Neuer Kölner Museums-SchockDas MAKK muss saniert werden
Köln – Der Stadt Köln steht die nächste millionenschwere Sanierung eines Museums bevor: Das Gebäude des denkmalgeschützten Museums für Angewandte Kunst (MAKK) aus dem Jahr 1957 muss grundsätzlich überholt werden. Die Stadtverwaltung schreibt in ihrer Finanzplanung für die kommenden Jahre: „Die Bausubstanz und technischen Anlagen des Museums befinden sich in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand und müssen saniert werden.“ Auch zu den Kosten gibt es zumindest erste Ansätze – und die haben es in sich.
Für die kommenden fünf Jahre bis 2027 plant die Stadt aktuell mit 31,5 Millionen Euro, in den kommenden drei Jahren sind zunächst insgesamt 3,5 Millionen Euro angesetzt. Die Stadt schreibt: „Für eine Machbarkeitsstudie und die Vorplanung werden Mittel veranschlagt.“
Das könnte Sie auch interessieren:
2026 und 2027 sind sogar zusammengenommen 28 Millionen Euro eingeplant, das deutet zumindest darauf hin, dass dann die Sanierung beginnen könnte – zu einem Zeitpunkt also, während in Dom-Nähe ohnehin sehr viele Bauprojekte und Sanierungen geplant sind: Historische Mitte, Römisch-Germanisches Museum, Museum Ludwig, Jüdisches Museum mit Archäologischer Zone oder Wallraf-Richartz-Museum.
Bleibt das Museum offen?
Zum aktuellen Zeitpunkt bleiben viele Fragen offen: Sind die 31,5 Millionen Euro nur das Geld, das für die kommenden fünf Jahre eingeplant ist, oder handelt es sich um die tatsächlichen Gesamtkosten, von denen die Stadt derzeit ausgeht? Bleibt das Museum während der Sanierung geschlossen?
Was bedeutet das derzeitige Vorhaben der Stadt, den Stadtrat anhand einer Liste entscheiden zu lassen, ob er Großbauprojekte stoppt, streicht oder verschiebt, für die Sanierung?
Fenstersanierung für fast zehn Millionen Euro
Und: Seit 2017 lässt die Stadt die 267 Fenster im MAKK aufwendig sanieren, das kostet Stand jetzt 9,6 Millionen Euro. Warum hat die Verwaltung die Fenstersanierung nicht mit der bevorstehenden Gesamtsanierung gemacht? Nun müssen die neuen Fenster während der Sanierung vermutlich aufwendig geschützt werden.
Zumal: Dass das Museum eine Generalsanierung braucht, weiß die Stadt, schon 2011 schrieb das Kulturdezernat dazu: „Die Maßnahme ist der obersten Priorität zuzuordnen, weil die betreffenden Gebäude- und Anlagenbestandteile dringend erneuerungsbedürftig sind.“ Die Kosten bezifferte das Dezernat seinerzeit auf rund 13,84 Millionen Euro.
Die Stadtverwaltung äußert sich aktuell im Detail zu den Fragen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht, eine Sprecherin teilte mit: „Die Machbarkeitsstudie soll genau die Fragen klären und auf Realisierbarkeit prüfen. Den Ergebnissen können wir an dieser Stelle leider nicht vorgreifen.“
Fenster waren stark beschädigt
Für das Museum selbst dürfte eine grundsätzliche Sanierung aufgrund der beschriebenen Zustände einerseits willkommen sein, andererseits aber eben erneut Probleme im Betrieb mit sich bringen, wenn es überhaupt offen bleiben kann. Schon jetzt teilt die Museumsleitung angesichts der Fenstersanierungen vorsichtshalber auf der Internet-Seite mit: „Trotz Sanierungsarbeiten ist das Museum geöffnet.“
Ohnehin zieht sich dieses Vorhaben quälend lange hin, schon 2011 hatte das Kulturdezernat ungewöhnlich offen über die Fenster, zum Großteil von 1957, geurteilt: „Die dünnen Metallrahmen sind stark korrodiert, es zeichnet sich über die bereits vorhandenen Schäden ab, dass die Scheiben – früher oder später – herausfallen werden.“
Doch die Fenster mal eben so austauschen, war keine Option angesichts des Denkmalschutzes. Es brauchte eine aufwendige Lösung mit nachgebildeten Fenstern, das dauerte. Erst 2017 begann letztlich die Sanierung – und lief alles andere als gut ab. Dem zuständigen Architekten Heinrich Böll aus Essen kündigte die Stadt während des Baus, warf ihm Schlechtleistung vor, er wiederum wehrte sich gegen den Vorwurf.
Fertigstellung dauert länger
Aus anfangs 2,9 Millionen Euro wurden 9,6 Millionen Euro. Ob diese Summe am Ende ausreicht, konnte eine Sprecherin nicht sagen. Und auch die zuletzt kommunizierte Fertigstellung bis September dieses Jahres ist hinfällig. Bei den von außen sichtbaren Fenstern wird es bis Jahresende dauern, bei den Fenstern in der Ausstellungshalle wird es bis vermutlich März 2023 dauern. Die Gründe laut Stadt: Corona und Lieferengpässe.
Das Museum für Angewandte Kunst
Das Museum für Angewandte Kunst (MAKK) gibt es seit 1888 und ist damit hinter dem Wallraf-Richartz-Museum (WRM) das zweitälteste Museum. Anfangs hieß es noch Kunstgewerbe-Museum.
„Mit den rund 250.000 Objekten – vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert – gehört unser Museum zu den großen Institutionen für angewandte Kunst in Deutschland“, heißt es auf der Internetseite.
Anfangs war das Museum in der Taubstummenschule „An der Rechtsschule“ untergebracht, später in einem Haus am Hansaring. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte es in der Eigensteintorburg und später im Overstolzenhaus an der Rheingasse aus.
Seit 1989 hat das MAKK seine Heimat in der Innenstadt in dem Gebäude, das Rudolf Schwarz und Josef Bernard für das Wallraf-Richartz-Museum (WM) 1957 fertiggestellt hatten. Nach dem Umzug des WRM in das Museum Ludwig nutzt das MAKK das Haus and der Rechtschule.