Der Förderverein befürchetet juristische Probleme, wenn die Stadt das aktuelle Verfahren durchzieht. Und er findet klare Worte für ein Vorstandsmitglied.
Kölnisches StadtmuseumStreit um die Leitung – Förderverein will neues Verfahren
Der Förderverein des Kölnischen Stadtmuseums (KSM) bittet die Verwaltungsspitze um Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), ein neues Verfahren zu starten, um die neue Leitung für das Haus zu finden. Der Hauptausschuss des Stadtrates hatte am Montag eine Entscheidung über den Wunschkandidaten von Reker, Philipp Hoffmann, vertagt. Für den promovierten Historiker und CDU-Mitglied Hoffmann fand sich keine Mehrheit, Hoffmann soll sich nun den Fraktionen vorstellen, um sie von sich zu überzeugen – ein ungewöhnlicher Vorgang. Hoffmann bekräftigte danach, an seiner Kandidatur festzuhalten, er sollte den Job zum 1. Oktober antreten.
In dem am Mittwochmorgen versendeten Statement des Fördervereins um den Vorsitzenden Turadj Zarinfar heißt es: „Aus Sicht des Vereins können sowohl die Stadt Köln als auch das Museum und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem neuen Verfahren nur gewinnen.“ Und: „Gut Ding will Weile haben!“ Der Verein sei bereit, sich an den Kosten zu beteiligen.
Stadtsprecher Alexander Vogel sagte am Mittag: „Aus Sicht der Oberbürgermeisterin ist es ein laufendes Verfahren, weil der Hauptausschuss seine Entscheidung vertagt hat. Solange das Verfahren läuft, stellt sich die Frage nach einem neuen Verfahren nicht, schon alleine aus rechtlichen Gründen.“
Der Förderverein fürchtet offenbar Klagen anderer Bewerber. In dem Brief heißt es: „Der Gesamtvorstand befürchtet, dass eine aktuelle Besetzung der Direktion auf Basis des bisherigen Verfahrens juristisch nicht haltbar sein wird.“
Köln: Leitungsstelle seit mehr als einem Jahr vakant
Hoffmann ist schon der zweite Anlauf, einer ersten Kandidatin hatte die Stadt – vorbehaltlich der Zustimmung des Hauptausschusses – im Mai zugesagt. Doch in der Verwaltung fiel zwischenzeitlich jemandem auf, dass mehrere Medien den problematischen Umgang der Frau mit öffentlichen Geldern thematisierten. Also sagte die Stadt ihr wieder ab, bevor die Politik darüber abstimmen konnte und wählte unter den beiden verbliebenen Kandidaten Hoffmann aus. Seit März 2022 arbeitet Hoffmann als wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Stadtgeschichte und Erinnerungskulturen in Bonn, zuvor leitete er zehn Monate das Stadtmuseum in Bonn.
Seit dem gesundheitlichen Rückzug von Mario Kramp im Juni 2022 ist die Leitung des Museums vakant, seine Stellvertreterin Silvia Rückert übernimmt die Aufgaben seit mehr als einem Jahr. Im Herbst soll das KSM im Interim im früheren Modehaus Sauer eröffnen, das Zeughaus als langjährige Heimat ist ein Sanierungsfall. Ab etwa 2030 soll das Museum in einen Neubau am Roncalliplatz ziehen, wenn der Stadtrat die sogenannte „Historische Mitte“ tatsächlich beschließt.
Förderverein entschuldigt sich
In der vorigen Woche hatte sich Vorstandsmitglied Thomas Müller zu Hoffmann öffentlich geäußert, nachdem Reker und Kulturdezernent Stefan Charles ihn als ihren Kandidaten präsentiert hatten. Müller sagte über den früheren Referenten für „Kölnisches Brauchtum“ im KSM: „Wir hatten auf eine renommierte Persönlichkeit mit Erfahrung und Führungskompetenz gehofft. Das wäre für die anstehenden Herausforderungen des KSM notwendig gewesen. Nun bekommt das Museum ein typisches kölnisches Partei- und Karnevalsgewächs.“ Hoffmann ist Geschäftsführer des Vereins Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, der unter anderem die Schull- und Veedelszöch an Karneval organisiert.
Für Müllers Äußerung entschuldigte sich der Förderverein am Mittwochmorgen. In dem Statement heißt es: „Der Gesamtvorstand bedauert, dass sich in der vergangenen Woche ein Vorstandsmitglied zu einem einzelnen Kandidaten öffentlich geäußert hat. Dies entspricht nicht dem Stil der Freunde des Kölnischen Stadtmuseums.“ Die Äußerung hatte das Tor für weitere Kritik geöffnet, unter anderem die Grünen nannten das Ergebnis der Personalauswahl – und damit Hoffmann – „alles andere als optimal“. Sie bezogen sich explizit auf den Förderverein. Allerdings mischt sich der Vorstand des Fördervereins mit dem Statement samt Vorschlag ebenfalls in das Verfahren ein und distanziert sich damit von Hoffmann. Müller selbst wollte sich am Mittwoch nicht äußern.
In dem Statement heißt es auch: „Der Vorstand des Vereins ist der Überzeugung, dass das KSM, das vor großen Herausforderungen steht, eine geeignete, erfahrene und hoch professionelle Persönlichkeit für diese Aufgabe benötigt.“ Und der Förderverein thematisierte die Ausschreibung und ihre Voraussetzungen für den Posten und damit indirekt auch Hoffmanns Eignung: „Die neue Leitung sollte nicht nur die zwingend notwendigen Voraussetzungen erfüllen, sondern auch das Wunschprofil der Ausschreibung der Stadt Köln.“ Daran zweifeln einige Ratspolitiker bei Hoffmann, weil er in Bonn keine drei Jahre Führungspositionen inne hatte, die in der Ausschreibung aber gefordert waren. Und laut seines Linkedin-Profils war er beim KSM nur als Referent tätig.