Köln – Ein Team versteht den Ebertplatz als „Insel“, ein anderes fasst ihn als „vernetzenden Knotenpunkt“ auf. Zwischen diesen Vorstellungen bewegen sich die fünf Konzepte, die Master-Studierende der Fakultät für Architektur der Technischen Hochschule (TH) Köln in der ersten Phase eines mehrsemestrigen Projekts entwickelt haben.
Am Freitag haben sie ihre Ideen in einer Online-Konferenz vorgestellt. Wer sich mit den Vorschlägen vertraut machen will, kann dies in der Ausstellung tun, die bis zum 28. Februar täglich von 15 bis 20 Uhr im Kunstraum „Gold + Beton“ in der Westpassage des Ebertplatzes gezeigt wird.
Studierende sollen an Zwischennutzung anknüpfen
Das Projekt begleitet die Planung der Stadtverwaltung für einen Wettbewerb zur künftigen Gestalt des Platzes. In Zusammenarbeit mit der Landesinitiative Baukultur Nordrhein-Westfalen und dem Brunnen e. V. entstehen an der TH Ideen für die Weiterentwicklung des Geländes und temporäre Projekte.
„Es gibt diverse Zwischennutzungen wie die freien Kunsträume, und zahlreiche Akteure und Akteurinnen beschäftigen sich mit dem Areal“, sagt Yasemin Utku, die zusammen mit Susanne Kohte das Projekt leitet. „Daran sollen unsere Studierenden anknüpfen und mit den Menschen vor Ort Visionen für diesen städtischen Raum entwickeln.“ Wie gründlich die 20 Studenten und Studentinnen gearbeitet haben, zeigte sich schon bei der Präsentation der Ergebnisse von Recherchen, die der Erarbeitung der Konzepte vorausgingen.
In den 1990er begann der Ebertplatz zu verwahrlosen
Um 1900 entstand der Platz als große Gartenanlage mit Weiher, Springbrunnen und Eichen. Von 1972 bis 1977 wurde er im Stil der Brutalismus komplett umgebaut. In den 1990er begann er zu verwahrlosen. Allmählich geriet er als „Angstraum“ in Verruf, wurde zum Zentrum für Drogengeschäfte.
Nach einer tödlichen Messerstecherei unter Dealern im Jahr 2017 intensivierte sich die Diskussion, was mit dem Platz geschehen solle – der nach dem „Masterplan“ für Köln bis 2014 hätte umgebaut werden sollen. 2018 beschloss der Stadtrat ein Konzept für eine Zwischennutzung, die bis heute andauert.
Team „Insel Ebertplatz“ und „Le Tour Ebertplatz“
Das Studierenden-Team „Insel Ebertplatz“ regt an, modulare Elemente in Form von Marktständen einzusetzen, etwa für Bauern- und Flohmärkte. Die Passage könnte durch Sitzmodule gewinnen, die sich individuell anordnen lassen. Weiter sieht das Konzept vor, dass die Straße südlich des Platzes zum Eigelstein hin „temporär verkehrsberuhigt“ und auf dem Platz eine variable Bühne aufgestellt wird.
Die Gruppe „Le Tour Ebertplatz“ ist diejenige, die den „vernetzenden Knotenpunkt“ im Blick hat. Nach ihrer Vorstellung sollten beispielsweise die Auf- und Abgänge anziehender gestaltet werden, um Passanten durch die unterirdische Passage zu leiten und so die „Nord-Süd-Achse“ zu stärken. Auch regelmäßige Aktionen könnten den Platz besser mit den Veedeln verknüpfen.
„Tour Belgique“ und Team „Brücken schlagen“
Dafür nimmt die Gruppe die „Tour Belgique“ im Belgischen Viertel zum Vorbild, die Einkaufen, Kunst und Musik verbindet. Ferner regt das Team an, den bisher als Parkplatz genutzten Mittelstreifen des Hansarings zum „begrünten Teppich“ zu machen, der bis auf den Platz führt.
Ähnlich die Idee der Gruppe „Brücken schlagen“: Man könnte den Parkstreifen des Hansarings zur für Fußgänger reservierten Allee machen, die direkt auf den Ebertplatz mündet. Dasselbe Team bringt ins Spiel, die Abgänge der Passage mit Sitzinseln von den U-Bahn-Zugängen abzuheben, Oberlichter zu schaffen, durch die man in die darunter liegende Ebene hinabblicken kann, sowie die Passage mit „wärmerem“ Material oder farblich anders zu gestalten.
„Ebertplatz connected“ will „Safety Pods“ für Obdachlose
Das Team „Ebertplatz connected“ sieht eine Möglichkeit, die Nord-Süd-Achse zu betonen, darin, einen „Kulturpfad“ anzulegen, der vom Eigelsteintor bis zur Agneskirche führt. Zudem sollten die Kunsträume erweitert werden. Neben der Kultur hat das Team das Soziale im Blick: Um Obdachlose nicht zu verdrängen, könnten ausleihbare „Safety Pods“ angeboten werden: Zelte für jeden, der einen sicheren Notschlafplatz braucht.
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„Stärken stärken – Schwächen schwächen“ - dies ist das Programm der fünften Gruppe. Unter anderem schlägt sie vor, die Kunst- und Kulturszene sowie die Gastronomie zu stärken, die Sanitäranlagen auszubauen, an einer Platzseite eine Sitzlandschaft zu schaffen und lange Laufwege einsehbarer zu gestalten. Überdies schwebt ihr eine Anlaufstelle für hilfsbedürftige Menschen vor, „um die soziale Vielfalt des Platzes zu wahren“.
„Niemand soll verdrängt werden, der Ebertplatz ist ein Ort für alle“, sagte Yasemin Utku. In den kommenden Semestern werden die Entwürfe weiter ausgearbeitet. Anschließend sollen ein oder zwei Konzepte umgesetzt werden.