Die Ford-Werke kämpfen mit schlechten Zahlen, Mitarbeiter sorgen sich um die Zukunft. Und das Interesse von Investoren am Gelände ist groß.
VerhandlungenDieser Investor will das Kölner Ford-Gelände kaufen – und blitzt ab

Ford-Werke in Niehl
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Schon seit einiger Zeit gab es deutliche Anzeichen, dass der Kölner Autobauer Ford Teile seines Werkes schließen und an Investoren verkaufen möchte. Denn mit der Umstellung auf Elektromobilität sind deutlich weniger Fertigungsschritte nötig und so soll nur noch das fortgeführt werden, was zum Bau von E-Autos wirklich nötig ist. In der Folge werden ganze Teile des Areals frei, die anderer Nutzung zugefügt werden sollen. Ford wird also seinen Standort in Köln-Niehl und vielleicht auch Merkenich verkleinern.
Diverse Investoren mit unterschiedlichen Intentionen hätten sich bereits gemeldet, heißt es aus dem Unternehmensumfeld.
Intensives Werben bleibt erfolglos
Besonders öffentlichkeitswirksam hat die Arclif-Gruppe um das Gelände direkt am Rhein mit bester Anbindung geworben. Hinter dem Investor mit Sitz im schweizerischen Zug steckt der Gründer Neoklis Lazanas. In Bayern aufgewachsen, zog er nach dem Studium nach Köln, wo er auch für Ford im Einkauf gearbeitet hat. Arclif gilt nach eigenen Angaben als Risikokapitalgeber mit Fokus auf kleine und mittelgroße Unternehmen.
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Im Gespräch mit dieser Zeitung sagt Vorstandschef Lazanas, dass sein Unternehmen Kontakt mit Ford aufgenommen habe und das gesamte Werk mit seinen derzeit noch 11.500 Beschäftigten übernehmen wolle. „Wir wollen auf dem Gelände der Ford-Werke ein großes Recycling-Projekt umsetzen. Es geht um ein Groß-Projekt der Kreislaufwirtschaft.“ Bis zu 1,8 Milliarden Euro will die Schweizer Gruppe in den kommenden Jahren in die Ford-Werke investieren. Und Arclif suchte für sein Vorhaben bereits im Vorfeld konkreter Verhandlungen die Öffentlichkeit. Bei der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker wurde für die eigene Sache intensiv geworben und auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurde kontaktiert.
Von der Stadt heißt es dazu auf Anfrage: „Wir glauben an eine Zukunft von Ford in Köln und haben daher auch keinen Prozess gestartet, das Firmengelände zu überplanen“, sagte eine Sprecherin der Kölner Stadtverwaltung dieser Zeitung. „Sollte die Aufgabe größerer Flächen von Ford in Betracht gezogen werden, haben wir die Zusage des Unternehmens, uns in einem gemeinsamen Prozess über die Nachnutzung Gedanken zu machen.“
Arclif hält an Plänen fest
Und ähnlich, aber sehr viel deutlicher wird der Vorstoß von Ford kommentiert. „Wir haben dem Unternehmen mitgeteilt, dass kein Interesse an weiteren Gesprächen besteht“, sagte ein Ford-Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Arclif hät aber nach Aussagen des CEOs an den Plänen fest. „Wir werden auch weiter mit Ford sprechen, wenn nicht auf Deutschland-Ebene, dann vielleicht auf Ebene der US-Konzernmutter“, so Neoklis Lazanas.
Insgesamt ist Ford derzeit allerdings in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Die beiden neuen E-Modelle aus Köln, Explorer und Capri, verkaufen sich nicht so gut wie erwartet. 2900 Stellen sollen gestrichen werden.
Vor Kurzem hatte die US-Konzernmutter ihre Bürgschaften für die deutsche Tochter aufgekündigt. Im Rahmen der Bürgschaft hatte der US-Konzern auch alle Verluste übernommen, die in den vergangenen Jahren angefallen waren. Ohne diesen Schutzschirm ist Ford Deutschland deutlich stärker als bislang wirtschaftlich auf sich selbst gestellt. Ford in Deutschland bekommt aber frisches Kapital in Höhe von bis zu 4,4 Milliarden Euro aus den USA. Damit sollen die Schulden der Ford-Werke reduziert werden. Hinzu kommen Mittel für einen mehrjährigen Business-Plan.
Verkäufe von eigenen Liegenschaften könnten also zusätzliches Geld in die Kasse bringen. Das Industriegelände im Stadtteil Niehl ist 125 Hektar groß.
Dass Teile des Areals ausgelagert werden könnten, darüber wurde auch die Belegschaft mittlerweile umfassend informiert. Man wisse von konkreten Gesprächen des Arbeitgebers, Werksteile zu verkaufen, sagt Ford-Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka. Das Management habe vor, einen Teil der Stellen über Betriebsübergänge abzubauen. Das wiederum sieht der Betriebsrat kritisch, weil die Mitarbeitenden nach dem Wechsel in eine andere Firma schlechtere Arbeitsbedingungen haben könnten. Grundsätzlich sei man aber offen für gute, langfristige und nachhaltige Arbeitsplätze. Entscheidend ist dabei, dass das geforderte Sicherheitsnetz auch für diese Beschäftigten greift„Es ist entscheidend, dass Investoren ein eigenes Produkt haben und die Fordler daran arbeiten. Reine Heuschrecken bringen uns hier nicht weiter.“