Die Gerchgroup will die Wohnungen im Laurenz-Carré streichen und die Stadt zeigt sich gesprächsbereit. Ein womöglich folgenschwerer Fehler.
Kommentar zum Laurenz-CarréDie Stadt Köln sollte auf keinen Fall vorm Investor einknicken
Die Stadt sollte die Streichung der gesamten Wohnbebauung im Laurenz-Carré unbedingt verhindern. Die Fläche liegt in bester Lage direkt vor dem Dom. Es ist ein prestigeträchtiges Gelände, an dem auch in Krisenzeiten großes Interesse besteht. Baudezernent Markus Greitemann steht in der Pflicht, eine Bebauung im Sinne der Kölnerinnen und Kölner zu ermöglichen.
Natürlich machen die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs, Fachkräftemangel und steigende Rohstoffpreise die Arbeit auf den Baustellen der Stadt nicht einfacher. Zeitpläne werden an vielen Stellen angepasst, Planungen hinterfragt – auch im Dialog mit der Stadt. Das ist völlig normal.
Wenn die Stadt einknickt, verschärft sich die Kölner Wohnungskrise
Auf den Wohnungsbau im Laurenz-Carré hat sich die Stadt mit der Gerchgroup allerdings zu Beginn der Pandemie nach langen Verhandlungen geeinigt. Dass die Unwägbarkeiten eher mehr als weniger werden, war schon damals abzusehen. Doch die Gerchgroup wollte den Bau unbedingt und ist genau deswegen auf die zentrale Forderung der Stadt eingegangen. Die Sozialwohnungen, die Greitemann in den Vertrag gehandelt hatte, wurden in der Verwaltung zurecht als Erfolg verbucht.
Dass der Investor nun versucht, diese doch noch zu streichen, ist nicht überraschend. Natürlich achten Bauunternehmen zu allererst auf ihre Gewinne. In Krisenzeiten gilt das umso mehr. Doch die Reaktion der Stadt, die Bitte des Investors wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen, ist falsch. Richtig wäre es, weiterhin auf die eigenen Ansprüche zu bestehen. Denn vereinbart ist ein Gesamtprojekt, kein Rosinenpicken.
Sollte sich die Stadt darauf einlassen, die Wohnungen zu streichen, sind es am Ende die Kölnerinnen und Kölner, die am stärksten unter den Folgen der Krisenlage leiden. Denn dann wird sich die Wohnungsnot in der Innenstadt weiter verschärfen. Es ist auch deswegen ein gefährliches Spiel, weil andere Investoren die Entwicklungen um den Dom genau beobachten. Und selbst den Versuch wagen werden, der Stadt die lästigen gemeinwohlorientierten Bauten auszureden, wo es nur geht.