Unbekannte sind in das Museum für Ostasiatische Kunst eingedrungen und haben wertvolle Exponate gestohlen. Nun beginnt die Aufklärung.
Gebäude offenbar nachlässig gesichertMillionenschaden im Museum für Ostasiatische Kunst – Direktorin „entsetzt“
Wer am Mittwochmittag ins Ostasiatische Museum am Aachener Weiher möchte, wird am Eingang von einem freundlichen Sicherheitsmann abgewiesen: „Wir haben heute leider geschlossen“, sagt der Mann. „Interne Gründe. Vielleicht morgen wieder. Aber rufen Sie besser vorher an.“
Die „internen Gründe“ waren kurz vorher, gegen elf Uhr, öffentlich geworden. Da teilte die Polizei mit, dass unbekannte Täter in der Nacht in das Museum in Lindenthal eingebrochen waren und nach ersten Erkenntnissen neun Ausstellungsgegenstände gestohlen haben, chinesisches Porzellan aus dem 16. bis 19. Jahrhundert mit einem Gesamtwert von mehr als einer Million Euro. Den Tätern gelang die Flucht.
Einbruch ins Museum für Ostasiatische Kunst: Museumsmitarbeiter beobachtete zwei Männer
Nun stellen sich mehrere Fragen: Um welche Exponate handelt es sich genau? Wer sind die Einbrecher? Wussten sie, wonach sie suchen mussten? Handelten sie womöglich auf Bestellung? Und nicht zuletzt: Hat das Ostasiatische Museum, in dem Millionenschätze lagern, etwa keine Alarmanlage oder Videoüberwachung? Oder falls doch, haben die Täter sie außer Betrieb gesetzt?
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Kölns Beigeordneter für Kunst und Kultur, Stefan Charles, und Museumsdirektorin Shao-Lan Hertel wollten sich dazu nicht näher äußern. Grundsätzlich gebe die Stadt keine Auskunft über die Sicherheitsmaßnahmen in ihren Museen, sagte eine Sprecherin. Wie zu erfahren war, herrschte bei der Polizei am Mittwoch allerdings sehr wohl Erstaunen darüber, wie nachlässig das Gebäude offenbar gesichert gewesen sein soll.
Wie die Polizei offiziell mitteilte, war ein Mitarbeiter des Museums – vermutlich ein Wachmann – gegen Mitternacht durch laute Geräusche an der Vorderseite aufgeschreckt worden. Wie es heißt, sei das Gebäude 24 Stunden besetzt. Der Mitarbeiter sah nach und bemerkte zwei Männer, die davonliefen. „Einer soll etwa 25 bis 30 Jahre alt gewesen sein, schulterlange Haare haben und ein Basecap getragen haben, der andere soll etwa 40 bis 50 Jahre alt gewesen sein und einen grauen eckigen Rucksack getragen haben, eine Art Kiste, wie sie Lieferdienste verwenden“, berichtete Polizeisprecherin Annemarie Schott.
Köln: Polizei sucht Zeugen für Einbruch in Ostasiatisches Museum
Ob diese Männer zu Fuß flüchteten oder in einem Fahrzeug, wie sie ihre Beute wegschafften und in welche Richtung sie flohen, ist noch nicht bekannt. Die Polizei (Telefon 0221/229-0) sucht Zeugen.
Offenbar haben die Einbrecher eine Seitenscheibe des Museums direkt am Parkplatz neben der Universitätsstraße zertrümmert. Sie stiegen hindurch und standen ziemlich direkt in den Räumen der Dauerausstellung. Dort nahmen sie das Porzellan aus verschiedenen Vitrinen. Ob sie gezielt nur diese neun Stücke stehlen wollten oder möglicherweise noch mehr, aber durch den Wachmann gestört wurden und die Flucht ergriffen, steht noch nicht fest.
Am Mittwochvormittag hat die Polizei ein schwarzes Zelt gleich vor der eingeschlagenen Scheibe aufgebaut. Auf dem Parkplatz stellt ein Beamter der Spurensicherung drei Markierungen auf: eine vor der Scheibe, eine ein paar Meter weiter auf dem Asphalt und eine dritte unten auf dem etwas tiefergelegenen Mitarbeiterparkplatz. Kamen die Täter von dort? Hatten sie da vielleicht ein Fluchtauto abgestellt?
Die Polizisten in ihren weißen Overalls fotografieren das eingeschlagene Fenster sowie den Bereich davor und dahinter und sichern Spuren im Museum. Noch gebe es – was die Täter betrifft – keinerlei Hinweise „in irgendeine Richtung“, betont Polizeisprecherin Schott.
Museumsdirektorin Hertel war noch in der Nacht gleich zum Museum gefahren und hat danach auch kein Auge mehr zugetan. Am Nachmittag zeigte sie sich „fassungslos und zutiefst betroffen“. Sie betonte: „Es schockiert mich, unser Haus gleich zwei Monate nach meinem Dienstantritt mit einem solchen Schaden konfrontiert zu sehen. Mehr als der finanzielle Verlust schmerzt, dass fast alle gestohlenen Exponate zum Gründungsbestand zählten, den die Eheleute Fischer zwischen 1906 und 1911 für das Museum erwarben.“ Da die gestohlenen Objekte „gut dokumentiert und wiedererkennbar“ seien, habe sie die Hoffnung, „dass sie eines Tages auftauchen und ihren Weg in unsere Sammlung zurückfinden“. Eine gelbe Schale aus der Ming-Dynastie hatte der Fördererkreis dem Museum erst 2015 geschenkt.
Kölner Museum wurde 1913 gegründet
Kulturdezernent Stefan Charles sagte, es gebe in den Museen „offenbar keine einhundertprozentige Sicherheit“. Er kündigte an: „Wir werden umgehend mit der Aufarbeitung beginnen und dabei selbstverständlich intensiv überprüfen, wie wir die Sicherheit des Museums erhöhen können.“ Es gebe nur eine begrenzte Zahl von Menschen, die sich mit diesen speziellen Kunstobjekten auskennen, so dass es für die Diebe schwierig werden dürfte, das Porzellan zu verkaufen. Andere Museen wurden bereits informiert, außerdem wurden die Stücke in eine internationale Datenbank für gestohlene Kunstwerke eingespeist.
Das Museum für Ostasiatische Kunst wurde nach eigenen Angaben 1913 gegründet. Es sieht sich als das erste Spezialmuseum seiner Art in Europa. Neben dem Museum für Asiatische Kunst in Berlin beherbergt es nach der eigenen Online-Darstellung die bedeutendste Sammlung von Kunst aus China, Korea und Japan in der Bundesrepublik.