Das Kölner Bürgerzentrum sieht sich aufgrund einer jahrelangen Finanzierungslücke in seiner Existenz bedroht.
„Strukturelles Defizit“Kölner Bürgerzentrum „Alte Feuerwache“ sieht sich in Existenz bedroht
Das Bürgerzentrum Alte Feuerwache schlägt Alarm, weil es sich in seiner Existenz bedroht sieht. Grund sei ein „strukturelles Defizit“, eine „seit Jahren anwachsende Finanzierungslücke“, die sich aus der Differenz zwischen dem Zuschuss der Stadt und den deutlich höheren Betriebskosten ergebe. Kündigungen und die Schließung ganzer Bereiche würden drohen. Am Donnerstag demonstrierten Vertreter und Nutzer des Zentrums vor dem Spanischen Bau des Rathauses.
In der folgenden Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt legten Mitglieder des Vorstands und der Geschäftsführung in einer Aktuellen Stunde das Problem dar – und stießen auf offene Ohren. Einstimmig beschlossen die Politiker die Bitte an Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die „anstehenden Finanzprobleme der Alten Feuerwache für das Geschäftsjahr 2022-2024“ zu lösen, das heißt für eine „auskömmliche Finanzierung der Arbeit“ zu sorgen und die Stärkung der Rücklagen sicherzustellen. Ziel müsse sein, die Entlassung von Personal zu verhindern und die von der Streichung bedrohten Bereiche zu erhalten. Der Vorstoß verstehe sich als „Impuls-Appell“, auch die anderen Bürgerhäuser einzubeziehen.
Alte Feuerwache gehört zu den zehn Bürgerzentren Kölns in freier Trägerschaft
In Köln gibt es 14 Bürgerzentren, darunter vier in städtischer und zehn in freier Trägerschaft. Zu den letzteren zählt die Alte Feuerwache. Der Betriebskostenzuschuss der Stadt beträgt nach Angaben des Bürgerzentrums rund 40 Prozent. In diesem Jahr seien es 638.000 Euro, sagte Co-Geschäftsführer Jannes Böhm in der Aktuellen Stunde. Knapp 60 Prozent seiner Mittel erwirtschaftet das Zentrum selbst, etwa durch die Vermietung von Räumen, Eintrittsgelder und Flohmarktgebühren. Trotz aller Anstrengungen, die Einnahmen zu erhöhen, bleibe das chronische Defizit bestehen, sagte Co-Geschäftsführerin Julia Biedermann.
2014 habe sich die Lücke temporär verringern lassen durch eine außerordentliche Steigerung des Betriebskostenzuschusses und eine Einmalzahlung. Doch inzwischen sei das Minus Jahr für Jahr wieder gewachsen und habe nun, auch wenn die drei Corona-Rettungsschirme Einbußen aufgefangen hätten, existenzbedrohende Ausmaße erreicht. Unterm Strich benötige die Alte Feuerwache für die Haushaltsperiode 2023/24 etwa 150.000 Euro an zusätzlichen Mitteln.
Kölner Bürgerzentren arbeiten für nächste Haushaltsverhandlungen zusammen
Wie Vorstandsmitglied Bernd Giesecke hob Biedermann die Vielfalt der Aufgaben hervor, die das Bürgerhaus erfüllt, von der kulturellen und politischen Bildung über Programme für Kinder, Jugendliche, junge Frauen und queere Menschen bis hin zur Flüchtlingsarbeit. Nachbarn, Gruppen und Initiativen nutzen das Zentrum als Treffpunkt; es beherbergt neun künstlerische Werkstätten und Ateliers, kulturelle und politische Initiativen haben hier ihre Büros.
Den Vertretern der Alten Feuerwache versicherte Claudia Düx, Abteilungsleiterin beim Amt für Soziales und Senioren, die Verwaltung sehe, dass das Zentrum „wertvolle Arbeit “ leiste, und sei deshalb um Unterstützung bemüht. Für alle Bürgerhäuser erhöhe sich der Betriebskostenzuschuss in diesem Jahr um zehn und 2024 um gut drei Prozent; für die Alte Feuerwache bedeute dies eine Steigerung um 57.000 beziehungsweise 19.000 Euro. Im Arbeitskreis der „Kölner Elf“, dem Zusammenschluss der Bürgerzentren in Köln, wolle man eine „Argumentationsgrundlage“ für die nächsten Haushaltsverhandlungen erarbeiten.