Leben wie auf einem Schiff: Das Haus der du Monts in der Kölner Innenstadt ist breit und hoch.
Von ihrem Lieblingsplatz in der Küche aus genießt sie vom Erkerfenster aus einen unverstellten Domblick. Wenn sie im obersten Stockwerk ist, kann sie über die Kranhäuser hinweg bis ins Siebengebirge blicken.
Gisela du Mont zeigt, wie es sich in dem Haus mit dem speziellen Grundriss lebt.
Innenstadt – Ein Grundriss wie ein Stück Tortenbrie: Gisela du Monts Haus an der Hohe Pforte ist 14 Meter lang, aber nur 3 bis 3,50 Meter tief. 100 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf vier Etagen, die mit einer halsbrecherischen Wendeltreppe mit gusseisernem Geländer verbunden sind.
„Die Treppe ist noch original, im Krieg ist das Dachgeschoss abgebrannt, daher sind auch noch einige Brandflecken auf den hölzernen Tritten, das haben wir so gelassen.“ Gisela du Mont zog im Jahr 2003 mit ihrem Mann von Sinzig nach Köln.
Im Besitz der Familie du Mont
Das Haus stammt aus Familienbesitz. Ihr Mann entstammt der weitverzweigten DuMont-Familie, zu der auch die Verleger-Familie DuMont gehört.
Gisela du Mont hat sich schlau gelesen über die Familienbande. Ihre Schwiegermutter betrieb zudem Ahnenforschung, sie weiß also Bescheid über den einst aus Belgien eingewanderten Clan, dessen Mitglieder sich schon im 18. Jahrhundert zu einflussreichen und geschäftstüchtigen Mitgliedern der Stadtgesellschaft entwickelten.
Einst ein Tabakgeschäft
Zwei Brüder, Heinrich Joseph und Johann Michael (Brüder von Marcus DuMont, der in die Druckerei Schauberg einheiratete), übernahmen von ihrem Großvater Anfang des 19. Jahrhunderts ein gutgehendes Tabakgeschäft.
Im Jahr 1897 erbaute wieder ein Heinrich Joseph, der Urgroßvater von Gisela du Monts Mann, das Haus in der Hohe Pforte und eröffnete dort seinen Laden für Tabakwaren. Im Jahr 1932 – nach dem Börsencrash von 1929 – folgte das Aus für die Firma. Der erste Stock, den die heutigen Besitzer als Bibliothek und Foto-Galerie nutzen, war einst das Kontor, das Ladenlokal besteht weiterhin im Erdgeschoss.
Zweigeschossiger Keller
„Die Fabrik war in der Nähe von Farina, an der Straße „In der Höhle“, weiß Gisela du Mont, die in die geschichtsträchtige Familie einheiratete. Der Keller des Hauses ragt über zwei Geschosse tief in den Kölner Untergrund hinein. „Genau darunter bohrte die KVB die Tunnelröhre für die Stadtbahn. Das ganze Haus vibrierte, als die Bauarbeiter dort zugange waren, dort liegen ja auch noch Fundamente der alten Stadtmauer“, erinnert sich die 75-Jährige an unruhige Tage.
Von ihrem Lieblingsplatz in der Küche aus genießt sie vom Erkerfenster aus einen unverstellten Domblick. Wenn sie im obersten Stockwerk ist, kann sie über die Kranhäuser hinweg bis ins Siebengebirge blicken.
Drei Kirchen in ihrer Sichtachse
Richtung Südstadt hat sie gleich drei Kirchtürme hintereinander in ihrer Sichtachse, auch der von St. Johann Baptist, der sich am 29.9. 2004 um 77 Zentimeter zur Seite neigte – eine Folge der KVB-Arbeiten im Erdreich darunter. Davor ist St. Georg zu sehen, dahinter die Severinskirche.
Die Hohe Pforte ist die direkte Verlängerung der Severinstraße Richtung Innenstadt. Auf einem alten Bild, das um 1900 entstand, fuhr hier die Straßenbahn.
Gegenüber lag Kölns erstes Kaufhaus. „Das ist im Krieg leider alles kaputtgegangen, nur unser Haus ragte nach Kriegsende wie ein einzelner Zahn noch in die Höhe“, weiß Gisela du Mont. Heute sausen die Radler hier von der Südstadt Richtung Fußgängerzone, die wenige Meter nördlich ihres Hauses beginnt. „Die Straße würde sich gut als Fahrradstraße eignen“, findet du Mont, die vieles zu Fuß erledigt. „Museen und City sind so nah, das ist ein Luxus, den ich zu schätzen weiß.“
Einbauschränke und Zwischenebenen
Der Mieter, der bis zum Jahr 2000 für 165 Mark im Monat das ganze Haus bewohnte, hatte die 3,80 Meter hohen Decken abgehängt. Beim Umbau wurden die Originalhöhen wieder hergestellt, zum Teil Zwischenebenen eingezogen und jedes Geschoss mit passgenauen Einbauschränken versehen. In der schmalsten Spitze der Tortenbrie-Räume ist jeweils das Bad oder die Toilette eingebaut. Der Umbau dauerte drei Jahre und verschlang eine halbe Million Euro. Die wichtigste Neuerung ist der Aufzug. Drei Personen sollen hineinpassen, mit einer ist er schon gut ausgefüllt. Ganz oben gibt es auch noch eine winzige Dachterrasse.
Das Dachgeschoss haben die du Monts rekonstruieren lassen. Es war nach der Beschädigung im Krieg nie wieder aufgebaut worden. Die 14 Meter lange Fensterfront ist jetzt das Highlight. Hier oben fühlt man sich wie auf dem Panoramadeck – Rheinblick inklusive. Es ist ein Haus wie ein Schiff – mit vier Decks und viel Tiefgang.