hinter dem Parkplatz, der zu den Häusern gehört, erstreckt sich die Grünanlage Ossendorfer Brache. Ein Paradies, wie es scheint. Rundum glücklich sind die Bewohner aber nicht.

Direkt vor der Grundstückzufahrt lauert die Gefahr: Die stark befahrene Butzweilerstraße, über die es an dieser Stelle keinen gesicherten Überweg gibt. Autos sind hier nicht selten mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs. Anwohner berichten von illegalen Rennen. Erschwerend hinzu kommt, dass unmittelbar neben der Wohnanlage die Abfahrt Bickendorf der Autobahn A57 liegt. Wenn es die Situation zulässt, nehmen manche Autofahrer die scharfe Rechtskurve auf die Butzweilerstraße mit einem Tempo, als befänden sie sich noch immer auf der Autobahn. Unfälle hat es bereits gegeben. Im Februar kam auf diesem Abschnitt der Butzweilerstraße ein 19-jähriger Mann ums Leben.

Bis zum Ende der Sommerferien soll eine – zunächst provisorische – Ampelanlage zusammen mit einem Überweg für mehr Sicherheit sorgen. Das klingt nach einer guten Nachricht für die Bewohner der Casino-Gebäude. Vor allem junge Familien, für deren Kinder bald die Schule beginnt, äußerten zuletzt ihre Besorgnis. „Solange kein sicherer Überweg geschaffen wird, werden wir unsere Kinder nicht zur Schule schicken“, kündigt sogar ein Vater an. Die Drohung zeigte, wie es um die Geduld der Bewohner bestellt ist. Sie fühlen sich seit Jahren vertröstet, weil in der Vergangenheit Hinweise auf die Situation scheinbar wirkungslos blieben.

Alles zum Thema Henriette Reker

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Von den Häusern gibt es praktisch keinen gesicherten Überweg über die Butzweilerstraße. Weder ein Zebrastreifen, Schilder oder Markierungen, geschweige denn eine Fußgängerampel sind vorhanden. Lediglich ein kaum erkennbarer Weg, der über den Mittelstreifen der Butzweilerstraße führt, bietet die Möglichkeit, auf die andere Straßenseite zu gelangen. Aber selbst bei Erwachsenen ist dabei höchste Aufmerksamkeit gefordert. „Da können Sie doch mit gutem Gewissen kein Kind alleine über die Straße schicken“, sagt Gertrud Böhmer, die schon seit mehreren Jahren an der Butzweilerstraße wohnt, aber immer noch mit mulmigem Gefühl die Straße überquert.

Für Autofahrer auf der Butzweilerstraße ist die Zufahrt zur Wohnanlage derzeit nur schwer erkennbar.

Claudia Pereira, die mit ihrer Familie in den Casino-Bauten wohnt, trug das Problem beim Ehrenfelder Stadtgespräch mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor. „Wir haben 15 kleine Kinder in unserer Siedlung. Für sie gibt es keinen Schutz vor der viel befahrenen Straße. Es muss dringend etwas getan werden“, sagt die junge Mutter. Immerhin erreichte sie damit, dass Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrstechnik, versprach, sich von der Situation ein Bild zu machen. Einige Wochen später hieß es auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vonseiten des Amts, dass eine Fußgängerampel mit Anforderungsknopf oder ein Überweg in Betracht komme. Jedoch sei „aufgrund der großen Verkehrsströme in diesem Bereich, insbesondere durch die unmittelbare Anbindung an die A57, eine wesentlich komplexere Prüfung erforderlich, als dies auf den ersten Blick aussieht. Erst nach Abschluss der Prüfung kann ein Zeitpunkt für die Umsetzung benannt werden. Eine konkrete Terminierung ist derzeit nicht möglich.“

Die Wohnanlage an der Butzweilerstraße liegt versteckt hinter Bäumen.

Aus dem im April neu geschaffenen Amt für Verkehrsmanagement kam kurz darauf jedoch die Mitteilung, dass ein Überweg mit Ampel geplant sei und bereits in den kommenden Wochen realisiert werde. Die technische Erneuerung der vorhandenen Ampel an der Autobahnabfahrt mache diese Lösung möglich.

Damit wird einer der Vorschläge aus der Bezirksvertretung Ehrenfeld umgesetzt. Im September 2016 beauftragte sie die Verwaltung, drei mögliche Varianten für ein sicheres Überqueren der Straße zu überprüfen. Einer davon lautete, eine Ampel inklusive eines Überweges im Bereich der Autobahnabfahrt zu installieren. Ob die jetzt versprochene Lösung ausreichen wird, darauf sind die Anwohner der Butzweilerstraße sehr gespannt.