Ausgerechnet für das 50. Jubiläum muss der Veranstalter jetzt einen neuen Ort für die Weinwoche in Köln suchen.
Zum 50. JubiläumWeinwoche auf Kölner Heumarkt abgesagt – Ersatz wird geprüft
Seit fast 50 Jahren gibt es die Kölner Weinwoche. Nach anfänglichen Stationen auf dem Neumarkt und dem Alter Markt findet sie seit etwa 20 Jahren durchgängig auf dem Kölner Heumarkt statt. Jährlich präsentierten hier Familienweingüter aus Deutschlands Weinbaugebieten ihre individuellen Weine. Doch ausgerechnet für das 50. Jubiläum muss der Veranstalter und Geschäftsführer Johannes Ohlig jetzt einen neuen Ort suchen. Denn kurzfristig wurde ihm keine Zulassung für den Heumarkt als Veranstaltungsort erteilt.
Karneval, Weihnachtsmarkt, „Fan-Zone“: Zu viele Veranstaltungen auf Heumarkt
Wie Ohlig dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte, habe die Stadt ihm mitgeteilt, dass es einen Beschwerdeführer unter den Anwohnern gegeben haben soll. Eine Sprecherin der Stadt Köln teilte auf Nachfrage mit, dass keine Klage in Bezug auf die Weinwoche vorliege. Sie müsse vielmehr aufgrund von „immissionsschutzrechtlicher Belange“, genauer: der Lautstärke, verlegt werden. Durch den Karneval, den Weihnachtsmarkt und die „Fan-Zone“, die während der EM zusätzlich dort stattfindet, seien die sogenannten Sondernutzungserlaubnisse für dieses Jahr aufgebraucht.
„Es ist schon ärgerlich, dass ein Public Viewing zur EM stattfinden darf, aber die Weinwoche nicht“, sagt Veranstlater Ohlig. „Wir sind eine verträgliche Veranstaltung und waren auch mit den Anwohnern immer im Einklang.“
Kein Unmut gegenüber der Stadt
Bei der Suche nach einem neuen Standort erhält Ohlig Unterstützung von der Stadt, die die kurzfristige Absage selbst bedauere. „Mir ist es sehr wichtig zu betonen, dass wir keinen Unmut gegenüber der Stadt hegen und diese uns sofort Ausweichangebote unterbreitet hat“, sagt Ohlig. Vorschläge wie den Ebertplatz und das Rheinufer hätte er dabei jedoch aus Platz- und Logistikgründen ablehnen müssen.
Anders sei dies beim Neumarkt. „Es ist eine traurige Alternative, aber immerhin eine Alternative“, sagt Ohlig. Von Kunden sei er sensibilisiert worden, dass der Neumarkt eine Problematik im Hinblick auf Drogenkonsum und -verkauf mit sich bringe. Außerdem befindet sich dort die Baustelle eines neuen Brunnens, der bis zum Sommer dieses Jahres fertiggestellt werden soll. Laut Stadt habe die Weinwoche keinen Bezug zu der Baustelle und der Zeitplan für die Inbetriebnahme des Brunnens bleibe wie bisher bestehen.
Neumarkt wird als alternativer Standort geprüft
Am Mittwoch, dem 27. März, wollen sich die Stadt, die Bauleiter und die Veranstalter auf dem Neumarkt treffen, um zu besprechen, was im Hinblick auf die Baustelle zu beachten wäre. Die Weinwoche würde dann auf den Zeitraum zwischen dem 29. Mai und dem 9. Juni verlegt, weil zuvor der Circus Roncalli auf dem Neumarkt gastiert. „Wir hoffen, dass wir nach dem Termin am Mittwoch grünes Licht an die Winzer und die Besucher geben können“, sagt Ohlig.
Laut seiner Kenntnis sei es das erste Mal gewesen, dass versucht wurde, die Weinwoche auf dem Heumarkt zu verhindern. „Unsere Besucher verhalten sich auch immer ruhig und gesittet“, meint er. Für das Jubiläum sei zwar besondere Dekoration bestellt, jedoch mit keiner Live-Band oder ähnlichem geplant worden.
Trotzdem könnte ihm auch in Zukunft die Rückkehr auf den Heumarkt verwehrt bleiben. „Es wurde uns bereits vor einiger Zeit signalisiert, dass es ab 2025 schwierig werden könnte, die Weinwoche weiter auf dem Heumarkt zu veranstalten“, sagt Ohlig. Deshalb sei er bereit gewesen, in diesem Jahr ein kostspieliges Immissionsgutachten erstellen zu lassen. Das hätte belegen sollen, dass die Weinwoche keine zu lauten Geräusche verursache. „Das ist dann in diesem Jahr natürlich leider nicht mehr möglich“, sagt Ohlig.
Die IG Kölner Gastro hat die Absage der Weinwoche auf dem Heumarkt am Montag scharf kritisiert und Stadtdirektorin Andrea Blome Untätigkeit vorgeworfen. „Nachdem immer mehr kompetente Personen ihr Amt verlassen müssen und das Ordnungsamt seit Monaten wie ein führungsloses Schiff schwimmt, es Skandale um städtische Gelder im Karneval und zweifelhafte Platzvergaben gibt und man statt einer gesunden Kommunikation hauptsächlich durch Streiche wie dem Verbot einer kleinen Kaffee-Ape auffällt, sehen wir jetzt, wie man angesichts dieses Skandals nur die Hände in den Schoß legt“, heißt es in einer Mitteilung der Interessensgemeinschaft der Wirte. Die Weinwoche sei ein „durchweg positives Beispiel für ein sommerliches Event in Köln“, das die Altstadt belebe, ohne zu schaden.