Die Suche nach Designermöbeln für das neue Filmhaus hatte dem WDR viel Kritik eingebracht. Nun startet der zweite Anlauf.
„Verschwenderisches Vorhaben“WDR will neue Möbelsuche für Kölner Filmhaus bald starten
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) wird die Suche nach einem Lieferanten der Möbel für das neue Filmhaus in der Innenstadt in Kürze ausschreiben. Das teilte eine Sprecherin mit, ohne ein konkretes Datum zu nennen.
Der WDR saniert sein Filmhaus von 1974 bereits seit 2018. Dass neue Möbel wie Sessel, Tische und Sofas für die Inneneinrichtung gesucht werden, berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 20. Juli 2024 – es handelte sich vor allem um Designermöbel. Der Deutsche Journalisten-Verband protestierte danach vor dem Sender und schrieb: „Super Deal. Weniger Designer-Möbel, mehr Vergütung für die Kolleginnen und Kollegen?!“ Am 15. August teilte der Sender mit, die Suche teils neu zu starten.
In der ersten Ausschreibung hatte der WDR als Referenzobjekte beispielsweise einen Lounge-Sessel namens „The Spanish Chair“ des Herstellers Fredericia angegeben. Die Firma empfahl damals auf ihrer Internetseite einen Preis von 4499 Euro pro Stück – und der WDR braucht 36 Exemplare. Die Gesamtsumme ohne Mengenrabatte beliefe sich demnach auf 161.964 Euro.
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Der Sessel war nur eines von vielen Beispielen. Insgesamt waren in dem Konzept für die Inneneinrichtung rund 2700 Möbelstücke aufgeführt, die der WDR für das neue Filmhaus benötigt.
Gregor Golland, stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Landtag und Mitglied des WDR-Rundfunkrates, bezeichnete es als „verschwenderisches Vorhaben“.
Eine Sprecherin des Senders teilte damals mit: „Bei der Ausstattung großer Gebäude ist es üblich, Möbelstücke bekannter Hersteller als Referenz anzugeben, um bei allen Anbietern ein vergleichbares Verständnis zu Anforderungen, Beschaffenheit und Qualität herzustellen. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass die musterhaft genannten Möbel auch tatsächlich eingekauft werden.“
Die Entscheidung erfolgt laut Sprecherin allein nach dem Preis, ihrer Aussage nach sind hohe Abschläge auf die Listenpreise üblich, und es gehe um Nachhaltigkeit.
Rund vier Wochen später beschloss die Geschäftsleitung, einen Teil der Möbel neu auszuschreiben, und zwar „zügig“. Die Sprecherin sagte damals: „Grund für die erneute Ausschreibung ist, dass bei einigen Sondermöbeln fast ausschließlich die Referenzobjekte angeboten wurden, keine gleichwertigen, günstigeren Alternativen.“
Im Filmhaus sollen rund 500 Meter entfernt vom Dom rund 700 Menschen crossmediale Inhalte liefern, dazu zählen etwa die Aktuelle Stunde, das Morgenmagazin oder Brennpunkte zu bestimmten Themen. Die Sanierung verzögerte sich um mehrere Jahre und die Kosten explodierten: 2019 hatte der WDR die Kostenerhöhung von 130 auf 240,1 Millionen Euro verkündet.
Kritik von zwei Instanzen
Zwei Instanzen haben die Entscheidung des Senders für Sanierung und Umsetzung kritisiert. Laut NRW-Landesrechnungshof haben Geschäftsleitung und Verwaltungsrat als Kontrollgremium richtungsweisende Entscheidungen, vor allem zum Standort, „ohne fundierte, vorherige Untersuchungen getroffen“. Der WDR hält die Sanierung weiter für die wirtschaftlichste Lösung.
Die Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) urteilte: „Die Kommission stellte fest, dass die Sanierung des WDR-Filmhauses erheblich über den Kosten vergleichbarer Neubauvorhaben liegt.“ Der WDR verwies unter anderem auf den schwierigen Standort.
Die KEF gab 69,1 Millionen Euro nicht frei, die der WDR für die Sanierung angemeldet hatte. 2019 hatte der WDR eine Kostenerhöhung von 130 auf 240 Millionen Euro mitgeteilt. Eine Sprecherin teilte nun mit, dass sich die Sanierung im zuletzt veröffentlichten Zeit- und Kostenplan befindet und ab September die Inbetriebnahme startet. Die Redaktionen ziehen über mehrere Monate verteilt ein.