AboAbonnieren

Enger Zeitplan bei Vertrag und UmbauWas passiert mit den Kölner Bühnen, wenn der Chef-Sanierer geht?

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf die Bühnen-Baustelle am Offenbachplatz.

Blick auf die Bühnen-Baustelle am Offenbachplatz.

Die Sanierung soll zwei Tage vor Vertragsende des Chef-Sanierers beendet sein. Er äußert sich nicht, ob er seinen Vertrag notfalls verlängert.

Der Chef der Bühnen-Sanierung, Bernd Streitberger, lässt offen, ob er seinen am 30. Juni 2024 auslaufenden Vertrag nochmals verlängert. In der Vergangenheit hatte Streitberger das ausgeschlossen. Doch die Frage der Verlängerung gewinnt wegen der erneuten Verzögerung der Fertigstellung von Oper, Schauspiel, Kinderoper und Kleinem Haus an Bedeutung: Statt am 22. März soll die Sanierung am Offenbachplatz erst am 28. Juni 2024 beendet sein (wir berichteten) – zwei Tage vor Streitbergers Vertragsende. Was ist, wenn die Sanierung wie so oft doch wieder länger dauert? Zumal der frühere Kölner Baudezernent längst im Rentenalter ist, er wird im Februar 75 Jahre alt.

Bühnen-Sanierer Bernd Streitberger schweigt

Ein Sprecher der Bühnen-Sanierung teilte mit, dass der Fertigstellungstermin vor dem Vertragsende von Streitberger liege. „Wir fokussieren uns gerade absolut darauf, dieses Ziel zu erreichen.“

Und was ist, wenn das nicht klappt? Übernimmt dann ein anderer das Großprojekt? Was heißt das für den Bau, wenn in der Endphase der zwölf Jahre dauernden Sanierung ein anderer Verantwortlicher gesucht und gefunden werden müsste? Auf all diese ihm gestellten Frage schweigt Streitberger. Über die Ausdehnung seines Vertrages müsste außerdem, wie in der Vergangenheit, die Politik entscheiden. Die braucht dafür eine gewisse Vorlaufzeit.

Das Archiv-Bild zeigt den Technischen Betriebsleiter Bernd Streitberger.

Das Archiv-Bild zeigt den Technischen Betriebsleiter Bernd Streitberger.

Im März hatte Streitberger im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf die Frage, ob im März 2024 alles fertig sei, gesagt: „Ob dann nicht doch noch ein paar Malerarbeiten nötig sind, kann ich nicht versprechen, aber die Häuser werden fertig. Mein Vertrag läuft auch nur bis zum 30. Juni 2024.“

Und auf die Frage, ob er ihn nochmals verlängern würde, sagte er: „Nein. Es ist dann alles fertig. Und was nicht fertig ist, muss fertig gemacht werden.“ Damals schloss er eine Verlängerung also definitiv aus, jetzt äußert er sich zur Frage nicht. Kölns Problem-Baustelle Nummer eins könnte auf den letzten Metern noch ein Personalwechsel drohen.

Drei Szenarien für die Eröffnung

Ursprünglich sahen erste Ideen der Verwaltung vor, Oper und Schauspiel am Offenbachplatz Ende September/Anfang Oktober 2024 zu eröffnen, durch die erneuten Probleme mit der Haustechnik und dem fehlenden Arbeitstempo geraten diese ersten Planspiele aber unter Druck, weil die Sanierung nun erst am 28. Juni beendet sein soll.

Die Stadt hantiert laut Sprecher Alexander Vogel deshalb mit drei Szenarien für die Eröffnung: Herbst 2024, Winter 2024 und Frühjahr 2025. „Konkrete Termine stehen derzeit ausdrücklich noch nicht fest“, sagte Vogel. Welches Szenario die Stadt umsetzt, hängt laut seiner Aussage am Fortschritt auf der Baustelle und kann voraussichtlich erst im Frühjahr 2024 entschieden werden.

Ohnehin ist Streitbergers Rolle bei der Sanierung eine besondere: Er war als damaliger Baudezernent an den Planungen beteiligt, unter anderem am Zeitplan: Er sah ab Sommer 2012 eine gut dreijährige Sanierung vor. Das ging schief, im Sommer 2015 musste die Stadt die Eröffnung im November desselben Jahres absagen.

Auch damals war die Haustechnik rund um etwa Elektrik oder Lüftung laut Verwaltung das Problem. Sie kündigte dem Planer, setzte das Projekt neu auf und installierte zum 1. Mai 2016 Streitberger als neuen Technischen Betriebsleiter. Zuvor hatte der eigentlich auserkorene Kandidat sich plötzlich zurückgezogen. Er verwies damals auf private Gründe. Doch es hatte wohl Beschwerden früherer Geschäftspartner gegeben.

Das Architekturmodell zeigt Oper (Mitte) und Schauspielhaus (hinten links) sowie das Kleine Haus (vorne links). Die Kinderoper ist unterirdisch.

Das Architekturmodell zeigt Oper (Mitte) und Schauspielhaus (hinten links) sowie das Kleine Haus (vorne links). Die Kinderoper ist unterirdisch.

Streitberger war anfangs von drei Jahren Sanierung ausgegangen, 2019 wollte er laut eigener Aussage fertig sein – er schaffte es nicht, weil er fast komplett neu planen lassen musste. Vor zwei Jahren nannte er die Pläne dann sogar „exzellent“. Trotzdem war es in all den Jahren so: Mögliche Termine zur Fertigstellung mussten die Verantwortlichen stets nach hinten schieben, ebenso die Kostenprognose nach oben.

Aktuell soll der reine Bau bis zu 686 Millionen Euro kosten, die Kosten für die erneute Verzögerung ist aber noch nicht eingerechnet. Inklusive der Summen für die Kredite und die Interimsspielstätten von Oper und Schauspiel im Rechtsrheinischen kostet das Großbauprojekt mehr als eine Milliarde Euro. Anfang des Jahres hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) gesagt: „Ich kann Bürger verstehen, die das Projekt hinterfragen.“

Im März hatte Streitberger auf die Frage geantwortet, ob es wegen seiner Rolle als Baudezernent auch darum gehe, sein Renommee zurückzugewinnen: „Nein, mein persönliches Renommee hängt davon nicht ab, das war für mich bei der Übernahme der Aufgabe kein Faktor.“