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Kölner SeverinsviertelAnwohner fürchten neues Bauprojekt der Kirche

Lesezeit 4 Minuten
Campus Kartause Visual

So soll der Campus Kartause am Kartäuserwall einmal aussehen. 

  1. Die evangelische Kirche plant am Kartäuserwall in der Kölner Südstadt Veranstaltungsräume, Büros und Wohnungen zu bauen.
  2. Doch das begeistert nicht jeden. Anwohner fürchten nun, dass wertvolle Freiflächen im Severinsviertel bebaut werden.
  3. 600 Unterschriften gegen das geplante Bauprojekt wurden bereits gesammelt.

Innenstadt – Ein Campanile, ein Turm nach italienischem Vorbild, soll einmal den Innenhof überragen, den der evangelische Kirchenverband als Teil eines Neubau-Ensembles am Kartäuserwall plant. Eine Video-Animation des Architekten Kaspar Kraemer führt den Betrachter durch seinen Entwurf, der in einem Wettbewerb unter sieben Beiträgen ausgewählt wurde. Arkaden umschließen den gepflasterten Platz, ein Brunnen plätschert in der Mitte, ein blauer Sonnenschirm spendet Schatten für die Stühle und Tische eines Cafés. Unübersehbar soll das Flair einer italienischen Piazza entstehen. Das begeistert nicht jeden.

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Der Parkplatz samt Wiese mit altem Baumbestand muss für die Piazza weichen. 

600 Unterschriften gegen das Projekt

„Italienisch wird vor allem die Hitze“, sagt Kai Matzak. Er gehört zu einer Gruppe von rund 30 Anwohnern, die sich regelmäßig treffen und mittlerweile 600 Unterschriften gegen das Vorhaben in seiner geplanten Form gesammelt haben. Sie kritisieren die Pläne scharf. Bis an die Grenze zu den Nachbargrundstücken sollen die Gebäude gebaut werden. Ein Veranstaltungssaal werde ihnen den Lärm der Besucher bescheren.

Campus Kartause

Anwohner haben schon 600 Unterschriften gegen das Bauwerk gesammelt. 

Die Büros des Kirchenverbandes, die hier zentralisiert werden sollen, zögen noch mehr Verkehr an. Und vor allem befürchten sie, dass sich ihr innerstädtisches Viertel noch stärker aufheizen wird. Im hinteren Teil des Grundstücks befindet sich heute eine Grünfläche mit zwei Dutzend Bäumen, die sie durch das Bauvorhaben gefährdet sehen. „Das passt nicht zum Klimanotstand“, sagt Matzak.

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Kölner Bauprojekt: Kühlender Effekt durch Bäume

Eberhard Schulz wohnt und arbeitet in einem der schmalen Häuser in der Kartäusergasse. Er blickt vom ersten Stock auf die angrenzende Freifläche, auf einen großen Parkplatz, weiter hinten auf die Bäume und Grün. „Wir haben hier noch eine kleine Klimazone“, sagt er. Ihr kühlender Effekt werde angesichts des Klimawandels für das Viertel immer wichtiger. Dass ihr Verlust durch Fassaden- und Dachbegrünung ausgeglichen werden könne, bezweifelt er.

Das Bauvorhaben der Evangelischen Kirche

Der Entwurf für das Vorhaben am Kartäuserwall, Campus Kartause getauft, sieht Gebäude mit unterschiedlichen Funktionen vor. Eines davon soll die Bildungseinrichtungen der Kirche, eine Bibliothek und die Verwaltung der Berufskollegs beherbergen.

Ein weiteres soll Platz für 40 Studenten, zwei Wohngruppen und eine zwölfköpfige „evangelische Kommunität“, laut Wikipedia eine „religiös ausgerichtete Lebensgemeinschaft“, schaffen. Im Erdgeschoss der beiden Gebäude sind Büros für die Kirchenverwaltung geplant. Zum Kartäuserwall hin entsteht ein Wohnhaus mit zwölf Wohnungen, einige von ihnen für Mieter mit Wohnberechtigungsschein. (phh)

Die Tiefgarage lasse nicht ausreichend Platz für die Wurzeln neuer Großbäume. Zur Unruhe im Viertel trägt auch bei, dass sich die Stadtverwaltung für ein beschleunigtes Verfahren zur Umwidmung des Geländes ausspricht. Die politischen Gremien entscheiden demnächst darüber und zugleich über die Form der Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Stadt schlägt eine Abendveranstaltung vor. Die Nachbarn indes finden, dass zu viele Entscheidungen bereits gefallen sind.

Kritik am "Protzbau"

Sie kritisieren die Haltung des Kirchenverbands. Die drücke sich nicht nur in der bisher fehlenden Einbeziehung der Anwohnerperspektive aus, sondern auch in der angestrebten Architektur. André Oos, ein weiterer Nachbar, wählt scharfe Worte. „Das wird ein monströser Protzbau, der hier nicht reinpasst“, sagt er. Gemeint ist das kleinteilige Severinsviertel, das genau an dieser Stelle allerdings in eine größer gegliederte Bebauung übergeht. Andere beschränken ihre Kritik: „Mich stört in erster Linie, wie die Gebäude auf dem Grundstück arrangiert werden sollen“, sagt Julia Pullen.

Matzak, selber Architekt, sagt, die Gebäude könnten so auf dem Gelände verteilt werden, dass die Grünfläche erhalten bliebe. Für den Entwurf von Kollege Kraemer wäre das allerdings fatal: Ein geschlossener Blockrand entlang des Kartäuserwalls statt des sich öffnenden Platzes mit Turm, so Matzaks Vorschlag, wäre dafür nötig.

Politiker beraten über Entwurf

Im von der Kirche ausgerichteten Wettbewerb fand sich diese Option nicht. Offenbar waren die Vorgaben für die teilnehmenden Büros, wie das Grundstück ausgenutzt werden soll, recht eng. Dass die Stadtverwaltung das Ergebnis noch einmal so grundsätzlich umstößt, ist nicht wahrscheinlich. Baudezernent Markus Greitemann und Vertreter der Politik saßen in der Jury. Allerdings finden sich in den Unterlagen, die zunächst den Bezirksvertretern der Innenstadt am kommenden Donnerstag vorliegen, bereits Überarbeitungswünsche der Stadtverwaltung. Der Erhalt der Bäume solle ebenso geprüft werden wie „die Entsiegelung möglichst vieler Freiflächen“. Weniger Pflaster und mehr Grün könnte das heißen.