Stefanie Galli spielte in der Show „Die Pyramide“ mit Oliver Pocher. Obwohl sie zunächst skeptisch war, räumten die beiden gut ab.
Sieg für den guten ZweckKölner Polizistin gewinnt mit Olli Pocher 10.400 Euro in TV-Show – mit dem Geld will sie Obdachlosen helfen
Mit ihrem Spielpartner Oliver Pocher gewann die Autobahnpolizistin Stefanie Galli im Dezember letzten Jahres 10.400 Euro in der von Jörg Pilawa moderierten Sendung. In der Rate-Show müssen die Teilnehmer Begrifflichkeiten durch körperliche Darstellung oder verbale Umschreibungen erkennen. „Zuerst war ich wegen meines Partners skeptisch, aber Olli Pocher hat sich als intelligent und ehrgeizig erwiesen“, berichtet die Kölnerin. Ihre Konkurrenten – ein Polizeikollege, eine Verwaltungsmitarbeiterin, ein Feuerwehrmann, Moderator Pierre M. Krause sowie dessen Kolleginnen Amira Pocher und Andrea Kiewel wurden auf die Plätze verwiesen.
Schon vor dem Auftritt in der „Pyramide“ stand für die selbsterklärte „aktive TV-Liebhaberin“ und langjährige Krimi-Komparsin fest, Anteile einer möglichen Prämie für soziale Zwecke zur Verfügung zu stellen. „Bevor ich zu den Kollegen an die Autobahn wechselte, war ich lange Zeit auf Streife in der Kölner Innenstadt unterwegs. Erste Begegnungen mit der Obdachlosen-Szene erfolgten 1993 auf der Annostraße. Darauf war ich nicht vorbereitet, habe aber schnell Kontakt zu den Menschen aufgebaut und deren Schicksale erfahren. Das hat mich tief berührt.“
Duschmobile gibt es in Berlin und Hamburg
Nach dem unerwarteten Sieg erfuhr die Beamtin durch eine Freundin vom Berliner Duschmobil, das seit 2019 in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. (SkF) steht und obdachlosen Frauen neben Hygienemöglichkeiten auch Getränke- und Wäscheausgaben sowie Beratungen durch Sozialarbeiterinnen anbietet. Nach Auskünften des Vereins nutzten 2022 nahezu 400 Personen das Angebot.
Auch in Hamburg besteht die Möglichkeit zur kostenlosen Körperpflege. Seit rund drei Jahren fährt ein umgebauter Bus durch die Hansestadt. Dafür wurde von einem ehemals Obdachlosen die gemeinnützige GmbH „GoBanyo“ gegründet. Ähnliches kann sich Galli für Köln vorstellen. Für die Anschaffung eines speziell ausgestatteten Transporters mit rund zehn Quadratmetern Aufenthaltsfläche rechnet die 55-Jährige mit einem Aufwand von 100.000 Euro.
Automobilhersteller wie Ford, VW und Mercedes wurden als Kooperationspartner angeschrieben. Zudem sind Gespräche mit der Stadtverwaltung und politischen Vertretern angebahnt.
Potenzielle Nutzerinnen sollen das Objekt an ausgeschilderten Plätzen, zunächst im Innenstadtbereich, jeweils einzeln in Anspruch nehmen und sich ohne Zeitdruck darin aufhalten können. Eine Anmeldung oder die Vorlage von Dokumenten ist nicht vorgesehen. Weitere 100.000 Euro pro Jahr kalkuliert Galli für Personalkosten, Pflege- und Hygieneartikel, Kleidungsstücke, Getränke, Essen, Fahrzeugreparaturen, Kraftstoff, Versicherungen und personelle Weiterschulungen.
Vorstellung auf dem Alter Markt am 3. September
Die Initiatorin würde das Projekt notfalls ohne kommunale Unterstützung umsetzen: „Ich bin auch für Sponsoren aus der Wirtschaft offen. Es ist ja für den guten Zweck. Natürlich kommt es immer darauf an, wer das ist, aber gegen ein Unternehmen wie Rewe hätte ich nichts. Letztendlich wollen wir den Frauen eine Auszeit von ihrem Alltag geben, der oftmals mit Angst und Scham gefüllt ist. Das soll nicht an den Geldgebern scheitern, solange diese die Würde des Menschen achten.“
Innerhalb der ersten Woche gingen 2.160 Euro auf der Crowdfundingplattform ein. Des Weiteren erklärte sich die Schauspielerin und Fernsehmoderatorin Ruth Moschner bereit, Schmuck aus ihrem Privatbesitz zu versteigern. Freunde und Bekannte helfen Galli bei der Öffentlichkeitsarbeit. Anlässlich des Ehrenamtstages am 3. September stellt sich das kleine Team mit einem Stand auf dem Alter Markt vor.
„Das Ding muss auf die Straße, denn obdachlose Frauen haben einen höheren Hygiene- und Schutzbedarf als Männer, weil sie täglich enormen Stresssituationen, Gewalt und sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind. Ein gepflegtes Äußeres hilft ihnen, nicht gleich als potenzielles Opfer erkannt zu werden und ermöglicht etwas Wohlbefinden“, hofft Stefanie Galli auf den Start des ersten Kölner Duschmobils im Oktober dieses Jahres.