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Eltern nicht informiertStadt Köln schließt maroden Kindergarten im Volksgarten

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Der Gotland-Kindergarten im Volksgarten schließt am 31. Juli endgültig.

Köln-Innenstadt – Für die Stadtverwaltung ist die Sache ganz einfach. Die Kindertagesstätte Gotland im Volksgarten wird Ende Juli geschlossen. „Sie ist nicht mehr zu retten“, sagt Udo Neumann, zuständiger Abteilungsleiter für Kindertagesstätten im Jugendamt. Eigentlich habe man die Kita schon vor einigen Jahren schließen wollen. „Aber wir haben sie immer wieder zusammengeflickt.“ Damit ist jetzt Schluss. Die Heizung, die Fenster, das Dach: Alles marode. Eine Sanierung sei wirtschaftlich nicht darstellbar, so Neumann.

Schon seit einiger Zeit habe man die Kinderzahl in der Kita „heruntergefahren“. Zum Sommer blieben noch 14 Kinder „übrig“. Die würden gemeinsam in die Kita an der Pfälzer Straße wechseln. Ganz so emotionslos sieht Rainer Bange die Angelegenheit nicht. „Als wir vor einem Jahr unser Kind in der Gotland-Kita angemeldet haben, war von Schließung keine Rede.“

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Die Attraktion der Kita ist das riesige Außengelände.

Haus war Geschenk des schwedischen Staats

Und dass Kinder auf andere Kitas verteilt wurden und werden, sieht er kritisch. „Da zerstört man Freundschaften.“ Bange verweist auf die Geschichte des Gebäudes. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat der schwedische Staat der Stadt Köln das Haus geschenkt mit der Auflage, es für soziale Zwecke zu nutzen. Da hätte ich mir mehr Sensibilität im Umgang gewünscht.“ Bange bring auch das großzügige Außengelände ins Spiel. Darüber verfüge etwa die Kita an der Pfälzer Straße nicht. Schlechte Laune bekommen die Politikerinnen und Politiker, wenn man sie auf das Thema anspricht. Antje Kosubek, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksvertretung Innenstadt, ist empört: „Wir haben nur durch Zufall von der Schließung erfahren. Die Verwaltung hat uns nicht informiert. Das ist wieder mal sehr ärgerlich.“

Schwedenspeisung

Die schwedische Bevölkerung unterstützte insbesondere die hungernden deutschen Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg. Fast vier Jahre lang – von Anfang 1946 bis April 1949 – wurden Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und sechs Jahren mit der sogenannten Schwedenspeisung versorgt. Im Rahmen dieser Hilfsaktion entstanden auch in Köln zusätzlich Gebäude, die diesen und anderen sozialen Zwecken dienen sollten.

Seit Jahren bauliche Mängel

Ihr Parteifreund Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister in der Innenstadt, hatte für die jüngste Sitzung der Bezirksvertretung eine Aktuelle Stunde angesetzt. Die fiel dem Virus zum Opfer, weil die Politikerinnen und Politiker nur eine Viertelstunde getagt haben. Sie soll aber in Kürze im Internet nachgeholt werden. Auf die Aktuelle Stunde setzt die CDU. Deren Fraktionsvorsitzender Ralf Uerlich will abwarten, was dabei besprochen und wie sich die Verwaltung positionieren wird. Tim Cremer, Chef der SPD-Fraktion, ist sauer. Die Kita Gotland habe schon seit Jahrzehnten bauliche Probleme. „Die Verwaltung kriegt es wieder mal nicht hin. Aber kaum macht es jemand Privates, läuft es, wie im Falle der Musikschule an der Annostraße.“ Dort ist von privater Hand ein verwahrlostes kleines Haus, das der Stadt gehörte, in ein Schmuckstück verwandelt worden. Insbesondere ärgert Cremer, dass die Verwaltung „klammheimlich“ die Tagesstätte habe schließen wollen.

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Auf Anfrage, warum die Verwaltung die Politiker nicht informiert habe, heißt es aus dem Rathaus: „Über solche Angelegenheiten werden die Bezirksvertretungen turnusmäßig informiert. Die Sitzung der vergangenen Woche wurde auf Anfang Februar verlegt. So es Corona zulässt, dürfte das Gremium dann die Mitteilung darüber erhalten.“ Die SPD fordert den Neubau einer Kita an der Stelle, an der noch die Gotland-Einrichtung steht. Das wird schwierig, so Udo Neumann vom Jugendamt: „Wir dürfen da nicht neu bauen. Da ist Landschaftsschutzgebiet.“